Wohnhaus, Oelde
Wachsende Wohnung
27. März 2007
Alt und Neu nebeneinander: Verschiedene Generationen haben verschiedene Wohnvorstellungen.
Welches Einfamilienhaus passt schon ein Leben lang? Besonders ausgeprägt ändern sich die räumlichen Anforderungen mit wachsenden Kindern. Bei diesem 50er Jahre Siedlungshaus in Südlage zur Erschließungsstraße verdoppelten sich die Flächenansprüche sogar, weil auf dem Grundstück mit einem zweiten, separaten Haushalt ein Mehrgenerationen-Ensemble gefragt war. Mit allen funktionalen Verwicklungen bis hin zur zweiten Terrasse und zum zweiten Stellplatz für die junge Familie mit Kindern.
Rötlicher Beton bildet den neuen Rahmen des alten Hauses.
Der Architekt fand die Lösung nicht im konventionellen Bild eines “Anbaus”, wie er landläufig nur nach quantitativen Kriterien realisiert wird, sondern fügte dem Alten etwas brisant Neues hinzu. Das Haus der Großeltern bleibt unberührt, eine Kollision von ähnlichen, aber nicht identischen Baumaterialien wird vermieden. Eine Glasfuge vermittelt, im Erdgeschoss mit Eingang und Garderobe. Anders als die signifikanten Formensprachen überlagern sich im Dachgeschoss jedoch die Nutzungsgrenzen. Da sich der Flächenbedarf der Großeltern ohne Kinder im eigenen Haus reduziert, konnte hier Raum gewonnen werden für Kinderzimmer, Ankleide und Bad des Neubaus.
Viel Licht von oben und maßgeschneiderte Formen auch im Innenraum.
Die Normalität des Wohnens unter Giebeldächern durchbricht der im unmittelbaren Gegenüber fast “erschreckend” moderne Anbau mit rot durchgefärbtem Sichtbeton und flachem Dach. Die Basis der 50er Jahre wird in der Wohnhauserweiterung nicht nachgeahmt bzw. mit den technischen Mitteln des 21. Jahrhunderts “gefälscht”, sondern erfährt eine eigenständige, zeitgemäße Fortsetzung. So entstehen in unmittelbarer Nachbarschaft im Inneren ganz unterschiedliche Erlebniswelten: die Brisanz großer Öffnungen, weiter Durchblicke, mehrgeschossiger Durchdringungen im Kontrast zur Kleinteiligkeit und Enge der Vergangenheit. Der Reiz des Ensembles, zu dem auch ein neuer Carport gehört, liegt im Kontrast und Wechselspiel. Unterschiedliche Baudaten führen architektonisch konsequenterweise zu unterschiedlichen Ergebnissen.
Im Einerlei der Siedlungsdächer der westfälischen Kleinstadt Oelde (30.000 Einwohner) ist ein markanter Ort mit Zukunft für weitere Veränderungen entstanden. Das Mehrgenerationen-Ensemble hat an Flexibilität deutlich gewonnen.
Klaus Dieter Weiss
Grundriss
Längsschnitt
Wohnhaus
in Oelde
2007
59302 Oelde
Auftraggeber
privat
Architektur
Matthias R. Schmalohr
Bückeburg
Projektleiter
Matthias R. Schmalohr
Bauleitung
Matthias R. Schmalohr
Tragwerksplanung
Büro für Baustatik
Helmut Schermeier
Minden
Haustechnik
Matthias R. Schmalohr
Bruttogeschossfläche
167 m2
Fotografie
Klaus Dieter Weiss