Reanimiertes Denkmal

KBNK Architekten
9. Dezember 2015
Dank der geschickten Anordnung von wenigen Bauelementen konnte bei Sanierung und Ergänzung – trotz der Umnutzung zum Wohngebäude – die ursprüngliche Wirkung als Industriedenkmal erhalten bleiben. (Foto: Dorfmüller | Klier)
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?

Die Kattau-Mühle – 1914 im Hafen von Buxtehude fertiggestellt  – war einmal der modernste Kornspeicher Europas. Nach seiner Schließung fristete das Gebäude fast 40 Jahre ein Schattendasein als Möbellager. Unzureichend auf Torfboden gegründet, war das Gebäude zum Teil bis zu 40 cm abgesackt. In einem aufwändigen Sanierungs- und Hubverfahren wurde der fünfgeschossige Baukörper in einem Stück angehoben und neu ausgerichtet. Mit der Umnutzung wurde dem Industriedenkmal neues Leben eingehaucht.

Zustand 2012: Seit fast 50 Jahren war an der Mühle nichts Grundlegendes mehr verändert worden und nichts in den Erhalt investiert worden. (Foto: Dorfmüller | Klier)
Hydraulisch gesteuerte Pressen brachten den 1500 Tonnen schweren Koloss wieder ins Lot. Anschließend wurde das Gebäude auf ein solides Pfahlfundament umgelastet. (Foto: Dorfmüller | Klier)
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?

Kern des Konzepts ist der Erhalt des prägenden Industriedenkmals im Buxtehuder Hafen. Die Umnutzung zum Wohngebäude stellte hohe konstruktive Ansprüche an alle Beteiligten und bot die Chance besondere räumliche Qualitäten zu entwickeln. Das aus sechs Kammern bestehende Getreidesilo wurde zu einem luftigen Treppenhaus umgebaut, das erhaltene Tragwerk mit den Holzdecken und -stützen stellt einen besonderen Reiz dar.

Die als Brandschutzwand fungierende Backsteinmauer auf der Ostseite hat heute Fenster und Loggien. (Foto: Dorfmüller | Klier)
An der Wasserseite zur Este wurde ein Café eröffnet und durch den wieder geöffneten Arkadenbereich eine wichtige Verbindung in die Altstadt wieder freigegeben. (Foto: Dorfmüller | Klier)
Aufgrund der deutlich überdimensionierten Holzbalken konnte auf konstruktiven Brandschutz der Holzkonstruktion in den Wohnungen weitgehend verzichtet werden. (Foto: Dorfmüller | Klier)
Heute beherbergt die Kattau Mühle 14 Wohneinheiten in den Obergeschossen. (Foto: Dorfmüller | Klier)
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?

Der Entwurf ist in enger Abstimmung mit dem Bauherrn sowie der Stadt Buxtehude entwickelt worden, da die Kattau Mühle das prägende industrielle Denkmal der Stadt darstellt. Denkmalschutzamt und Bauherr haben gemeinsam mit den Planern in einem sehr konstruktiven Prozess eine überzeugende Lösung für die Sanierung und Nutzung der Kattau Mühle möglich gemacht.

Das ehemalige Silo wurde zum Treppenhaus. (Foto: Dorfmüller | Klier)
Alte Originalteile der Mühlentechnik (Motor, Winden und alte Mauerwerksanker) finden als Ausstellungsstücke im neuen Treppenhaus ihren Platz. (Foto: Dorfmüller | Klier)
Wie hat sich das Projekt vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk verändert?

Bereits im ersten Konzept sind alle wesentlichen Bausteine des Entwurfs enthalten gewesen. Der Entwurf hat sich im Ganzen wenig verändert, die Änderungen fanden vielmehr im Detail statt, als Reaktion auf die komplexen konstruktiven Anforderungen während der Sanierung.

Lageplan – Die Mühle ist seit jeher ein wichtiges Gebäude für Buxtehude, das seine Funktion als Abschluss der Hafenbebauung wahrnimmt. (Zeichnung: KBNK Architekten)
Grundriss Erdgeschoss – In das ehemalige Mühlen- und Lagergebäude wurden im Erdgeschoss drei Gewerbeflächen integriert. (Zeichnung: KBNK Architekten)
Das frühere Getreidesilo ist heute Treppenhaus (Zeichnung: KBNK Architekten)
Kattau-Mühle
2015
Estebrügger Straße 2
21614 Buxtehude

Nutzung
Wohnen und Gewerbe (14 Wohneinheiten in den Obergeschossen und Gewerbeflächen im Erdgeschoss)

Auftragsart
Direktauftrag

Bauherrschaft
Bauherr: GbR Kattaumühle
Bauherrenvertretung/Generalübernehmer: HBI – Hausbau- Immobiliengesellschaft mbH, Nottensdorf

Architektur
KBNK Architekten, Hamburg
Projektleiter: Frank Birwe, Claudia Körner
Mitarbeiter: Arch. Fenja Tonder

Fachplaner
Statik: KFP Ingenieure, Buxtehude
Haustechnik: Energie&Technik GmbH, Sittensen
Brandschutz: KFP Ingenieure, Buxtehude
Baugrund: Steinfeld und Partner GbR, Hamburg
Freiraum: Dittloff+Paschburg Landschaftsarchitekten, Hamburg

Ausführende Firmen
Abbruch: Brand & Schulz GmbH & Co. KG, Harsefeld
Nachgründung/Hub: Bennert GmbH Betrieb für Bauwerkssicherung, Klettbach
Erw. Rohbau, Fassaden-/Mauerwerk Sanierung: Otto Wulff Bauunternehmung GmbH, Hamburg
Zimmerarbeiten/Dach: Zimmerei Heins, Nottensdorf
Stahlfenster, Ankerplatten (Schmiedemeister, Restaurator): Stefan Lasch Abendroth, Hamburg
Mauerarbeiten: S.f.b. Bau GmbH, Drochtersen
Elektro: Elektroanlagen Sass GmbH, Buxtehude
Dachdecker/Klempner: Schmidt Bedachung Hamburg GmbH, Hamburg
Trockenbau: Harald Hustedt GmbH, Oyten
Malerarbeiten: Malerereibetrieb Sill, Jork

Produkte/Hersteller
Stein für Mauerwerksergänzung: Ziegelwerk Schüring
Fassaden-, Faschenputz und Farbe: Quickmix
Pfosten-Riegel-Fassade: Schüco
Innentüren: Herholz
Trockenbaumaterial: Rigips
Feinsteinzeug Treppenhaus: Floor Gres
Feinsteinzeug Bäder: Atlas Concord
Aufzug: Schindler
Dachabdichtung: Alwitra
Innendämmung: Heck
Sanierputz: Rajasil
Außensteg Platten: Lithon Plus

Bruttogeschossfläche
2.640 m² BGFa

Gebäudevolumen
8.724 m³ BRIa

Gebäudekosten
ca. 5.300.000 € (KG 200-500)

Gesamtkosten
ca. 7.500.000 €

Fotos
Markus Dorfmüller | Johanna Klier, Hamburg

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