Badelandschaft am Schlossweiher

Diezinger Architekten
25. Januar 2023
Foto: Stefan Müller-Naumann
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?

Die besondere Herausforderung lag an der innerstädtischen und beengten Lage des bestehenden Freibadgrundstücks, umgeben von gewachsenen Wohngebieten mit teils bis zu siebengeschossigen Nachbargebäuden. Es galt, ein enormes Raumprogramm auf dem Grundstück zu ergänzen, das die bestehenden Anlagen sinnfällig integriert und den nahe gelegenen Schlossweiher in das Konzept integriert.

Das bestehende Freibadgelände wird durch das Gebäude förmlich aufgefangen. Die gegliederte Sichtbetonwand umfasst die Badeebenen und bildet einen Rücken für die neue Erlebnislandschaft mit Wasserfall und vielen weiteren integrierten Attraktionen. (Foto: Stefan Müller-Naumann)
Die Badeebene folgt der Topografie des bestehenden Freibadgeländes, hieraus entwickelt sich die erlebbare Kinderbeckenlandschaft mit Rutschen und Wasserfällen. (Foto: Stefan Müller-Naumann)
Die oberste Ebene der Badelandschaft bildet das Sportbecken als Wettkampfbecken mit Panoramablick über die Freibadlandschaft. (Foto: Stefan Müller-Naumann)
Präzise Linien und natürliche Materialen bestimmen den Innenraum und bilden einen robusten Rahmen für das Badegeschehen.(Foto: Stefan Müller-Naumann)
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?

Grundidee ist die formale Integration des Bestandes. Das bestehende Freibadgelände wird mit einem U-förmigen Baukörper zur Wohnbebauung nach Norden abgeschlossen. Der Baukörper definiert den Straßenraum und präsentiert sich selbstbewusst als Stadtbaubaustein und zeichenhafter Körper. Die Badeebene streckt sich über das offene Foyer optisch bis in das Vorfeld zum Schlossweiher hindurch und verbindet einladend Straßenraum und Badelandschaft.

Die Bestandsgebäude werden einheitlich mit einer Fassade umhüllt und in das Konzept integriert. Auf Traufhöhe des Bestandes entsteht so eine selbstverständliche Gliederung des Volumens. Das Saunageschoss ragt gegenüber dem Sockel der Badeebene aus, verleiht dem Baukörper Maßstäblichkeit und ist Zeichen der Funktion zugleich.

Über der Badeebene thront die Saunalandschaft. Der angrenzende Schlossweiher und die Stadt werden über gezielte Öffnungen und einen Infinity-Pool mit Panoramablick über die Stadtsilhouette inszeniert. (Foto: Stefan Müller-Naumann)
Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?

Die bestehende Freibadlandschaft wird durch den Baukörper aufgefangen, erweitert und bleibt über die großen Glasfassaden integrativer Bestandteil des Konzepts. Verschiedene Badeebenen folgen der vorhandenen Topografie. Hierdurch entsteht räumliche Gliederung und Weite zugleich. Die Saunalandschaft mit weitläufiger Terrasse thront über der Badeebene und folgt der Gebäudeform. Mit der bewussten Ausrichtung nach Süden schließt diese das Konzept sozusagen als Sonnenfalle ab. 

Ein- und Ausblicke werden bewusst gewählt und zeigen sich als Panoramasauna mit Fokus über den Schlossweiher oder dem Pool, der über dem Schlossweiher zu schweben scheint.

Die Sauna selbst ist als Erlebnislandschaft aus Kuben und Zwischenräumen konzipiert. Von außen gleich anmutend, wurde für jeden Innenraum eine eigenständige, dem Ort entlehnte Thematisierung entworfen. Es entsteht so ein spannungsvoller Wechsel zwischen den Raumfolgen der Zwischenräume und der immer neuen Themenwelt der Saunakabinen.

