«Plenum – Places of Power»

Jenny Keller
11. Juni 2014
Die 196 Parlamente dieser Welt hängen im Maßstab 1:500 an den Wänden des Österreichischen Pavillons. In ihrer massenhaften Anordnung werden die Monumente zum Ornament. Bild: Markus Bachmann

In der schieren Menge der Beinnale-Beiträge (es sind alleine 66 Länderpavillons) vermag nicht alles zu überzeugen. Wenn man sich über den Sinn eines Beitrags Gedanken macht (jedes Land investiert jedes Jahr – die Kunstbiennale gibt es ja auch noch – Zeit, Geduld und Geld in einen Beitrag, der zur Erklärung unzählige Bücher, Flyer etc. nach sich zieht und möglicherweise nicht das Gewicht und die Strahlkraft hat, dass er weiterklingt als bis zum jeweiligen Ende der Ausstellung), dann ist der österreichische Beitrag auf mehreren Ebenen nachhaltig und wertvoll.

Im Innenraum des Pavillons von Josef Hoffmann (1934, erweitert und modernisiert im Sinne des «International Style» 1954) Bild: Markus Bachmann

Erstens erfüllt er ganz einfach und doch essenziell einen ästhetischen Anspruch, weiße Modelle im Maßstab 1:500 sind an den Wänden des Pavillons aufgehängt; 196 in der Zahl, denn es handelt sich um alle Parlamentsgebäude der Welt, die in den letzten 100 Jahren entstanden sind. Wir sehen darin nicht nur ein Ornment aus Gebäudeformen, sondern auch: Architektur ist politisch. Ein Katalog, in dem die verschiedenen Typologien versammelt sind, fungiert auch nach der Ausstellung als erstmaliges Nachschlagewerk dieser Gebäudetypologie. Die Kuratoren erzählten, dass die Aufarbeitung zum Buch und den Modellen nicht einfach war, denn nicht von jedem Land erhielt man ausreichend Material. Vielleicht sei das eine oder andere Parlament nun zu hoch oder zu lang geraten.

Der Innenhof des Pavillons erhält zur Biennale einen Garten der Landschaftsarchitekten Auböck und Kárász und eine Klanginstallation von der Gruppe Kollektiv/Rauschen. Bild: jk

Das Thema wird aber nicht nur «oberflächlich» angegangen, sondern wird in einer vertieften Ebene im Hof des Österreichischen Pavillons aufgegriffen, der von Landschaftsarchitekten Auböck und Kárász umgestaltet worden ist. Anstelle der Bodenplatten im hinteren Teil wurden Bäume aus der ganzen Welt gepflanzt, aus denen Stimmen der Nicht-Repräsentierten zu hören sind. Die Stimmen kommen natürlich  aus Lautsprechern und stehen gegenüber der Stimmen aus den Lautsprechern beim Pavillon, wo man beispielsweise Erdogan gegen Twitter wettern hört. Zu Hören sind Mitschnitte von realen Gegebenheiten der jüngsten Zeit, wo in der ganzen Welt, mehrheitlich auf Plätzen – also im Außenraum –, im Plenum die Stimme nach Demokratie laut wurde. Per Twitter kann man aber auch selbst bestimmen, was die Lautsprecher verkünden sollen. Die Message dabei ist so simpel wie funktionierend: Hier gibt man seine Stimme ab, die hat manchmal Gewicht, manchmal ist der Inhalt banal. Wie in einer funktionierenden Demokratie eben auch.
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