Die vergessenen Kinos von Amman

Neben Ministerien und weiteren Regierungsbauten wurden eine Reihe von Kinos gebaut, die Produktionen sowohl aus der arabischen Welt als auch aus Hollywood zeigten. Von Anfang an erfreuten sich diese Lichtspielhäuser großer Popularität und arbeiteten in den ersten Jahrzehnten ihres Bestehens auch sehr rentabel.

Währenddessen expandierte Amman weiter und übernahm ab Mitte der Siebzigerjahre die Rolle Beiruts als Finanzplatz der Region. Die wohlhabenderen Schichten verließen nach und nach das Zentrum in Richtung der großflächigen, abgeschirmteren Suburbs. Dort eröffneten neue, technisch besser ausgestattete Kinos in oder neben Shopping Malls und lockten die Filmfans von den zentralen Spielstätten fort. Die leerten sich schnell und wurden schließlich baufällig. Viele von ihnen machten ihre Pforten für immer dicht.

Der in Amman lebende Fotograf und Grafik-Designer Hassam Da'na arbeitet für das Online-Magazin 7iber, das über Politik, Kultur und Kunst in Jordanien sowie der weiteren Region berichtet und sich insbesondere für eine breitere Nutzung des Internets durch die lokale Bevölkerung stark macht. Fasziniert von ihrem maroden Charme, begann Da'na, die Lichtspielhäuser der Fünfziger- und Sechzigerjahre mit der Kamera festzuhalten. Das »Al-Hussein« zum Beispiel, das seinen Betrieb längst eingestellt hat, zog einst mit Blockbustern ein kaufkräftiges Publikum an. Ins »Al-Hamra« ging die lokale Jugend, um sich Karate- und Actionstreifen anzuschauen. Auch heute noch bietet es ein Programm an. Gelegentlich laufen dort arabische Produktionen, Gemunkelt wird, dass dort aber auch illegale Vorführungen pornographischer Filme stattfinden sollen.

Die baufällige Downtown Ammans, die trotz ihres modernistischen Charakters heute tatsächlich zu den älteren Teilen von Jordaniens Metropole zählt, wird gerade von einer jungen, internationalisierten Bevölkerung neu entdeckt und damit womöglich vor dem Abriss bewahrt. An vielen Ecken eröffnen Cafés und Restaurants. Eine Chance für die Kinos der Gegend, zu einer Renaissance zu gelangen, hofft René Boer, Mitglied der Amsterdamer Forschungsplattform Failed Architecture, der den zunächst auf 7iber veröffentlichten Fotoessay von Hussein Da'na jüngst auf der Failed-Architecture-Seite vorgestellt hat.