Die Panoramasauna öffnet sich wie eine Kameralinse mit dem Fokus in die Landschaft des Schlossweihers. (Foto: Stefan Müller-Naumann)
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?

Der Entwurf wurde im Realisierungswettbewerb mit dem 1. Preis ausgezeichnet. Nach längeren Grundstücksverhandlungen mit dem Landkreis konnten angrenzend zusätzliche Flächen akquiriert werden. Vom Auftraggeber wurde mit Hilfe eines Betriebsberaters ein neues und deutlich erweitertes Raum-, Wasserflächen- und Gastronomieprogramm entwickelt. Das ohnehin enorme Bauvolumen hat sich dadurch deutlich erhöht. Umso mehr freut es uns, dass wir es gemeinsam mit dem Bauherren schaffen konnten, die Grundidee des Wettbewerbes beizubehalten.

Zwischenräume und inszenierte Raumfolgen lassen dem Besucher die Sauna als Erlebnislandschaft erfahren. (Foto: Stefan Müller-Naumann)
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?

Nachhaltigkeit und Regionalität waren das bestimmende Thema des gesamten Entwurfsprozesses. Die Betriebsabläufe in einem Badebetrieb müssen optimal und im Aufwand möglichst gering gestaltet werden. Einfache, klare Formen, Linien und Elemente erzeugen hohe Gestaltqualität, die auch beim buntesten Treiben der Badegäste einen beständigen Rahmen bieten und höchste Halbwertszeit zeigen. Bewusst war auch die Wahl der Konstruktionen, die den korrosiven Anforderung und Belastungen des Badebetriebs standhalten muss, und zwar mit langlebigen und natürlichen Materialien mit guter Alterung und Patina. Dabei galt: Soviel Technik wie nötig, so wenig wie möglich – um die Folgekosten zu reduzieren.

Ein steter Wechsel von engen Passagen mit Attraktionen und unterschiedlich proportionierte Ruhebereichen erzeugen ein spannendes Raumerlebnis. (Foto: Stefan Müller-Naumann)
Jede Nische bietet ein neues Erlebnis, ein einheitliches Materialkonzept gibt Zusammenhalt und unterstützt die räumliche Kontinuität. (Foto: Stefan Müller-Naumann)
Welche speziellen Produkte oder Materialien haben zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?

Materialisierung und Formgebung sind reduziert gewählt worden, um dem bunten Geschehen des Badelebens einen nachhaltigen Rahmen zu bieten. Ehrliche, natürliche und robuste Materialien wie Sichtbeton, Holz und die blau-grün changierende Fliesen der Badeebene sind bestimmend für das Materialkonzept. Wertigkeit und natürliche Patina bestimmen die Materialwahl. 

Das Konzept des Innenraumes wurde mit den grün eloxierten Elementen bis an die Fassade getragen. Die als geometrisch stilisierte Welle entwickelten Fassadenelemente wurden mit einem speziellen Formgebungsverfahren hergestellt. Die Farbeloxaloberfläche im Permagreenverfahren ist gleichsam robust wie lebendig, stärkt durch die tiefen Kontraste die Formgebung und changiert von gelb bis dunkelgrün in den Farben der Umgebung und des Schlossweihers.

