Öffentliche Bereiche

Autor:
Thomas Geuder | Preisträger
Veröffentlicht am
Mai 29, 2013

Das Konzept „Ein Hauch von Licht – Lichtlandschaft Niendorf“ orientiert sich am landschaftsarchitektonischen Entwurf von Klapper, Nielhardl & Partner Landschaftsarchitekten. Die neu gestaltete Promenade wurde in klare Lichträume aufgeteilt: Verkehrsbereich der Strandstraße, Promenade mit Fußgänger- sowie Radfahrerbereich, Platz „Niendorfer Seebalkon“ als zentraler Veranstaltungsort sowie Strand als offensichtliches Raum-Highlight.
Poa Lumina an der Strandpromenade, Niendorf 2012 (Foto: Leipziger Leuchten) 
Die Lichtzonen erhielten entsprechend ihrer Funktionen bestimmte Lichtfarben, um die optische Vorhebung der Einzelbereiche zu erreichen und zur besseren Orientierung beizutragen. Es entstand somit eine besondere Lichtatmosphäre entlang der Niendorfer Wasserkante, die dem Ort eine eigene nächtliche Identität verschafft. Eingebunden in das landschaftsarchitektonische Konzept der Welle taucht das Licht hingegen als ein lineares Element auf. Das Ziel war die Erzeugung einer kreativen Ordnung als Pendant zur organisch anmutenden Wellenform der Promenadenkante. Durch die an der Hochwasserschutzmauer angeordneten Leuchtkörper entstand eine klare Lichtführung, welche die im Boden befindliche und zum Platz hin aufbauende Welle aus Pflaster unterstreicht. Der Kulminationspunkt der Welle am Platz wird durch die für Niendorf speziell entwickelten LED Leuchten „Poa Lumina“ (abgeleitet vom botanischen Namen für Gras „Poa“) unterstützt. Der Platz entwickelt sich durch seine spezielle Beleuchtung zur Niendorfer Bühne. Das Design der außergewöhnlichen Masten wird mit der maritimen Landschaft sowie der Dünenvegetation assoziiert. Die sowohl tags als auch nachts stark anmutende Form soll sich zum Markenzeichen Niendorfs etablieren und über die Gemeindegrenzen hinaus wirken. Die vier größten Leuchten mit jeweils 16 Metern Höhe fungieren als neue und starke Dominanten des Ortes, die selbst für Wassertouristen von weitem erkennbar sind. Die einzigartigen Lichtmasten stellen eine Art Niendorfer Skulpturen dar- eine Lichtkunst, die jedoch auch eine funktionale Rolle erfüllt.
Poa Lumina an der Strandpromenade, Niendorf 2012 (Foto: Leipziger Leuchten) 
Ein besonderes Highlight ist die dezente Beleuchtung des Strandes in der sogenannten .Blauen Stunde". Folgend dem Konzept „Ein Hauch von Licht“ entstand in Niendorf der erste in seiner Art beleuchtete Strand mit einer unvergesslichen Fernwirkung und der Anmutung einer mondbeschienenen Landschaft. Das Ziel des beleuchteten Strandes soll jedoch nicht mit einer künstlichen Verlängerung des Tages gleichgesetzt werden. Ökologische sowie ökonomische Aspekte werden hier in den Vordergrund gestellt. So basiert die Beleuchtung auf der besonders energieeffizienten LED-Technologie. Weiterhin wird die Helligkeit des Strandes über eine Steuerung geregelt. Es gibt dabei eine Hauptschaltzeit von ca. zwei Stunden, die während der Dämmerung bis hin zur natürlichen Dunkelheit anhält. Danach wird die Helligkeit so weit heruntergefahren, bis nur noch ein Lichtschimmer auf dem Strand erkennbar ist. Spätestens um Mitternacht soll die Anlage komplett ausgeschaltet werden. Die dezente Stranderhellung bietet außerdem die Möglichkeit Spiel, Sport und Veranstaltungen über die Dämmerstunden hinaus am Strand auszuführen. Die Grundlage der Mastkonstruktion stellen feuerverzinkte Stahlrohre dar, die unter hoher Hitze gebogen worden sind und sich zur Spitze hin verjüngen. Ein spezieller Blitzschutz aus Edelstahl-Erdungsdraht stellt einen unterirdischen Blitzableiter dar und rundet die Konstruktion hinsichtlich der Sicherheitsaspekte ab. Die Lichttechnik befindet sich im oberen Drittel der Masten und besteht aus hocheffizienten LED-Modulen, die extra für diese Beleuchtungsaufgabe konzipiert wurden. Die Höhe der Masten sowie spezielle Linsen, die auf den Modulen platziert wurden, sorgen für eine blendfreie, weiche und gleichmäßige Ausleuchtung des Platzes ohne Streulicht zu produzieren. Zwischen dem Niendorfer Meerwasser-Hallenbad und dem Haus des Kurgastes wurden insgesamt 24 Leuchten verbaut: 18 Stück mit jeweils 6,5 m, zwei Stück mit jeweils 1 x 0,5 m sowie vier Stück mit jeweils 16 m. Für den Platz als zentralen und wichtigsten Ort der Promenade wurden zwei Dreier-Gruppen vorgesehen, die die organische Wachstumsform der Dünenvegetation verdeutlichen. Die LED-Technologie ermöglicht eine stufenlose Dimmbarkeit der Leuchten. Dabei soll eine Dimmung im Alltag auf 60% und in der Nacht sogar auf 40% der Gesamtleistung eingestellt werden, so dass ein dementsprechend geringerer Energieverbrauch erzielt wird. Die Beleuchtungsanforderungen werden bei 60 %iger Dimmung trotzdem voll erfüllt. Zu besonderen Anlässen kann die Beleuchtungsstärke auf 100 % hochgeregelt werden und somit die Events in ihrer Besonderheit lichttechnisch unterstreichen. Ein besonderes Highlight, das erst auf den zweiten Blick erkennbar ist, sind die zwei verschiedenen Lichtfarben, die in den höchsten Masten eingebaut wurden und die getrennt voneinander gesteuert werden können: Passend zur Farbigkeit des Sandes wurde ein kühles und aktivierendes Kaltweiß mit 6.000 Kelvin eingesetzt, ein atmosphärisches, zum Verweilen einladendes Warmweiß mit 3.000 Kelvin hingegen für den Platz. Es entstehen somit zwei Lichträume, die sich nutzungsabhängig voneinander abgrenzen und den landschaftsarchitektonischen Entwurf unterstreichen.
Poa Lumina an der Strandpromenade, Niendorf 2012 (Foto: Leipziger Leuchten) 
Das Niendorfer Konzept mit der „Poa Lumina“ steht im Einklang mit diesen Zielen. Es gibt wichtige Argumente, die für diese Leuchte sprechen und die örtlichen Politikverbände sogar zu Mehrinvestitionen bewegt haben: geringe Lichtverschmutzung, Insektenfreundlichkeit, geringe Lichteinwirkung auf die benachbarte Bebauung (Lichteindringung) sowie Einsparung von Material- und Entsorgungskosten. Die Erfüllung dieser Faktoren wird in Zukunft immer stärker von den unterschiedlichen Gremien und nicht zuletzt von den Besuchern des Ortes gefordert.
Die Höhe der auf dem Platz befindlichen Masten von 16 Metern ist unter anderem ein weiterer Baustein zum Umweltschutz, da sie eine Vielzahl der kleinen Masten ersetzen und dennoch eine gleichmäßige Ausleuchtung gewährleisten. 24 Poa Lumina Leuchten erfüllen ihre Beleuchtungsaufgabe mühelos. Bei der Verwendung von herkömmlichen Leuchten mit niedrigeren Höhen hätten hingegen 40 bis 50 Leuchten verbaut werden müssen. Durch das neue Konzept erhält Niendorf eine Vorreiterrolle unter den umweltbewussten Kommunen Deutschlands in Sachen nachhaltige Lichtkonzepte.
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Preisträger
Außenbeleuchtung
Öffentliche Bereiche


