Gebaut für ein Jahrhundert
hirner & riehl architekten
16. August 2023
Die Entwurfsabsicht war, mittels des neuen Schulbaukörpers eine stadträumliche Gruppe zu formieren (Foto: Sebastian Schels)
Die Erzbischöfliche Franziskus-Grundschule in München ist von hirner & riehl architekten fertiggestellt worden. Martin Riehl und Matthias Marschner beantworten unsere Fragen zum Projekt und erläutern den Einsatz des Hauptbaustoffes Holz.
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?Das Besondere an diesem Schulbau liegt vielleicht an der weitgehenden Reduktion auf den Baustoff Holz in einem innerstädtischen Kontext. Die neue Grundschule ist formal und inhaltlich als Schulhaus im klassischen Sinne konzipiert, mit einem langgezogenen dreigeschossigen Baukörper und einer klar definierten Mitte in Form eines durchlaufenden Firsts. Den modernen pädagogischen Ansatz verrät der »Bauch«, die mittig Auswölbung, die dem Schulhaus die Anmutung eines Schiffs, einer Arche gibt.
Fassadendetail (Foto: Sebastian Schels)
Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?Das kirchliche Zentrum in München Haidhausen ist geprägt durch gründerzeitliche Solitärbauten wie die Jugendkirche, das Campusgebäude und das mächtige Schulhaus des Edith-Stein-Gymnasiums. Städtebaulich schließen wir an diese Tradition des Ortes an und fügen dem bestehenden Ensemble einen weiteren Solitär hinzu.
Foto: Sebastian Schels
Welche besonderen Anforderungen wurden gestellt? Wie haben Sie diesen im Projekt Rechnung getragen?Die neue Franzikusgrundschule sollte aus möglichst schadstofffreien Materialien und leimfreiem Holz konstruiert werden. Unter anderem deswegen wurde eine leimfreie, gedübelte Holzdecke eingesetzt. Zudem sollten Konstruktion und Ausführung auf eine Lebensdauer des Gebäudes von 100 Jahren hin optimiert werden.
Sichtbeziehungen Tagesheim und Klassenzimmer (Foto: Sebastian Schels)
Inwiefern haben Sie im Projekt die Verwendung von Naturbaustoffen und zirkulären Baustoffen angestrebt?Naturbaustoffe waren bei diesem Projekt sogar Vorgabe. Dadurch, dass die Bauherrschaft zudem Wert auf die Verwendung von schadstofffreien Materialien legte, konnte eine zirkuläre Verwendung von Baustoffen in der Zukunft ermöglicht werden.
Besonders differenzierte Räume entstehen im zweiten Obergeschoss, dort sind die Dächer raumhaltig ausgebildet. Die einzelnen Clusterräume erhalten dadurch unterschiedliche Raumcharaktere. (Foto: Sebastian Schels)
Welche digitalen Instrumente haben Sie bei der Planung eingesetzt?Wir haben unsere Planung mit ArchiCAD erstellt. Soweit sinnvoll kamen dabei Instrumente des BIM zu Einsatz.
Uns ging es bei den eingesetzten Materialien – weitgehend Holz – besonders um die CO2-Einsparung und die Vermeidung von Schadstoffen. Gleichzeitig wollten wir eine dauerhafte Konstruktion und Gestaltung, die von sichtbaren Holzoberflächen geprägt ist und eine angenehme Raumatmosphäre und Haptik schafft.
Eingangsbereich und Mensa (Foto: Sebastian Schels)
Beschäftigten Sie sich im Büro mit den Tendenzen des zirkulären Bauens und der sozialen Nachhaltigkeit?Wir haben bereits vor einigen Jahren damit begonnen Projekte im Sinne des zirkulären Bauens umzusetzen.
Lageplan (Zeichnung: hirner & riehl architekten)
Grundriss Erdgeschoss (Zeichnung: hirner & riehl architekten)
Querschnitt (Zeichnung: hirner & riehl architekten)
2023
Preysingstraße 101
81667 München
Auftragsart
Verhandlungsverfahren
Bauherrschaft
Erzdiözese München und Freising (KdöR)
Architektur
hirner & riehl architekten und stadtplaner, München
Team: Dr. Martin Riehl, Matthias Marschner, Mirek Tobor, Sun Park, Andrea Fricke
Beauftragung
Planungsauftrag über Verhandlungsverfahren
Fachplaner
Landschaftsarchitektur: Burkhardt Engelmayer, München
Statik: Pirmin Jung Ingenieure, München; Sailer Stepan, München
Bauphysik: IBN Bauphysik, München
Heizung Lüftung Sanitär und Elektroplanung: Frey-Donabauer-Wich, Gaimersheim
Bauleitung
BMO München GmbH
Kunst am Bau
Franziskusskulptur aus Bronze von Klaus Backmund
Ausführende Firmen
Holzbau: Obermeier Holzbau, Bad Endorf
Energiestandard
EnEV 2016
Bruttogeschossfläche
7.384 m²
Gesamtkosten
19.000.000 €
Fotos
Sebastian Schels
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