Die Entzauberung eines Hauses

Thomas Geuder
4. März 2015
Vogelperspektive des Bischofshauses (Quelle: Bistum Limburg) Vogelperspektive des Bischofshauses

Denn nicht nur mit seiner Person, sondern auch mit dem Bauwerk «Diözesanes Zentrum St. Nikolaus» verbindet man vor allem jenen Protz, für den das Bistum über Monate hinweg in den Schlagzeilen war. Nur: So ein Gebäude lässt sich eben nicht einfach wegbefördern wie unliebsame Menschen, und so sehen sich die Vertreter des Bistums seither in der Not, den rechten Umgang mit dem fertiggestellten Haus zu finden. «Wir haben das Vertrauen vieler Menschen verloren. Nicht wenige haben die Kirche verlassen. Jetzt sind wir gefordert Vertrauen und Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen», so Pfarrer Wolfgang Rösch, Ständiger Vertreter des Apostolischen Administrators.

Vogelperspektive des Bischofshauses (Quelle: Bistum Limburg)

Dies könne, so Rösch, nur durch beständiges Tun, durch Kommunikation, durch Begegnungen und durch Transparenz geschehen. Seit etwa einem Jahr befinde sich das gesamte Bistum in einem Prozess der Aufarbeitung. Die Entwicklungen um das Bischofshaus hätten dazu geführt, intern viele Dinge anzusprechen und auch das Verhältnis zur Öffentlichkeit zu überdenken. Wichtig sei nun, als Kirche das Gespräch mit den Menschen im Bistum und den Mitarbeitern zu suchen.

Den öffentlichen Auftakt zur neuen Transparenzoffensive bildete Ende Februar ein Besichtigungstermin, zu dem Journalisten und Medienvertreter geladen waren. Zuvor waren bereits die Mitarbeiter des Bischöflichen Ordinariats durch das Bischofshaus geführt worden. Ab April schließlich sollen kirchliche Gruppen aus dem Bistum Limburg an Führungen teilnehmen können. Geplant sich auch verschiedene Bildungs- und Kulturveranstaltungen. Die katholische Akademie Rabanus Maurus im Haus am Dom in Frankfurt und die katholische Erwachsenenbildung seien hier wichtige Partner, die theologische, kulturelle und spirituelle Veranstaltungen planen und durchführen werden. Theologische Gesprächsrunden und Vorträge, Podiumsgespräche, musikalische Angebote oder auch Ausstellungen seien im Haus möglich, erläutert Rösch.

Das Bistum Limburg, aber auch wir alle werden indessen nicht umhinkommen, dass etwas geschehen muss mit dem Gebäude. Wir können uns nicht immer wieder etwa an einer freistehenden Badewanne, einer bodenebenen Dusche mit verschiedenen Brausen oder beleuchteten Treppenstufen festbeißen – sie alle sind im Bauwesen heute übrigens keine Besonderheit mehr. Auch wenn das Projekt unverschämte rund 31,5 Millionen Euro gekostet hat, die kircheninterne Prüfung schwere Fehler im Umgang mit den Geldern aufgedeckt hat und man fragen muss, ob es nicht auch ein einfacherer, schlichterer Bau getan hätte, muss das Bischofshaus – entworfen und geplant immerhin von dem ehemaligen Präsidenten des BDA Michael Frielinghaus – nun in eine alternative, sinnvolle Nutzung überführt werden. Gute Architektur lässt das mit sich machen.

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