Die Sterne danken

Thomas Geuder
26. Februar 2014
Himmel über dem Naturpark Westhavelland in Winter mit Milchstraße. (Bild: Andreas Hänel)

Großstädte wie Berlin schlafen bekanntlich niemals. Für viele mag das gut und praktisch sein, doch die Biologie von Mensch, Tier und Pflanze ist seit jeher auf den immerwährenden Rhythmus aus Tag und Nacht angewiesen. Wir brauchen die Nacht zum Schlafen und Regenerieren. In einer Welt aber, in der das Licht mit positiven Eigenschaften wie Ästhetik, Wirtschaft oder Sicherheit verbunden ist, wird das zunehmend schwieriger. Die Beleuchtungstechnik wird zudem immer günstiger und energieeffizienter, es wird immer einfacher, die Nacht zum Tag zu machen. Und so muss man sie geradezu suchen, die dunklen Flecken in unserer Landschaft.

Lichtverschmutzung in Europa, Stand 2012. (Bild: VIIRS-Aufnahme, lichtverschmutzung.de)

Für alle Berliner, die der übermächtigen Helligkeit überdrüssig sind, gibt es jetzt eine gute Nachricht: Nur 70 km westlich der Hauptstadt befindet sich der Naturpark Westhavelland, der eines der dunkelsten Gebiete Deutschlands ist. Seit dem 12. Januar ist dieser nun der erste offizielle Sternenpark Deutschlands, ernannt von der International Dark Sky Association (IDA). Die neue Sternendestination im westlichen Brandenburg umfasst den gesamten Naturpark mit 1.315 Quadratkilometern. Besonders gute Beobachtungsmöglichkeiten gibt es in der ca. 40 Quadratkilometer großen Kernzone zwischen Gülpe und Nennhausen. Besonders bemerkenswert: Trotz der relativen Nähe zur Metropole Berlin sind aufgrund der dünnen Besiedlung die Nächte im Westhavelland so dunkel, dass die Milchstraße mit ihren einzelnen, abertausenden Sternen als plastisches Gebilde erlebt werden kann.

Überreichung der Urkunde für den ersten deutschen Sternenpark durch Umweltministerin Anita Tack (Bild: Alrun Kaune-Nüßlein, MUGV)

Angestoßen hat die Bewerbung der Direktor des Planetariums im Osnabrücker Museum Am Schölerberg Dr. Andreas Hänel. Vor fünf Jahren begann eine Kooperation zahlreicher Stadtverwaltungen im Naturpark mit dem Ziel, die Lichtverschmutzung nach den Richtlinien der IDA einzudämmen. «Ich hoffe, diese Auszeichnung ist ein Ansporn für die Kommunen im Naturpark und für viel weitere im ganzen Land, zukünftig nachhaltige und umweltfreundliche Beleuchtung zu installieren und so die Nacht und den Sternenhimmel zu schützen», betonte Dr. Andreas Hänel bei der Übergabe der Urkunde. An den Erfolg hat er von Anfang an geglaubt und als Mitglied der Fachgruppe Dark Sky Impulse gesetzt. «Es geht nicht nur um das Erleben eines dunklen Sternhimmels, sondern auch um den Schutz nachtaktiver Tiere und Energieeinsparung durch sinnvoll eingesetzte künstliche Beleuchtung». Die Bewohner im Naturpark Westhavelland müssen sich dennoch nicht sorgen: Bei der Initiative geht es nicht um das bloße Ausknipsen des Lichts, sondern um eine intelligente und bedarfsgerechte Steuerung und Verteilung.

Lage des Naturparks Westhavelland. (Karte: Lencer via Wikimedia Commons)

Weltweit gibt es inzwischen 24, in Europa nur 8 Sternenparks.

Mehr Informationen unter:
International Dark-Sky Association 
Lichtverschmutzung.de

pdf-Faltblatt «Sternenpark Naturpark Westhavelland» zum Download 

Spannend unter diesem Aspekt: die Messe Light+Building in Frankfurt/Main vom 30. März bis 4. April, wo World-Architects.com wieder Guided Tours durch die Messehallen sowie über die Luminale durchführen wird. Mehr Infos und Anmeldung


Film: Losing the Dark - a Short Public Service Announcement on Light Pollution. (Dauer: 6:25 min.)

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