Platz, Alex

Thomas Geuder
16. September 2015
Abgrenzung Workshop-Gebiet (Bild: SenStadtUm / P. Meuser)

«Der Alexanderplatz ist für viele Berliner und Berlinerinnen heute einer der wichtigsten zentralen Orte der Stadt. Für manche ist er Sinnbild einer pulsierenden, vielfältigen Großstadt, für manche ist er ein Stein des Anstoßes, manche fürchten seine unüberschaubaren Dimensionen – dieser Ort ist ein Spiegel unserer Stadtgesellschaft, ihrer Kreativität und ihrer Geschichte und damit ein unverzichtbarer Teil der Identität Berlins», erläutert die Senatsbaudirektorin von Berlin Regula Lüscher im Informationsflyer zum «Workshopverfahren Alexanderplatz». Mit diesem aus zwei Teilen bestehenden Verfahren will die Stadt Berlin den Beschluss des Abgeordnetenhauses von 2014 umsetzen, die bisherigen Planungen um den Alexanderplatz zu überprüfen. Es geht im Grunde also um ein Vorantreiben der Diskussionen über die Zukunft des Alexanderplatzes. Zur Erinnerung: Im Jahr 1993 legten die Architekten Hand Kollhoff und Helga Timmermann einen Masterplan vor, der das Bauen von 10 Hochhäusern vorsieht, die – zusammen mit dem alles überragenden Fernsehturm – den Platz sozusagen eingekesselt hätten. Passiert ist seitdem nicht viel, diskutiert wurde dafür umso mehr. So hat vor wenigen Tagen der erste Teil des Bürgerworkshops stattgefunden, bei dem interessierte Bürger Berlins darüber informiert wurden, was sich am Masterplan ändern ließe und was bleiben soll, um eine Veränderungsstrategie für einen neuen Masterplan erarbeiten zu können – selbstredend stets unter der Prämisse, dass das Abgeordnetenhaus in jedem Fall an der Hochhauskonzeption festhält, denn das Verfahren ist eine Veranstaltung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Berlin.

Nun wäre Berlin nicht Berlin, würden diesem erweiterten Diskussionsangebot nicht auch viele folgen. So hat etwa das «informelle Netzwerk rund um Architektur und Stadt» plattformnachwuchsarchitekten.de vor allem die von Kollhoff vorgeschlagene Planung scharf kritisiert: «[...] zeigte der Architekt Hans Kollhoff mit der Überarbeitung seiner Pläne von 1993, dass er in 22 Jahren nichts dazugelernt hat: statt bisher 10 Hochhäuser, schlägt er nun 11 rund um den Alex vor […]. Dem internationalen Kapitalmarkt gibt er dafür nun die Gelegenheit zuzuschlagen. Schaut her, anonyme Geldgeber dieser Welt, wir bieten in Berlins Zentrum Hochhausgrundstücke zu Schnäppchenpreisen! Kultur der Ostmoderne adé! Nieder mit ihr – jetzt komme ich!» Ob allerdings das Festhalten an Bestehendem der richtige Weg ist, sei dahingestellt. Wie die Faust aufs Auge jedenfalls passte in diese Entwicklung unsere Vorstellung der Streitschrift «Verbietet das Bauen!» von Daniel Fuhrhop vor zwei Wochen. Zwar bezieht Fuhrhop sich darin allgemein auf das Ungleichgewicht zwischen Neubau und Leerstand. Den Kritikern der Alex-Bebauung aber scheint er genug Futter zu liefern, dass sie ihm sowie übrigens den Machern des Leerstandmelders bereits eine öffentliche Diskussionsplattform geboten haben.

Bleibt an dieser Stelle also nur noch der Hinweis auf die nächsten Akte im Verfahren um den Alexanderplatz: Der 2. Bürgerworkshop findet am 9. November 2015 statt, voraussichtlich im ersten Quartal 2016 werden die Ergebnisse des Workshopverfahrens präsntiert. Parallel – das ist vor allem für interessierte Bürger wichtig – gibt es eine Ausstellung zum Thema sowie einen Internetdialog: Unter www.berlin.de/alex (Menüpunkt «Diskutieren Sie mit!») kann man sich nicht nur über die offiziellen Ideen informieren, sondern auch selbst Vorschläge einreichen.Wir wünschen gute Ideen!

Modell Prof. Kollhoff, Wettbewerb 1993 (Bild: Kollhoff)
Bürger können ihre Vorschläge einreichen. (Screenshot: berlin.de/alex)

Andere Artikel in dieser Kategorie