Präzise Hülle

kister scheithauer gross architekten
4. November 2015
Zweigeschossiger Gebäudekomplex mit Keramikfassade (Foto: Yohan Zerdoun)
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?

Die topographische Lage über der Autobahn und die hervorragende Sicht auf die Stadt waren die städtebaulichen Parameter für unseren Entwurf und haben das „schwebende“ Büro provoziert. So ragt der Büroteil mit Räumen für Besprechungen und Präsentationen im Erdgeschoss über das abschüssige Gelände hinaus und bietet den Nutzern einen weitläufigen Blick über Bayreuth. Weiterhin nutzen wir die Hanglage so aus, dass das Gebäude von den westlich vorbeiführenden Fernstraßen wahrgenommen wird.

Die Fassadengestaltung ist aus der traditionellen Glasurtechnik Craquelé abgeleitet (Foto: Yohan Zerdoun)
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?

Glasierte Keramik wird bei hohen Temperaturen gebrannt, ist oftmals großen Temperaturschwankungen ausgesetzt und kann bei schneller Abkühlung an der Oberfläche feine unregelmäßige Risse bilden – die sogenannte Craquelébildung. Auf die Forschungsmethode, durch Brennvorgänge neue Techniken zu entwickeln, reagiert die Fassade mit einem geometrischen Craquelé-Muster. Das verwendete Material Keramik ist ebenfalls ein „gebrannter“ Baustoff, der wiederum auf die Brennöfen des Instituts verweist.

Das Motiv wird als regelmäßiges Netzmuster über die gesamte Fassade gezogen (Foto: Yohan Zerdoun)
Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?

Mit einer typologischen Zweiteilung: Zum einen gibt es die erdverhaftete Technikhalle mit den konischen Fenstern und dem aufgeständerten Büroriegel, zum anderen die erdgeschossigen Seminarräume, die die Nutzeranforderungen abbilden.

Foyer (Foto: Yohan Zerdoun)
Forschungsschwerpunkt des Fraunhofer-Zentrums für Hochtemperatur-Leichtbau HTL ist die Verbesserung der Qualität sowie der Material- und Energieeffizienz von industriellen Wärmeprozessen- (Foto: Yohan Zerdoun)
Welche speziellen Produkte oder Materialien haben zum Erfolg des Bauwerks beigetragen?

Eine große Herausforderung für die ausführenden Firmen waren die neu entwickelte Keramikfassade und die präzise Fugenbehandlung. Am Ende sind diese Details jedoch so gut gelungen, dass sich die Bauherrschaft heute sehr mit der kräftigen Wirkung des Musters und der Farbe identifizieren kann.

Lageplan (Zeichnung: kister scheithauer gross architekten)
Grundriss Erdgeschoss (Zeichnung: kister scheithauer gross architekten)
Schnitt (Zeichnung: kister scheithauer gross architekten)
Fraunhofer-Zentrum HTL Bayreuth
2015
Gottlieb-Keim-Straße 62
95448 Bayreuth
 
Nutzung
Forschungsbau, Labor, Büro
 
Auftragsart
VOF
 
Bauherrschaft
Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e.V., München
 
Architektur
kister scheithauer gross architekten, Leipzig/Köln
verantwortlicher Partner: Johannes Kister
Projektleitung: Kathrin Winterhagen
Team: Daniela Dvorak, Dorothee Heidrich, Tina Schelz, Anja Klinkert, Raushana Baltabaeva
Bauleitung: Ulrike Lösch, Friedrich Bankel
 
Fachplaner
Tragwerksplanung: Suess-Staller-Schmitt Ingenieure GmbH, Gräfelfing
TGA-Planung: ZWP Ingenieur-AG, Dresden
Laborplanung: AJZ Engineering GmbH, Jena
Außenanlagen: Lösch Landschaftsarchitektur, Amberg
Bodengutachten: Dr. Dafner Geoberatung UG, Forchheim
Bauphysik: IFB Wolfgang Sorge, Nürnberg
SiGeKo: Bohn Ingenieure GmbH, Bayreuth
Brandschutz: IB Stümpert-Strunk, Ludwigshafen/Rhein
 
Ausführende Firmen
Rohbauarbeiten: Angermüller Bau GmbH, Untersiemau
Außenfenster/-türen: Vorndran Metallbau, Kleinwenkheim
Dachdeckerarbeiten: Holl Flachdachbau GmbH, Fürth
Fassadenarbeiten: AS-Fassaden GmbH, Gars-Bahnhof
Aufzugstechnik: FB-Aufzüge GmbH, Arnsdorf
Sanitär/Heizung: Hartung Hermann e.K., Bad Berneck
Raumlufttechnik: dillinger GmbH, Pößneck
Elektrotechnik: Dehn Instatec GmbH, Hermsdorf-Reichenbach
 
Hersteller
Keramikfassade: NBK Keramik GmbH
 
Bruttogeschossfläche
5.800 m²
 
Gesamtkosten
20.000.000 €
 
Fotos
Yohan Zerdoun, Freiburg

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