Der U-förmige Baukörper platziert sich selbstbewusst im Stadtgefüge und umfasst das Freibadgelände. (Zeichnung: Diezinger Architekten)
Vorbereich und Badeebene öffnen sich zum Straßenraum und lassen den Besucher bereits vor dem Eintreten Teil des Badegeschehens werden. (Zeichnung: Diezinger Architekten)
Die Nebenbereiche bilden den Rücken des Konzepts und fangen die Freibadlandschaft förmlich auf. (Zeichnung: Diezinger Architekten)
Über der Badeebene thront die Sauna mit Saunaterrasse als Entdeckungslandschaft. Die Kuben der Saunen lassen Zwischenräume und Raumfolgen mit immer neuen Bezügen entstehen. Gezielte Ein- und Ausblicke beziehen das Umfeld mit in das Konzept ein. (Zeichnung: Diezinger Architekten)
Konsequent nach Süden orientiert bildet der Baukörper förmlich eine Sonnenfalle mit einem Panoramablick von der Saunaterrasse aus. (Zeichnung: Diezinger Architekten)
Die Topografie des Freibadgeländes wird in der Badehalle aufgefangen und entwickelt sich als differenziert gestalte Kinderlandschaft. (Zeichnung: Diezinger Architekten)
 Die Schlossweihersauna ist Fokus über die gesamte Stadtsilhouette. (Zeichnung: Diezinger Architekten)
Schlossbad Neumarkt i.d. Opf.
2022
Seelstraße 20
92318 Neumarkt i.d. Opf.

Nutzung
Ganzjahresbad mit Erlebnisschwimmbad und Saunalandschaft, Gastronomie
 
Auftragsart
Wettbewerbsentscheid, 1.Preis
 
Bauherrschaft
Stadtwerke Neumarkt i.d.OPf. Freizeit & Leben KU, Neumarkt i.d.OPf.
 
Architektur
Diezinger Architekten GmbH, Regensburg
 
Fachplaner
Landschftsarchitektur: Adler&Olesch Landschaftsarchitekten GmbH, Nürnberg
Landschftsarchitektur Bauleitung: Grosser-Seeger & Partner Landschaftsarchitekten, Nürnberg
Projektsteuerung: Hitzler Ingenieure, München
Tragwerksplanung: Ingenieurbüro Grage, Gesellschaft für Tragwerksplanung mbH, Herford
Technische Gebäudeausrüstung: Ingenieurgesellschaft Bannert mbH, Bremen
Technische Gebäudeausrüstung Bauleitung: Ingenieurbüro Kluge, Eichstätt
Tiefbau Bauleitung: Petter Ingenieure, Neumarkt i.d. Opf.
Brandschutz: Hinterstoißer Ingenieurbüro für Bauwesen, Anger
Bauphysik: Basic mbh, Bayreuth
Lichtplanung: Bernd König Lichtplaner, München
 
Bauleitung
Krieger Architekten und Ingenieure, Velbert
mit Prokoptez Architekten, Rötz

Ausführende Firmen
Spezialtiefbau: Berger Grundbautechnik GmbH, Berlin 
Baumeister: Mickan General-Bau-Gesellschaft, Neumarkt i.d. Opf.
Rutsche Freibad: Wiegand Mälzer GmbH, Starnberg
Edelstahlbecken: Berndorf Bäderbau Deutschland GmbH, Breitscheid
Gerüstbauarbeiten: Kett Gerüstbau und Verputzarbeiten GmbH, Böhmfeld
Stahlbauarbeiten: Max Bögl Stiftung & Co. KG, Neumarkt i.d. Opf.
Rutschenanlagen: Aquarena GmbH, Jettingen
Sprunganlagen: Lausitzer Edelstahltechnik GmbH, Doberlug-Kirchhain
Beckenabdeckung: PAM Pionier Abdecksysteme Technik GmbH, Putzbrunn
Holzbauarbeiten: Holzbau Moser, Salach
Dachabdichtung: Flachdachbau Fuss&Gartenschläger GmbH, Mainleus
Trockenbauwände: Obermeyer & Schmitz Ausbaustoffe GmbH, Hemau
Trockenbaudecken: Akustik Gesthüsen GmbH, Kevelaer
Estrich, Fliesen, Putz: Fliesen Lepping GmbH & Co. KG, Vreden
Spinde und Trennwände: Kemmlit-Bauelemente GmbH, Dusslingen
Schlosser: AWN Stahl- und Metallbau GmbH, Nürnberg
Schlosser: Vorndran Metallbau GmbH & Co. KG, Kleinwenkheim
Sauna: Corso Sauna Manufaktur GmbH, Bramsche
Pfosten-Riegelfassaden Holz: Reiki GmbH, Straubing
Metall- und Verglasungsarbeiten: Neumayr High-Tech Fassaden GmbH, Eggenfelden
Vorgehängte Fassade Holz: Akustik Gesthüsen GmbH, Kevelaer
Vorgehängte Fassade Metall: Güther Snitär GmbH, Feuchtwangen
Innentüren: K. Westermann GmbH & Co. KG, Denkendorf
Schreiner: Schreiner Moreth, Eschelkam
Ausstattung: KRANZ Innovative Räume GmbH, Regensburg
Badewassertechnik: Atzwanger GmbH, München
Gebäudeleittechnik: Hermes Systeme GmbH, Wildeshausen
Technische Dämmung: Armbrust GmbH, Mülheim a. d. Ruhr
Heizungstechnik: Burkhardt GmbH, Mühlhausen
Lüftung: Petry AG, Neumarkt i.d. Opf.
Blitzschutz: Blitzschutz Wedel, Zeulenroda-Triebes
Aufzugsanlagen: Schmitt&Sohn Aufzüge GmbH&Co. KG, Nürnberg
Elektrotechnik: Dehn Instatec GmbH, Neumarkt i.d. Opf.

