Westgarten Frankfurt
Robuste Stadterneuerung
26. Juni 2006
Die städtische Architektur ist nicht nur eine der Form: eine Sockelzone mit Läden und sich zur Stadt öffnende Wohnungen verleihen dem Bekenntnis zur Stadt Glaubhaftigkeit.
Der Westhafen ist ein Prestigeobjekt der Stadterneuerung, es ist von der Bahn und vom Museumsufer gut zu sehen, hochwertiges Wohnen, repräsentative Büros, außergewöhnliche Gebäudeformen tragen dem Rechnung. Doch das Projekt Westhafen wird nur dann wirklich beständigen Erfolg haben, wenn es gut zur Stadt, zum Gutleutviertel anschließt und nicht als Enklave des Lifestyles sich von ihr abwendet. Wie das auf dem nicht ganz einfachen Areal zwischen Hafen und Bahngelände gelingen kann, zeigt das Architekturbüro von Stefan Forster, bekannt vor allem durch den Um- und Rückbau von Plattenbauten im thüringischen Leinefelde. Ohne spektakuläre Geste schließt Forster den Blockrand auf dem ihm zur Verfügung stehenden Grundstück. Im Osten muss man sich noch gedulden, bis die städtebauliche Figur, wie sie im Lageplan zu sehen ist, komplettiert werden wird.
Der Innenhof ist gegenüber der Straße um ein Geschoss erhöht, damit für Läden und Supermarkt genug Fläche angeboten werden kann.
Großzügige Loggien von insgesamt siebzig mietpreisgebundenen Wohnungen öffnen das Haus zur Straße, zur Stadt. Ihre Brüstungen, wie fast die ganze Fassade aus dunkelbraunem Klinker, werden als breite, hervorstehende Bänder über die gesamte Gebäudelänge geführt. Deren oberer Abschluss mit geschliffenem und poliertem Betonstein betont die Gliederung zusätzlich. Als vertikale Elemente bringen die Pfeiler zwischen den in die Tiefe gerückten Holzfenster die plastische Fassadenkomposition ins Gleichgewicht. Ladenflächen inklusive eines Supermarkts im Erdgeschoss verleihen dem Bekenntnis zur Stadt weitere Substanz.
Außergewöhnlich ist aber auch ein anderes Bekenntnis: das des Bauherrn zu einer die Gesundheit unterstützende und fördernde Wohnungen. Elektrosmog sollten ebenso wie geopathischen Störfelder vermieden werden. Dies wird aber nicht demonstrativ nach außen getragen: Trotz seiner erkennbaren Qualität hält sich dies Haus angenehm zurück und setzt als selbstbewusste städtische Architektur ein überzeugendes Bindeglied zwischen den benachbarten Vierteln.
Christian Holl
Lageplan mit der im Osten geplanten, aber noch nicht verwirklichten Bebauung.
Grundriss
Westgarten Frankfurt
2005
Zanderstraße/Speicherstraße
60327 Frankfurt
Auftraggeber
Grundstücksgesellschaft
Westgarten
Baufeld 16 GbR
Architektur
Stefan Forster Architekten
Frankfurt am Main
Projektpartner
K. Richter
Projektleitung
Jelena Duchrow
Ausschreibung, Bauleitung
Büro Grünzig
Gesellschaften
Bad Homburg
Tragwerksplanung
Ingenieurbüro Kannemacher
und Dr. Sturm
Frankfurt
Haustechnik
Planungsbüro Bieger
Ingelheim
Außenanlagen
HSH Planungsgruppe
Wiesbaden
Fengshui Beratung
Ute von Saint Paul
München
Andreas Köhring
Bad Homburg
Tilmann Schäberle
Mossautal
Generalunternehmer
Wolff und Müller GmbH
& Co.KG. Niederlassung
Karlsruhe
Grundstücksgröße
2.352 m²
Wohnfläche
5.400 m²
Ladenfläche
1.700 m²
Baukosten
ca. 12 Mio. €
Fotografie
Jean-Luc Valentin