Multifunktionsraum/Mensa und Ganztagsschulzentrum

Speisetempel aus Beton

4. August 2008

Multifunktionsraum/Mensa
und Ganztagsschulzentrum
2008

Am Schulzentrum 35
31241 Ilsede
(Groß Ilsede)

Auftraggeber
Landkreis Peine
Immobilienwirtschaftsbetrieb

Architektur
Despang Architekten
Hannover

Landschaftarchitektur
Grün plan
Hannover

BGF
1.887 m²

Baukosten
3,15 Mio. Euro

Fotografie
Olaf Baumann (1,2)
Hartmut Möller (3)




Im Zentrum der alten Hüttenstadt Groß Ilsede scheinen Antike und Moderne aufeinander zu treffen.

Die Forderung nach ganztägiger Schulobhut ist nicht neu. Als Teil der Bildungsreform unterstützt die Bundesregierung seit 2003 die Länder mit dem Investitionsprogramm „Zukunft, Bildung und Betreuung“ (IZZB) beim bedarfsgerechten Auf- und Ausbau von Ganztagsschulen. In Groß Ilsede war es dank einer Übernahme der Kosten von 90 Prozent durch den Bund möglich, dass eine Mensa gebaut werden konnte, die als Multifunktionsraum auch für Fachunterricht, Veranstaltungen und Kinoabende genutzt werden kann.

Als „Abschlussbaustein“ komplettiert der Neubau das Schulzentrum aus den 1960er Jahren und fügt sich in das gewachsene Konglomerat ein. Gelblicher Klinker im Kreuzfugenverband reagiert auf die Bestandsbauten aus rotem Backstein. Der sich im Norden befindliche eingeschossige Trakt (mit Leiterzimmer, Unterrichtsraum und Toilettenbox) passt sich zurückhaltend an die benachbarten Wohnbebauung an. Eigentlicher Star der Anlage ist aber der gut sechs Meter hohe Speisesaal. Parallel zum zugehörigen Altbaubestand bildet er mit dem dienenden Bereich (der parallel zur Strasse ausgerichtet ist) einen Winkel von knapp 105 Grad. Eine lange Reihe von rechteckigen Stahlbetonstützen im Achsraster von 1,15 Meter gliedert die östliche Glasfassade und weckt Assoziationen an einen Tempelbau. Während das Morgenlicht den Raum ungestört durchfluten kann, fangen die ein Meter tiefen Pfeiler die aufheizenden Strahlen der Südostsonne ab. Jede zweite Stele setzt sich innenliegend als sichtbarer Dachbalken fort, im Westen lagern diese auf der Wand zwischen Speiseraum und Küche. Um Kältebrücken zu vermeiden, wurden sie im Anschluss durch einen Isokorb, wie er zur Befestigung von Balkonen verwendet wird, thermisch getrennt. Nach Süden öffnet sich das Bauwerk durch Vollverglasung zum anliegenden Park. Das um 2,40 Meter überstehende Vordach ruht auf drei „Bügeln“, die sich im Achsmaß fortsetzen. Oberhalb der Visierlinie angebrachte Stahlgitterroste aus Flachstäben verschatten gegen die Sommersonne, lassen aber das warme Licht der flachen Wintersonne eindringen.

Blick vom Park auf den Neubau. Rund 1500 Schüler können nun täglich auf dem Campus verköstigt werden.

Das Gebäude wirkt durch seinen hohen Betonanteil von außen zunächst recht kühl. Schallschluckende Tafeln aus Weißtanne – als Verkleidung der Trennwand zum Küchenblock – und die wärmespeichernde Betonsohle verbreiten im Inneren jedoch ein überaus angenehmes Klima. Die Architekten bezeichnen diesen Effekt als „poröse Hülle mit warmen Kern“. Oberhalb der Holzwand spendet ein Fensterband, dass sich zwischen den Dachbindern fortsetzt, zusätzliches Tageslicht. Überhaupt ist es im nur zweiseitig verglastem Saal trotz seiner Größe von 16,00 x 24,50 Meter erstaunlich hell.

Die flexible Möblierung ermöglicht eine rasche Verwandlung des Essraums in eine Aula für unterschiedliche Nutzungen.

Bioklimatische Architektur wird jüngst verstärkt bei privatwirtschaftlichen Bauherren berücksichtigt. Öffentliche Auftraggeber, die mit Steuergeldern kalkulieren müssen, sind da weniger risikofreudig. „Grüne“ Bauten müssen allerdings nicht zwangsläufig teure Hightechwunder sein wie das Beispiel zeigt. Schon die Positionierung des Hauses, die Verwendung von vorfabrizierten Fertigteilen und eine begrenzte Materialwahl kann langfristige Betriebs- und Unterhaltungskosten senken. Bei diesem Projekt wird die heranwachsende Generation obendrein an kommende Herausforderungen eines postfossilen Zeitalters didaktisch herangeführt.
Hartmut Möller

Multifunktionsraum/Mensa
und Ganztagsschulzentrum
2008

Am Schulzentrum 35
31241 Ilsede
(Groß Ilsede)

Auftraggeber
Landkreis Peine
Immobilienwirtschaftsbetrieb

Architektur
Despang Architekten
Hannover

Landschaftarchitektur
Grün plan
Hannover

BGF
1.887 m²

Baukosten
3,15 Mio. Euro

Fotografie
Olaf Baumann (1,2)
Hartmut Möller (3)




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