Hersteller
Rutschenanlagen: Wiegand Mälzer GmbH, Starnberg
Rutschenanlagen: Aquarena GmbH, Jettingen
Kletteranlage: Waterclimbing, born product, nürnberg
Schwimmbadausstattung: Roigk Schwimmbadtechnik, Gevelsberg
Edelstahlbecken: Berndorf Bäderbau Deutschland GmbH, Breitscheid
Spinde und Trennwände: Kemmlit-Bauelemente GmbH, Dusslingen
Sauna: Corso Sauna Manufaktur GmbH, Bramsche
Fliesen: Agrob Buchtal, Schwarzenfeld
Fliesenverlegung und -abdichtung: Sopro Bauchemie GmbH, Wiesbaden
Holzdecken Akustik und Wandverkleidungen: Lignotrend, Ligno Akustik
Metallfassade: Raico Bautechnik, Pfaffenhausen
Holz Pfosten-Riegel: Raico Bautechnik, Pfaffenhausen
Blenschutzanlagen: Brichta Gmbh; Höchstädt 
Fensterflügel: Schüco, Schüco TipTronic
Türtechnik: Geze und Dorma
Perforierte und 3-D geformte Fassadenpaneele: Fielitz GmbH Leichtbauelemente, Ingolstadt
Eloxal Permagreen Fassade: BWB Oberflächentechnik, Altenrhein CH
Holz- und Feuchtraumtüren: Schörghuber Spezialtüren KG, Ampfing
Aluminiumtüren und Zargen: Küffner Aluzargen GmbH & Co. OHG, Rheinstetten
Vorhänge: Creation Baumann, Langenthal CH
Leuchten Badehalle und Sauna: BEGA Gantenbring-Leuchten KG, Menden
Leuchten Foyer und Nebenbereiche: Schmitz-Leuchten GmbH & Co. KG, Arnsberg
Sitzelemente Sauna: Paola Lenti, Meda
Sitzelemente Bad: Quinze&Milan, SDC lab, Wevelgem Belgien
Liegen Bad: Fermob, Saint-Didier-sur-Chalaronne
Stühle- Tische Gastro: Brunner GmbH, Rheinau
Liegen und Sonnenschirme Sauna: Weishäupl Möbelwerkstätten GmbH, Stephanskirchen
Möblierung Zirbenstube: ag möbelfabrik horgenglarus, Glarus CH
 
Energiestandard 
EnEV minus 30%
 
Bruttogeschossfläche
12.760 m²
 
Gebäudevolumen
66.967 m³
 
Gesamtkosten
42.500.000 €, netto
 
Fotos
Stefan Müller-Naumann, München

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