Geschichte bewahren

O&O Baukunst
2. Juli 2014
Blick über die Schwanentorbrücke (Foto: O&O Baukunst)
Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?

Das schmale Grundstück befindet sich am Duisburger Innenhafen, direkt an der A40. 148'000 Regalmeter Archivgut mussten ohne Licht, in perfektem Archivklima und im Dialog mit historischer Bausubstanz untergebracht werden.

Der vorhandene Getreidespeicher wird durch einen 76 m hohen Ziegelturm im Zentrum weitergebaut. Wir überhöhen das Motiv des Giebeldaches, reinigen die alte Fassade von Abwasserrohren, Schriften und Schüttrutschen und vermauern die alten Fensteröffnungen mit Ziegel. Während der Kopfbau ein neues Zeichen hin zur Autobahn setzt, folgt der 160 m lange, wellenförmige Baukörper dem Verlauf des Hafenbeckens.

Tótem de terracota (Foto: O&O Baukunst)
Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?

Das schmale Grundstück befindet sich am Duisburger Innenhafen, direkt an der A40. 148'000 Regalmeter Archivgut mussten ohne Licht, in perfektem Archivklima und im Dialog mit historischer Bausubstanz untergebracht werden.

Der vorhandene Getreidespeicher wird durch einen 76 m hohen Ziegelturm im Zentrum weitergebaut. Wir überhöhen das Motiv des Giebeldaches, reinigen die alte Fassade von Abwasserrohren, Schriften und Schüttrutschen und vermauern die alten Fensteröffnungen mit Ziegel. Während der Kopfbau ein neues Zeichen hin zur Autobahn setzt, folgt der 160 m lange, wellenförmige Baukörper dem Verlauf des Hafenbeckens.


 

Blick von Nord-Westen (Foto: O&O Baukunst)
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?

Vom Wettbewerb über die einzelnen Planungsphasen bis hin zur Fertigstellung kümmerte sich eine Handvoll Bauherren um das Gelingen des Projektes. In einer demokratischen Baukultur bleibt aber letztendlich der Architekt Pate des Projektes. Er bewahrt die Idee und versteht es am besten, die zahlreichen „Verbesserungsvorschläge“ zu lenken.

Wie hat sich das Projekt vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk verändert?

Es war uns schon im Wettbewerb bewusst, dass das Konzept robust, einfach und verständlich war. Jegliche Veränderung im 5-jährigen Bauprozess konnte der Entwurf problemlos verkraften und die letztendlich stattgefundenen Veränderungen konnten dem ursprünglichen Bild nichts anhaben.


 

Blick über die Schwanentorbrücke (Foto: O&O Baukunst)
Inwiefern findet sich die „Handschrift des Büros“ im Gebäude wieder?

Kein forcierter Gestaltungswille oder eine übergestülpte Handschrift stand uns bei der Umsetzung des Baues im Wege. Bei der Entwicklung des Landesarchives interessierte uns der gestalterische Mehrwert, der durch die baulichen Notwendigkeiten eines modernen Archivbaues entsteht. Alle Fenster des vorhandenen Getreidespeichers mussten zum Beispiel aus klimatischen Gründen geschlossen werden, was der Fassade einen „gespenstischen“ Charakter verleiht. Am Ende setzt sich das Landesarchiv aus einfachen, allgemein bekannten Bauformen zu einem komplexen Ganzen zusammen.

Blick vom Innenhafen Duisburg (Foto: O&O Baukunst)
 
Blick von Nord-Westen (Foto: O&O Baukunst)
 
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?

Die Lastabtragung des Turmes ist durch ein manuell eingebrachtes Stahlkorsett gewährleistet. Die anspruchsvollen klimatischen Archivbedingungen werden durch das Prinzip einer hochgedämmten Thermoskanne energiesparend erfüllt. Unter den offenen Fugen der Ziegeleindeckung befindet sich die komplette Haustechnik.

Große Öffnungen im Foyer erlauben einen Blick auf das versammelte Archivgut (Foto: O&O Baukunst)
 
Das ursprüngliche Ziegelformat des Getreidespeichers aus den 1930er Jahren wurde für die Zumauerung der Fenster, den Turmschaft und die Dachdeckung verwendet. Die Ziegelhaut wurde mit einem Ornament verfeinert und an die ursprüngliche Farbe des Getreidespeichers angepasst. (Foto: O&O Baukunst)
Welche speziellen Produkte oder Materialien haben zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?

Das Landesarchiv wurde aus rotem Ziegelstein gebaut. Wir konnten das ursprüngliche Ziegelformat des Getreidespeichers aus den 1930er Jahren verwenden, das für die Zumauerung der Fenster, den Turmschaft und die Dachdeckung zum Einsatz kam. Die Ziegelhaut wurde mit einem Ornament verfeinert und an die ursprüngliche Farbe des Getreidespeichers angepasst.

Lageplan (Zeichnung: O&O Baukunst)
 
Grundrisse Erdgeschoss und 1. Obergeschoss (Zeichnung: O&O Baukunst)
 
Schnitt durch Speicher und Turm (Zeichnung: O&O Baukunst)

 
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen
2013
Schifferstraße 30
47059 Duisburg

Nutzung
Archiv, Bildung, Werkstätten, Büros

Auftragsart
Wettbewerb

Bauherrschaft
BLB-NRW

Architektur
O&O Baukunst, Köln
Christian Heuchel (Partner O&O), Sebastian Wiswedel
Fachplanung Lph 1-4 und künstlerische Oberleitung

Fachplaner
Tragwerksplanung Turm: office for structural Design (OSD), Herr Klaus Fäth
Tragwerksplanung Welle: LWS-Ingenieurgesellschaft, Herr Dipl.-Ing. Manfred Schnatenberg
Technische Gebäudeausstattung: Arup GmbH
Landschaftsarchitektur: FSWLA Landschaftsarchitekten, Herr Dipl.-Ing. Thomas Fenner
Brandschutz: Ökotec, Herr Rainer Jaspers
Regalanlagenplanung: Obermeyer-ALBIS Bauplan GmbH, Niederlassung Chemnitz
Bauphysik: THOR Bauphysik GmbH, Herr Johannes Römer
Aufzugsanlagen: Lift Consulting - Planungsgesellschaft mbH, Herr Dipl.-Ing. Reinhard Muth
Vermessung: Vermessungsbüro Hübscher, Herr Dipl.-Ing. Friedrich Hübscher
Lichtplanung: ag Licht Gesellschaft beratender Ingenieure für Lichtplanung b.R., Herr Dipl.-Ing. Wilfried Kramb
Fassadenberatung: Gödde Architekt, Herr Michael Gödde

Ausführende Firmen
Hochtief Solution AG

Hersteller
Bodenbelag: Teppich Kugelgarn Fa. Fabromont
Putz außen: Sto AG
Ziegel Fassade: Janinhoff Klinkermanufaktur
Jalousien: Warema
Akustikdecken: Rockfon, Typ Eclipse
Beleuchtung: Artemide/ Trilux
Möblierung: Schumann Möbelwerkstätten
Trennwandsysteme: Dorring, Typ Door silent
Textilien: Vorhänge Silent Gliss
Beschläge: FSB, Typ 3425
Sanitärkeramik: Keramag AG
Armaturen: Grohe AG
Lichtschalter: Busch-Jaeger Elektro GmbH

Energiestandard
ENEV 2009

Bruttogeschossfläche
48.000 m²

Gebäudevolumen
165.000 m³

Gebäudekosten
120.000.000 €

Auszeichnung
Balthasar-Neumann Preis 2014

Fotos
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