Neubau Logistikzentrum
Ohne besonderen Anlass
15. Oktober 2008
Mit Aluminiumtafeln in verschiedenen Grautönen spielen die Architekten auf die Funktion dieses Gebäudeteils als Hochregallager an.
Es gibt viele Aspekte, die gestalterische Ansprüche begründen oder von denen diese Ansprüche hergeleitet werden können: die Lage, der genius loci, die repräsentative Funktion, die hohe Besucherfrequenz. Wo nichts von alledem Gründe für “Gestaltung” liefert, fängt die harte Auseinandersetzung um gute Architektur an. Ist der Architekt dabei erfolgreich, muss man ihm Respekt zollen.
Die Kommissioniereinheiten mit Wareneingang und -ausgang erhielten eine transparente Fassade aus Fiberglas.
Das gilt auch in diesem Fall: Weder der Kontext des Industriegebiets im Süden Tübingens, noch eine außergewöhnliche Aufgabe legten es nahe, der Architektur erhöhte Aufmerksamkeit zu widmen. Ein Unternehmen der Elektromedizin wollte sein Fertigungsgebäude um ein Logistikzentrum mit Lagerbereichen, Kommissioniereinheiten und Büros erweitern. Und trotzdem haben die Architekten aus dieser Allerweltsaufgabe einen intelligent gestalteten und angenehm proportionierten und gegliederten Baukörper geschaffen, der nicht einmal gegenüber dem Altbau auftrumpfen muss. Entsprechend der Funktion teilten die Architekten das Gesamtvolumen der Neubaumasse in Baukörper unterschiedlicher Höhe; das Lagergebäude ist nun das höchste des Ensembles. Durch diese Gliederung war es möglich, mit der gestaffelten Form an den Bestand anzuschließen. Die Architekten wollten vermeiden, dass zwischen einem Alt- und einem Neubau Distanz aufgebaut werden kann, dass der Anbau auf einmal den Bestand, in dem nach wie vor der Haupteingang liegt, dominiert. Die Fassadengestaltung, in die dann auch der umgenutzte Bestand eingebunden wurde, differenzierte zwischen den verschiedenen Funktionen. Die Kommissioniereinheiten mit Wareneingang und -ausgang erhielten eine transparente Fassade aus Fiberglas. Die Regalgassen des Hochregallagers werden mit senkrechten Fensterbändern in der Fassade sichtbar. Aluminiumtafeln in verschiedenen Grautönen in horizontal gegeneinander abgesetzten Streifen versinnbildlichen das Thema des Stapelns und Lagerns, nehmen dem großen Volumen aber vor allem seine Massivität, beleben die Fläche ohne zu aufdringlich dominieren zu müssen.
Christian Holl
Im Gebäudeinneren wurden kräftige Farben eingesetzt, die den Raum gliedern und beleben.
Lageplan: Bestand (hellgrau) und Erweiterung (dunkelgrau)
Grundriss der Erweiterung
Schnitt
Neubau Logistikzentrum
2008
Waldhörnlestraße 17
72072 Tübingen
Auftraggeber
Erbe GmbH & Grundstücksverwaltung KG
Tübingen
Architektur
Architekturbüro Schmitt
Tübingen
Projektleitung
Hans Schmitt
Bauleitung
Maren Hoffmann
Tragwerksplanung
Schneck-Schaal-Braun
Tübingen
Haustechnik
IB Sailer
Tübingen
BGF
5127 m2
Baukosten
7.120 360 Euro
Fotografie
Dietmar Strauss