Poa Lumina an der Strandpromenade
Niendorf 2012, D


Dynamisches Licht | Studio DL
Sedanstraße 42
31134 Hildesheim, D

Lichtplanung
Norbert Wasserfurth
Johannes Käppler
Olga Westermann
Sandra Tomaski
Conrad Rychlik,
Tomasz Adamski
Marcin Ciupak
 
Bauherr

Gemeinde Timmendorfer Strand

Architekt
Klapper & Niethardt, Molfsee

Elektroplanung
Elektro Strümpell
Timmendorfer Strand

Bildnachweis
Leipziger Leuchten


Preisträger
aller Kategorien

Besondere Würdigung der Jury
CONCEPTLICHT GmbH
Teilprojekt Bodemuseum
Berlin 2012, D


Besondere Würdigung der Jury
Forschungslinie „Licht_Raum“
FH Dortmund, FB Architektur
Integrierte Lichtleitplanung
Castrop-Rauxel 2012
, D

Jurypreis Tageslicht
Licht Kunst Licht AG
Städel Museum
Frankfurt am Main 2012, D


Kulturbauten
LUNALICHT
Innenrenovation St. Stephan
Karlsruhe 2011
, D

Öffentliche Bereiche
Innenraum
team licht
  Google Foyer
Hamburg 2012, D


Außenbeleuchtung
Öffentliche Bereiche

Dynamisches Licht | Studio DL
Poa Lumina an der Strandpromenade
Niendorf 2012, D


Museen
Licht Kunst Licht AG
Neue Galerie
Kassel 2011, D


Außenbeleuchtung - Anstrahlung
Kardorff Ingenieure Lichtplanung GmbH
Geschäftshaus F40
Berlin 2011, D


Shopbeleuchtung
Lichtvision Design & Engineering GmbH
A10 Center
Wildau 2011, D


Bildung
Peter Andres Lichtplanung
Bücherhallen
Hamburg 2012, D


Internationales Projekt
CONCEPTLICHT GmbH
Tianjin Grand Theatre
Tianjin 2012, CN


Lichtkunst
Studio Philipp Geist
 Time Drifts, Luminale
Frankfurt 2012, D


Event - Messen
a•g Licht GbR
CES AUDI-Messestand
Las Vegas 2012, US