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Barkow Leibinger
29. November 2023
Blick in den Fitnessraum mit sichtbarer Fichtenholzkonstruktion aus einfachen und wirtschaftlichen Leimholz-Bindern (Foto: David Franck)
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?

In den späten 1960er-Jahren fing Trumpf als Fabrik mit ersten Produktionshallen und Bürogebäuden nahe der Autobahn A81 an. In den letzten Jahrzehnten entwickelt sich daraus ein erfolgreiches Hochtechnologieunternehmen mit einem zukunftsfähigen Innovations- und Industriecampus. In diesem »industrial village« haben Produktion, Verwaltung und soziale Funktionen Raum. Neben Fabrikhallen und Bürogebäuden gibt es inzwischen ein Ausbildungszentrum, einen Betriebskindergarten, verschiedene Veranstaltungsorte für Essen, Musik, Vorträge oder Feste, Gärten und Parks für Pausen und Erholung sowie ein Parkhaus mit Stellplätzen für Elektrofahrzeuge und Fahrräder. Doch mittlerweile stößt der Campus durch die benachbarte Autobahn, das Stadtgebiet von Ditzingen und einen weiteren Firmensitz an seine horizontalen Grenzen. So ist das Unternehmen dazu gezwungen, zu verdichten und in die Höhe zu bauen.

Erschlossen wird die Aufstockung, die etwa 30m über dem Straßenniveau liegt, über eine lange Außentreppe und einen Aufzug für Personen- und Warentransport. (Foto: David Franck)
Fassadenausschnitt (Foto: David Franck)
Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?

Das Gebäude steht für den Wandel in der Firmenkultur des Werkzeugmaschinenherstellers, einerseits als vertikale Verdichtung und andererseits als programmatische Erweiterung des Industriecampus. Das 7.400 m2 große Sportzentrum wurde auf einer leeren Fläche auf dem Dach des Logistikzentrums am südwestlichen Ende des Firmensitzes platziert. Für das Unternehmen ist der Neubau auch eine Antwort auf neue soziale und räumliche Bedürfnisse seiner Angestellten in einer sich verändernden Arbeitswelt. Er bietet die Chance einen Ort zu schaffen, der fest im Campusalltag verwurzelt ist und den sozialen und kulturellen Austausch fördert.

Die Verglasung der Südfassade schützt vor dem Lärm der Autobahn und wurde im Gerätebereich um eine Isolierverglasungsebene sowie windgeschützten Sonnenschutz ergänzt. (Foto: David Franck)
Der Empfangsbereich des Fitnesszentrums (Foto: David Franck)
Welche besonderen Anforderungen wurden gestellt? Wie haben Sie diesen im Projekt Rechnung getragen?

Um das Gewicht des Aufbaus und den CO2-Fußabdruck zu verringern, wurde das Fitnesszentrum in Holzbauweise errichtet. Die Konstruktion besteht aus einfachen und wirtschaftlichen Leimholz-Bindern aus Fichte, die ein ein-, in Teilen aber auch zweigeschossiges Volumen bilden. Die Spannweite der bis zu 1,2 m hohen Binder beträgt in der Sporthalle bis zu 23,5 m. Im Bereich der Fitnessräume ist die Spannweite halbiert. Die Verglasung der Südfassade schützt vor dem Lärm der Autobahn und besteht aus einer durchgehenden Prallscheibe, die im Fitnessbereich um eine Isolierverglasungsebene sowie windgeschützten Sonnenschutz ergänzt wurde. In der Betriebssporthalle entfällt die Isolierverglasung und wird lediglich durch ein Ballwurfnetz ersetzt. Nach Norden bilden lichtdurchlässige Polycarbonat-Paneele den räumlichen Abschluss. Große Schiebetüren sorgen für eine frische Belüftung der zum Dachgarten hin gelegenen Sporthalle.

Die Spannweite der bis zu 1,2 m hohen Binder beträgt in der Sporthalle bis zu 23,5 m. (Foto: David Franck)
Foto: David Franck
Nach Norden bilden lichtdurchlässige Polycarbonat-Paneele mit großen Schiebetoren den räumlichen Abschluss. (Foto: David Franck)
Welche Überlegungen stecken hinter den Entscheidungen für die eingesetzten Materialien?

Holz ist ein großartiges Material, dessen Eigenschaften ihn als Baustoff unschlagbar machen – es ist ein biobasierter, CO2-bindender und tragender Baustoff. Zudem ist Bauholz trocken, braucht also keine Trocknungs- oder Abbindezeiten. Dazu bietet Holz einen hohen Vorfertigungsgrad und damit die Möglichkeit des seriellen Bauens. Die Elementierung vereinfacht den Montageprozess, wodurch wieder Zeit und Geld gespart wird. In unserem konkreten Fall kam dazu, dass wir einen leichten Baustoff benötigten, um die Dachlasten auf dem Logistikgebäude so gering wie möglich zu halten. 

Nachts schwebt das Fitnesszentrum über der Autobahn und den benachbarten landwirtschaftlichen Feldern (Foto: David Franck)
Beschäftigten Sie sich im Büro mit den Tendenzen des zirkulären Bauens und der sozialen Nachhaltigkeit?

Selbstverständlich! Neue Gebäude müssen so geplant werden, dass sie in Zukunft leichter angepasst oder problemlos zurückgebaut werden können. Das haben wir auch beim Fitnesszentrum berücksichtigt. Gleichzeitig müssen wir existierende Gebäude sorgsam umbauen, umnutzen und weiterbauen – auch das haben wir in diesem konkreten Fall getan, was natürlich auch aufgrund der Besonderheiten des Ortes so geschehen ist. Und soziale Nachhaltigkeit spielte bei dem Projekt ebenfalls eine große Rolle, allein aufgrund der Anforderungen des Bauherrn. Es ging primär darum, einen sozial integrativen Ort zu schaffen, der die Lebensqualität und Zufriedenheit der Trumpf-Angestellten steigert.

Masterplan (Zeichnung: Barkow Leibinger)
Lageplan (Zeichnung: Barkow Leibinger)
Grundriss (Zeichnung: Barkow Leibinger)
Schnitt und Ansicht (Zeichnung: Barkow Leibinger)
Holztragwerk (Zeichnung: Barkow Leibinger)
TRUMPF Fitness- und Betriebssportzentrum
2022
Johann-Maus-Straße 2
71254 Ditzingen
 
Nutzung
Fitnesszentrum, Sporthalle, Kursräume, Umkleiden

Auftragsart
Direktauftrag

Bauherrschaft
TRUMPF GmbH & Co. KG
 
Architektur
Barkow Leibinger, Berlin | Frank Barkow, Regine Leibinger
Team: Tobias Wenz (Principal), Alexander Lehmann (Projektleitung), Andreas Moling (Modellbau), Ina Reinecke, Jasmin Scheckenbach, Kevin Scheurer, Annette Wagner
 
Fachplaner
Tragwerksplanung: Breinlinger Ingenieure, Tuttlingen
Haustechnik: Krebs Ingenieure, Ditzingen
Landschaftsarchitektur: Capatti Staubach, Berlin
Bauphysik: Horstmann und Berger, Altensteig
Elektroplanung: Müller Bleher, Berlin
Fassadenplanung: Priedemann Fassadenberatung GmbH, Berlin
 
Bauleitung und Generalunternehmer
Matthäus Schmid GmbH & Co. KG (MSB), Mietingen-Baltringen
 
Bruttogeschossfläche
7.400 m²
 
Gesamtkosten
k.A.
 
Fotos
David Franck, Ostfildern

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