Blauraum Office

Weiß, flüssig und ein bisschen Plüsch

16. September 2008

Blauraum Office
2008
Rödingsmarkt 26
20459 Hamburg

Auftraggeber
Blauraum Architekten
Hamburg
 
Innenarchitektur

Blauraum Architekten
Hamburg

Projektleiter
Maurice Paulussen

HNF
367 m²

Fotografie
Christian Schaulin




Decken, Böden, Wände weiß – nur wenige Einrichtungsgegenstände fügen sich nicht dem rigiden Farbkonzept.

Der Charme der Umgebung hält sich in Grenzen: Die Läden nebenan stehen leer, zwei Grundstücke weiter wartet ein Parkhaus mit Tankstelle vergeblich auf Kunden. Und das obwohl der Rödingsmarkt mitten in Hamburg liegt. Das Bürogebäude, in dem sich blauraum architekten ihre neuen Räume eingerichtet haben, ist denkbar banal; auch auf den zweiten und dritten Blick offenbaren sich keine versteckten Qualitäten. Die Fenster sind eher klein, die Decken niedrig, die Eingangshalle eng.

Dennoch konnten blauraum  der Büroetage im siebten Stock Großzügigkeit verleihen. Die Aussicht auf Michel und Hafen schadet dabei sicher nicht, ist aber nicht die einzige Attraktion. Da die Büroetage nicht eben lichtdurchflutet ist, ist der Innenausbau durchgehend in Weiß gehalten. Die bereits vorhandenen abgehängten Decken wurden weiß gestrichen und die eingebauten silbernen Raster-Einlegeleuchten fügen sich erstaunlich gut in das Raumkonzept ein, obwohl sie zunächst entfernt werden sollten – wegen der erheblichen Aufwands hat man dann aber doch davon Abstand genommen. Auch die Möbel sind weiß, ebenso der Boden, der mit einem Zwei-Komponenten-Epoxydharz beschichtet wurde.

Weiß als dominierende Farbe, Schwerlastgurte als Raumteiler, und im Eingangsbereich ein Himmel aus Plüsch: blauraum architekten haben eine Büroetage mit Sinn fürs Zweckmäßige und Witz umgebaut.

Die entscheidende Idee war es aber, die Etage nicht durch feste Einbauten zu teilen, sondern mithilfe von „Liquid Walls“ verschiedene Zonen zu schaffen, die nicht durch Türen oder Wandvorlagen bestimmt sind. Diese „Wände“ bestehen aus zwei Lagen weißer Schwerlastgurte aus Polyester.  Sie werden von einer Holzschiene gehalten und hängen bis zum Boden. Das Material ist so schwer und dicht, dass es nicht flattert und tatsächlich den Eindruck einer Wand erweckt. So entstehen Räume, die klar definiert sind, aber möbliert und genutzt werden können, als gäbe es keine Wände. Ein positiver Nebeneffekt dieser Strategie ist, dass die textilen Oberflächen die Raumakustik erheblich verbessern, die ansonsten für ein Großraumbüro viel zu hart gewesen wäre.

Farbe und Vorhangwände sind keine Marotte, sondern eine Reaktion auf die beengte Situation und die ungünstige Lichtsituation im umgebauten Bürogeschoss.

Die Aufteilung des Büros ist ansonsten simpel: der langgestreckte Raum wird von vier „flüssigen Wänden“ unterteilt, die jeweils von Außenwand zu Außenwand laufen. Eine der so entstehenden Zonen dient dem Empfang, angrenzend gibt es auf der einen Seite zwei Arbeitszonen und einen Abstellbereich zwischen der letzten flexiblen Wand und der Außenfassade, auf der anderen Seite des Empfangs eine Küche und einen Besprechungsraum – letzterer ist der einzige Raum, der auch durch eine feste Wand abgetrennt ist, die aber schon Teil des Bestands war.
Im Empfangsbereich gibt es bei aller Schlichtheit und Reinheit einen Bar-Himmel aus Plüsch. Eine schöne Geste – so nimmt der Besucher nicht allzu ernst, dass in diesem Büros selbst Gebrauchsgegenstände wie Ordner weiß sind.
Maren Harnack

Grundriss

Blauraum Office
2008
Rödingsmarkt 26
20459 Hamburg

Auftraggeber
Blauraum Architekten
Hamburg
 
Innenarchitektur

Blauraum Architekten
Hamburg

Projektleiter
Maurice Paulussen

HNF
367 m²

Fotografie
Christian Schaulin




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