Turmbauten zu Babel

Thomas Geuder
10. Dezember 2014
One World Trade Center, New York City (Foto: Khalid Mahmood)

Die Welt der Architektur dreht sich zu diesem Jahresende ein Stück weit auch um einen der klassischen Archetypen der Architektur: das Hochhaus. Zumindest im Deutschen Architekturmuseum DAM, wo sich gleich zwei Ausstellungen mit vertikalen Bauwerken beschäftigen: «Himmelstürmend» wirft einen lehrreichen Blick zurück auf die Geschichte des Hochhauses in der wohl bekanntesten Hochhausstadt Deutschlands Frankfurt am Main seit dem Wiederaufbau nach 1945 und stellt ausgewählte Bauten in ihren historischen, ökonomischen und kulturellen Kontext (noch bis 19. April 2015). Die Ausstellung «Best Highrises 2014/15» zeigt eine umfassende Dokumentation aller nominierten Bauten des diesjährigen Internationalen Hochbaupreises, insgesamt 26 Gebäude aus 17 Ländern, die binnen der letzten zwei Jahre fertiggestellt wurden (noch bis 1. Februar 2015, wir berichteten in Ausgabe 48). Ihnen allen gemein ist ein gewisser visionärer Entwurfsansatz, der aktuelle (und zukünftige) Probleme des Lebens in der Stadt lösen soll – mit je nach Entstehungsland sehr unterschiedlichen Antworten.

The Palazzo (Las Vegas), The Shard (London), Taipei 101 (Taipei) (Fotos: Mikerussell, Michiel van Dijk)

Wie aber steht es neben aller architektonischer und konzeptioneller Fragen mit den Kosten, die nicht selten ebenfalls schwindelerregende Höhen erreichen? Der Anbieter von Gebäudeinformationen Emporis haben nun ein Ranking der zehn teuersten Wolkenkratzer der Welt zusammengestellt, mit für manchen überraschendem Ergebnis. Denn der mit Abstand teuerste Wolkenkratzer der Welt ist demnach zurzeit das One World Trade Center in New York City, das direkt neben dem Gedenkplatz für die am 11. September 2001 zerstörten Twin Towers errichtet wurde (David Childs von SOM, auf Grundlage des Entwurfs von Daniel Libeskind). Das 3,9 Mrd. Dollar teure Gebäude kostete mehr als das Luxushotel The Palazzo in Las Vegas (HKS, Inc.) und der Gewinner des Emporis Skyscraper Awards 2013 The Shard in London (Renzo Piano Building Workshop) zusammen, die sich mit Baukosten von jeweils rund 1.9 Mrd. Dollar den zweiten Platz in der Reihe der teuersten Hochhäuser der Welt teilen. Fast schon überraschend: Das derzeit höchste Gebäude der Welt, der Burj Khalifa in Dubai (Adrian Smith von SOM), belegt mit 1,5 Mrd. Dollar «nur» Platz 4 und ist damit nicht einmal halb so teuer wie der Spitzenreiter.

Burj Khalifa (Dubai), Sheraton Huzhou Hot Spring Resort (Huzhou), CapitaGreen (Singapur) (Fotos: Colin Capelle, MAD Architects / XiaZhi, Mith252)

Einziger noch nicht fertiggestellter Bau in der Liste der teuersten Wolkenkratzer ist übrigens die Elbphilharmonie in Hamburgs HafenCity. Sie ist gleichwohl kein Hochhaus im klassischen Sinne, mit seinen 110 Metern Höhe erlangt es jedoch knapp den Status eines Wolkenkratzers, der (laut Emporis) mindestens 100 Meter hoch bzw. bei nicht bekannter Höhe mindestens 40 Stockwerke besitzen muss. Die Elbphilharmonie schafft es mit zurzeit geschätzten Baukosten von rund 1,03 Mrd. Dollar immerhin schon auf Platz 6 – angesichts der spektakulären Kostenentwicklung des Prestigeprojekts und der noch zu erwartenden Bauzeit allerdings mit bestem Potenzial für die oberen Ränge im weltweiten Kosten-Ranking. tg

Elbphilharmonie (Hamburg), Bank of America Tower (New York City), Chifley Tower (Sydney) (Fotos: Daniel Schuldt, John W. Cahill, John Bek)
Die teuersten Wolkenkratzer der Welt. (Quelle: Emporis)

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