Grabeskirche, Aachen

Ruhe bewahren

22. Oktober 2007

Grabeskirche St. Josef
2007

Josefsplatz
52068 Aachen

Auftraggeber
Kath. Kirchengemeinde St. Josef
und Fronleichnam

Aachen

Architektur
Hahn Helten + Assoziierte
Aachen

Projektleiterin
Jutta Pieper

Tragwerksplanung
Dr. Ing. Fischbach
Ing. Gemeinschaft
Erftstadt

Haustechnik
Ing. Büro Prömper
Reuling
Baesweiler

Baukosten
520.000 € brutto
(KGR 100-700)

Fotografie
Hahn Helten
Christian Holl

Die Kirche hat sich in ein überkonfessionlles Kolumbarium verwandelt. Über Bodenbeläge, Stelen und den Wasserlauf ist der Raum der neugotischen Hallenkirche strukturiert.

Nicht immer sind Umnutzungen von Kirchen glücklich. Nicht immer gelingt es, aus dem Spannungsfeld von neuer Nutzung und dem ursprünglichen Anliegen, das die architektonische Form bestimmt, eine ausgewogene oder spannungsreiche Balance zu finden. In Aachen ist das anders. Wie viele andere Kirchen in Deutschland wurde auch die St. Josefskirche wegen der zurückgehenden Gemeindemitgliederzahlen für Gottesdienste entbehrlich. Aus der Gemeinde kam aber die Idee, die neogotische Kirche dadurch weiterhin als öffentlichen und würdigen Ort zu erhalten, dass man sie zur Urnengrabstätte umwidmet. In einem geladenen Wettbewerb zur dafür notwendigen Umgestaltung setzte sich das Büro Hahn Helten + Assoziierte durch.

Ein dem religiösen Symbol des Schiffs nachempfundene Skulptur schwebt in der Mittelachse der Kirche. Der helle Stoff, aus dem die Rippen gebildet sind, reflektiert das einfallende Tageslicht.

In den Seitenschiffen der Hallenkirche bilden zwischen den Pfeilern über drei Meter hohe Stelen aus glatt geschaltem Beton Raumabschlüsse, so dass sich Nischen ähnlich Kapellen bilden. Trotzdem bleibt der offene Gesamtraum erhalten. Die Stelen aus einer mäandrierenden Struktur nehmen die einzelnen, würfelförmigen Gedenksteine mit den Aschenkapsel auf, haben aber auch ohne die Gedenksteine bereits die Präsenz, um die gewünschte Raumwirkung zu erzeugen. Der Boden ist, verlängert bis ins Mittelschiff hinein, mit Kies ausgelegt, eine Stufe aus geöltem Stahl trennt den Seitenschiffbereich vom Mittelschiff, Wege aus Betonplatten führen vom Mittelgang zu den Stelen. Das Knirschen des Kieses sorgt dafür, dass man sich langsam und dem Ort gemäß ruhig bewegt. In der mit Marmor ausgelegten Mittelachse der Kirche verläuft ein schmaler Wasserlauf, der einem Quellstein im Eingangsbereich entspringt und auf den historischen Taufstein in der Vierung zuführt. Er stellt die Verbindung zum Altarraum her, der der Abschiedszeremonie vorbehalten bleibt.

Die Gedenksteine mit den Aschekapseln werden die Stelen nach und nach füllen.

Sind die Stelen in den Seitenschiffen mit Vorder- und Rückseite so konzipiert, dass sie Rücken an Rücken stehen können, wurden im westlichsten Joch, teilweise unter der Empore, Stelen aufgestellt, die nach allen vier Seiten orientiert sind. Bald schon sollen weitere Stelen aufgestellt werden, denn die Nachfrage nach Urnenplätzen ist groß, zumal deren Vergabe nicht an die Bedingung einer Konfessionszugehörigkeit gebunden ist. Der Bedarf nach einem Ort der Ruhe und der Andacht ist geblieben.
Christian Holl

Im Westen der Kirche sind Stelen frei im Raum aufgestellt.
1    Haupteingang
2    Quelle
3    historischer Taufstein / Ende des Wasserlaufs
4    Kapellen mit Stelen
5    architektonisch herausgehobener Bestattungsort unter der Empore
6    Kapelle des Gedenkens
7    Urnenplatz beim Verabschiedungsgottesdienst
8    Sakristei, Empfang und Büro
9    Marienkapelle

Grabeskirche St. Josef
2007

Josefsplatz
52068 Aachen

Auftraggeber
Kath. Kirchengemeinde St. Josef
und Fronleichnam

Aachen

Architektur
Hahn Helten + Assoziierte
Aachen

Projektleiterin
Jutta Pieper

Tragwerksplanung
Dr. Ing. Fischbach
Ing. Gemeinschaft
Erftstadt

Haustechnik
Ing. Büro Prömper
Reuling
Baesweiler

Baukosten
520.000 € brutto
(KGR 100-700)

Fotografie
Hahn Helten
Christian Holl

Vorgestelltes Projekt

DGJ Paysages

Le Pardon de la Nature

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