Nach der Glühbirne

Thomas Geuder
29. April 2015
Ingo Maurer: I Ricchi Poveri - Monument for a Bulb (Bild: Ingo Maurer)

Die LED – das ist spätestens seit der letzten Messe Light+Building in jeden Winkel der Baubranche durchgedrungen – ist der gebührende Nachfolger der Glühbirne. Ihr Licht begleitet uns nun schon seit gut 130 Jahren und hat das Leben auf der ganzen Welt grundlegend auf den Kopf gestellt. Mit ihr konnte die Nacht zum Tag gemacht werden, ohne die Abgase durch etwa eine Gaslampe. So hat die Glühbirne über Jahrzehnte hinweg sich tief in unsere Herzen gebrannt. In Verruf geraten ist sie erst, als man sich Gedanken über ihre Effizienz machte, um die es bekanntermaßen nicht besonders gut bestellt ist. Das Ende dieses Liedes war ihr sukzessives Verbot.

Nanoleaf: Gem (Bild: Nanoleaf)

Umso größer war da die Freude in der Branche über die Wiederentdeckung eines Phänomens, das annähernd ebenso lange wie die Glühbirne bekannt ist: Im Jahr 1907 beobachtete der Forscher Henry Joseph Round (1881–1966) erstmals, dass anorganische Stoffe unter dem Einfluss einer angelegten Spannung zu einer Lichtemission fähig sind – das Grundprinzip der LED. Das geschah damals freilich noch in einem sehr geringen Maß. Heute jedoch lassen sich bis zu 200 Lumen pro Watt erreichen (zum Vergleich: Eine 60W-Glühbirne hat eine Lichtausbeute von gut 12 lm/W), und das bei einer Farbtemperatur und Farbwiedergabe, die deutlich besser sind, als die beispielsweise einer sogenannten Energiesparlampe. Aber die will sowieso niemand mehr haben.

Simon Morris: Flyte (Bild: Simon Morris)

Das neue, kleine und leichte Leuchtmittel LED jedenfalls bedeutet nun auch für die Leuchten-Designer, sich auf ganz neue Pfade zu begeben. Denn Leuchten können heute mit einer fest eingebauten LED produziert werden, was bei einer erwarteten Lebensdauer von mindestens 25.000 Std. natürlich kein Problem darstellt. Die LED ist eben eine Generationenlampe.

Alice Min Soo Chun & Stacy Kelly: SolarPuff (Bild: Alice Min Soo Chun & Stacy Kelly)

So werden die alten Fassungen E14 und E27 heute eigentlich nicht mehr benötigt. Und doch sind sie praktisch, gut zu handhaben und in jeder Wohnung zahlreich vorhanden. Nicht vergessen darf man auch, dass in jeder Glühbirne eine gehörige Portion Nostalgie steckt. Es verwundert also nicht, wenn Designer sich immer wieder an einer modernen Interpretation der altehrwürdigen Glühbirne versuchen. Dabei kommen sehr unterschiedliche, teils verrückte, poetische, überraschende oder auch sehr technische Lösungen heraus. Eine Auswahl der Entwürfe, die in der letzten Woche auf unserem Redaktionstisch gelandet sind, möchten wir Ihnen in der linken Spalte zeigen.

Elivatix: Lunaluxx (Bild: Elivatix)

Fehlen darf in dieser Reihe natürlich nicht der Meister des Leuchtenentwurfs Ingo Maurer aus München, der sich lange gegen das Verbot der Glühbirne gewehrt hatte und in der LED seinen Frieden gefunden zu haben scheint. Sein Entwurf «I Ricchi Poveri - Monument for a Bulb» (ausgestattet übrigens mit einer 35 W Niedervolt-Halogen-Glühlampe) überhöht die Glühbirnenform zu einem Denkmal. Die Firma Nanoleaf aus Toronto, die durch ihre gefaltete LED-Birne «One» bekannt geworden ist, hat nun mit «Gem» eine Version aus Glas in ähnlicher Form im Sortiment. Die komplette Lampe schweben lässt das Kickstarter-Projekt «Flyte», dessen Finanzierungsziel jetzt, rund drei Wochen vor Ende, bereits um mehr als das Doppelte übertroffen ist. Auch um die Finanzierung des ebenfalls Kickstarter-Projekts «SolarPuff», eine faltbare LED-Tasche mit Solarzellen, müssen wir uns keine Sorgen mehr machen. Allenfalls die nicht weniger spannende Kickstarter-Idee «Lunaluxx» benötigt in den nächsten Tagen noch Unterstützung: Hier erzeugt eine wie von Geisterhand schwebende Scheibe, die von einer blauen LED beschossen wird, ein warmweißes Licht. tg

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