Stadt-Natur-Park Flingern
Umgenutzte Relikte
Förder Landschaftsarchitekten
19. September 2018
Historische Relikte wie Signalmasten und Bahnschienen wurden in die neue Parkanlage integriert
Der 2017 von Förder Landschaftsarchitekten fertiggestellte Stadt-Natur-Park Flingern in Düsseldorf spielt mit verbliebenen Elementen aus der früheren Zeit als Güterbahnhofsgelände. Matthias Förder erläutert das Projekt.
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Bei dem Planungsgebiet handelt es sich um einen „besonderen“ Ort: ein zentral gelegenes, ehemaliges Güterbahnhofsgelände, dass nach seiner Nutzung brach lag. Wir haben das Gelände zu einem modernen Stadtpark umgestaltet, der das neue Herzstück des Wohngebiets „Grafental“ bildet. Ziel war es, nicht nur ein Gestaltungskonzept zu entwickeln, das Naturerlebnis in der Stadt bietet, eine attraktive Gestaltung aufweist und eine hohe Aufenthaltsqualität für die Parkbesucher bietet, sondern dem Park auch eine eigene Identität verleiht. Aufgrund der hohen Anzahl von unterschiedlichen Nutzergruppen weist der Park eine hohe Nutzungsvielfalt auf.
Der Park vereint Urbanität mit Natur
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?
Vision und Leitbild für das Projekt sind der moderne Stadtpark, der Urbanität und Natur miteinander vereint und in den identitätsstiftende Elemente der früheren Nutzung integriert sind. Die Urbanität wird durch ein gradliniges und filigranes Nutzungsband mit „Gleispromenade“ interpretiert. Der übrige Park mit seinem geschwungenen, landschaftlichen Weg wird in Anlehnung an seinen naturnahen und ruderalen Habitus entwickelt und rahmt das Nutzungsband ein.
Bahnschienen als Einfassungen, erinnern an die früher Nutzung
Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?
Der Entwurf greift die Geschichte des Ortes auf und projiziert sie in die Parkanlage. Naturnahe Bestandselemente wie die Ruderalvegetation und Relikte der Bahnnutzung (Bahnschienen, Prellbock, Signalmasten und Industriecontainer) wurden in die Planung aufgenommen und mit den Mitteln der modernen Landschaftsarchitektur neu interpretiert. So dienen zum Beispiel die Signalmasten als Pflanzgerüste, die Bahnschienen als Einfassungen und die Industriecontainer als Spielelemente.
Topografisch werden die vorhandenen Bodenmodellierungen stärker herausgearbeitet und akzentuiert, sodass die Böschungen im gestalterischen Sinne an die Ausbildung eines Bahndamms erinnern.
Tipi Zelte und ein kleiner Birkenhain können von den kleinen Parkbesuchern zum Rollenspiel genutzt werden
Wie hat sich das Projekt vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk verändert?
Der Entwurf geht aus einem ersten Rang bei einer Mehrfachbeauftragung hervor. Die Grundidee und das Gestaltungskonzept sind von dieser ersten Phase bis zum fertiggestellten Projekt erhalten geblieben. Lediglich bei den Spielbereichen gab es kleine Anpassungen. Zum Beispiel ist aus dem vorgesehenen Streetballfeld eine Parkuranlage geworden und die geplanten drei Spielcontainer wurden auf zwei reduziert. Im Bereich der Gleispromenade sah der Wettbewerbsbeitrag einen Kiosk in einem ausrangierten Eisenbahnwagon vor. Diese Idee war leider nicht umsetzbar.
Die Spielcontainer im Stadt-Natur-Park Flingern sind Sonderanfertigungen, die eigens und bis aufs kleinste Detail für die Parkanlage entworfen und gebaut wurden
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?
Eine Tendenz lässt sich bei der Planung der Spielgeräte erkennen. Hier geht der Trend – zumindest bei unseren Projekten – weg vom Standardspielgerät aus dem Katalog hin zu individuell gestalteten Spielgeräten. Die Spielcontainer im Stadt-Natur-Park Flingern sind Sonderanfertigungen. Darüber hinaus wird durch das Gestaltungs- und Vegetationskonzept eine weitestgehend extensive Pflege der Parkanlage ermöglicht.
Parkuranlage für Kinder, Jugendliche und Erwachsene
Welche speziellen Produkte oder Materialien haben zum Erfolg des Projekts beigetragen?
Die Wiederverwendung von historischen Materialen und Ausstattungselementen (Bahngleise, Signalmasten etc.) schafft einen Bezug zur Geschichte des Ortes. Der städtische Charakter der Gleispromenade wird durch großformatige Stelcon Platten gestärkt. Dem gegenüber stehen wasserdurchlässige Oberflächenbeläge, Spielgeräte aus Holz und ein extensives Pflanzkonzept in den weiteren Teilen der Parkanlage.
Lageplan
Stadt-Natur-Park Flingern
2017
Schlüterstraße
40235 Düsseldorf
Auftragsart
Mehrfachbeauftragung, 1. Rang
Bauherrschaft
Grafental GmbH
Landschaftsarchitektur
Förder Landschaftsarchitekten GmbH, Essen
Mitarbeiter: Matthias Förder, Florian Kahl, Jürgen Maas-Petermann
Fachplaner
Parcouranlage: DSGN Concepts, Münster
Ausführende Firmen
Landschaftsbau: Ringbeck GmbH, Oelde
Hersteller
Spielgeräte: SIK-Holzgestaltungs GmbH
Slackline: Berliner Seilfabrik GmbH & Co
Mehrgenerationenspielgeräte: Playfit GmbH
Bäume und Pflanzen: Bruns Pflanzen-Export GmbH & Co. KG
Abfallbehälter: gemeinnützige Westeifel Werke GmbH
Pflaster: Betonwerk Lintel GmbH & Co. KG
Betonfertigelemente: H. Klostermann GmbH & Co. KG; Rekers Betonwerk GmbH & Co. KG; Stelcon AG
Größe Freianlage
2,2 ha
Gesamtkosten
1.100.000 € brutto
Fotos
Johannes Zell