Erweiterung der Gastronomie auf der Burg Wertheim

Vielschichtige Herausforderung

punkt4 architekten
7. November 2018
Küchenanbau (Bild: Jonathan Scheder)

Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Wenn man eine zeitgenössische Einfügung in ein über 400 Jahre altes Bauwerk plant, ist das nicht nur technisch-konstruktiv, sondern auch emotional eine große Herausforderung. Das Einfügen von Raumgliederungen und Baukörpern in Gemäuer, die aufgrund einer Pulverexplosion im Dreißigjährigen Krieg zerstört wurden, ist nicht alltäglich. Auch die Lage auf schwer zugänglichem Terrain ist für die Erreichbarkeit und Konstruktionswahl eine besondere Herausforderung gewesen.

Küchenanbau (Bild: Jonathan Scheder)

Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?
Inspirationen waren sowohl Analogien zu als auch Vorbilder von Nebengebäuden auf dieser oder vergleichbaren Burganlagen. Desweiteren ein grundlegendes Materialverständnis sowie konstruktive Notwendigkeiten, die aus den vorhandenen Materialien und den vorgefundenen Lücken der Bausubstanz mit der Idee, ein dem menschlichen Maß entsprechend proportioniertes Raumverhältnis zu erzielen.

Gastraum (Bild: Jonathan Scheder)

Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?
Durch das Einfügen des Küchenanbaus in die Lücke des Johannesbaus mittels einer Holzrahmenkonstruktion reagierten die Konstruktion und der Entwurf auf das an dieser Stelle nicht mit Fahrzeugen zugänglichem Baufeld. Über den hohen Vorfertigungsgrad der Bauteile konnte mittels einer Staffelung von Kränen der Küchenanbau zwischen die Ruinenmauern gesetzt werden.
Der Löwensteiner Bau hingegen setzt der massiven Sandsteinruine mit Stahlbeton ein ebenbürtiges Material entgegen, ohne sich anzubiedern. Der Einbau steht wie ein Betontisch in der Ruine und lässt einen neuen Gastraum sowie eine Terrasse samt Zugang entstehen.

Terrasse (Bild: Jonathan Scheder)

Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?
Die Bauherrschaft und die Nutzer sind insbesondere unter Aspekten der Funktionalität und Wirtschaftlichkeit in den Entstehungsprozess des Entwurfes intensiv mit eingebunden gewesen. So waren Entwurfs- und Konstruktionsentscheidungen stets nachvollziehbar und stießen auf hohe Akzeptanz.

Wie hat sich das Projekt vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk verändert?
Die Bauaufgabe war nicht von vorneherein klar definiert.
Da sich Aufgabe und Umfang im Laufe des Prozesses verändert haben, hat sich auch der Entwurf angepasst. Letztendlich stand jedoch die Idee und das Bild in einer frühen Entwurfsphase schon fest.

Einfügeschema
Grundriss Erdgeschoss
Schnitt

Erweiterung der Gastronomie auf der Burg Wertheim
Küchenanbau und Überdachung des Löwensteiner Baus
2016

Schlossgasse 11
97877 Wertheim

Auftragsart
Leistungsphase 1–8

Bauherrschaft
Eigenbetrieb Burg Wertheim, Wertheim

Architektur
punkt4 architekten BDA DWB, Kassel
Projektleiter: Christian Bernard
beteiligte MitarbeiterInnen: Dennis Lange, Joscha von der Decken

Fachplaner
Tragwerksplanung: B+G Ingenieure, Frankfurt am Main
TGA: Ingenieur Büro Metzger, Weikersheim

Gebäudevolumen
2.085 m³

Gesamtkosten
2.400.000 €

Auszeichnung
Beispielhaftes Bauen Baden-Württemberg (AKBW)

Fotos
Jonathan Scheder

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