Kooperation Kommunaler Träger und privater Wohnbauinitiative

Esslinger Gartenstadt-Quartier als IBA’27-Experiment

Leonhard Fromm
27. September 2023
Oberhalb der Esslinger Burg wollen die Initiatoren im Stadtteil Hohenkreuz ein Quartier mit 1000 Bewohnern auf vier Hektar im Rahmen der IBA’27 ökologisch und sozial neu vitalisieren. (Foto: IBA’27)

Wer in Esslingen aus der S-Bahn steigt und durch die Altstadtgässchen bergan geht, erreicht oberhalb der Burg der Neckarstadt den Stadtteil Hohenkreuz mit dem historischen Palmschen Park. Hier sollen Besucher ab 2027 im angrenzenden Wohnviertel zwischen Tobias-Mayer-Straße und Palmstraße einem bunten Quartiersleben begegnen: Menschen, die dort zusammen gärtnern, Fahrräder reparieren, spielen oder Feste feiern. 

Grundlage für die Planungen des neuen Quartiers bildet ein mehrstufiges Auswahlverfahren, das Projektträger, zukünftige Bewohner und Stadtgesellschaft nun entschieden haben. So konzentrieren sich urbane, bis zu achtgeschossige Gebäudegruppen an den Rändern des Quartiers und lassen im Quartiersinneren einen vielgestaltigen Grünraum mit gemeinschaftlichen Plätzen, Höfen und Gärten frei. Während die zentrale Palmpromenade das Gartenfeld mit der Nachbarschaft verbindet und es zum Begegnungsort für den ganzen Stadtteil macht, öffnen sich die Erdgeschosse mit Gewerbe-, Gemeinschafts- und Atelierflächen zum Quartier.
Im ersten Bauabschnitt sollen südlich der Palmpromenade ein hohes, L-förmiges Haus und nördlich ein Gebäude entstehen, das im Wettbewerb als IBA’27-Experimentierhaus mit offenem Programm definiert war. Hier, im sogenannten Kettenhaus, möchte die private Initiative AlWo – ein Häusersyndikatsprojekt, das seit längerem im IBA’27-Netz kooperiert – ihr erstes Bauprojekt realisieren. Das flexible Holzhaus soll mit unterschiedlichen Wohnungsangeboten Raum für vielfältige Formen des Zusammenlebens bieten.

Im sogenannten Kettenhaus möchte die AlWo ein flexibles Holzhaus mit unterschiedlichsten Wohnungsangeboten für vielfältigste Formen des Zusammenlebens realisieren. (Visualisierung: IBA’27)

»Das neue Wohnquartier soll vielfältig, lebendig und inklusiv sein, also Wohnraum für Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen bieten«, heißt es in der Begründung der IBA. Das Highlight des Quartiers wird demnach das geplante Gartenfeld sein. Als neue Mitte, die ein öffentlicher Hof mit produktivem Garten bildet, wird es allen Bewohnern und deren Nachbarschaft zugänglich sein und das Zusammenleben fördern, so der Plan.

Dabei wird »ZusammenWachsen« räumlich wie strukturell verstanden: Das Quartier soll gemeinschaftliches Leben und innovatives Bauen in hoher stadträumlicher Qualität miteinander verbinden und ist als Kooperation eines kommunalen Wohnungsunternehmens mit einer privaten, lokalen Wohninitiative ein Experiment, in dem Erfahrungen gesammelt und Kompetenzen und Ressourcen gebündelt werden. 

Das Projekt umfasst vier Hektar und betrifft rund 1000 Bewohner*innen. Begonnen wurde es als Vorhaben des IBA’27-Netzwerkes 2021 mit einem Bürger-Beteiligungsverfahren, an das sich ein nichtoffener zweistufiger Realisierungswettbewerb anschloss, den das Wiener Studio VlayStreeruwitz mit seinem Partner Carla Lo Landschaftsarchitektur gewann. An der Umsetzung beteiligt sind die Wittfoht Architekten mit der Schreiberplan GmbH, beide in Stuttgart. Zur IBA’27 soll der erste Bauabschnitt fertiggestellt sein.

Foto: IBA’27

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