Science Center Phaeno, Wolfsburg

Oh, Phaeno, hilf!

26. Juni 2006

Science Center Phaeno
2005

Willy Brandt-Platz 1
38440 Wolfsburg

Auftraggeber
Stadt Wolfsburg

Architektur
Zaha Hadid Architects
London

Mayer Bährle
Lörrach

Projektleitung
im Büro Hadid:
Christos Passos

im Büro Mayer Bährle:
Rene Keuter
Tim Oldenburg

Tragwerksplanung
AKT Adams Kara Taylor
London

Tokarz, Leipold
Hannover

Haustechnik
NEK
Deutschland
Büro Happold
Berlin / London

Lichtplanung
Fahlke & Dettmer
Deutschland

Office for Visual Interaction
USA

Inneneinrichtung
Uli Guth und Schenkirz Wendl
München

Ausstellung
Joe Ansel
Ansel Ass.

Fotografie
Phaeno; Klemens Ortmeyer

Einer der winzige Eingänge – belohnt wird der Eintretende mit lichten Aufgängen zum Ausstellungsgeschoss.

Als am 1. Juli 1938 die Autostadt Wolfsburg gegründet und dann aus den Allerwiesen östlich der Giffhorner Heide gestampft wurde, begann eine Stadtentwicklung mit beispielloser Monokultur: Die reine Volkswagenstadt wurde nach einem Plan des damals jungen Architekten Peter Koller gebaut, der nach dem Krieg bis 1960 Stadtbaurat Wolfsburgs blieb. Bahngleise und Mittellandkanal schnitten Ort und dominantes Volkswagengelände auseinander, was nun seit Jahrzehnten ein städtebauliches Problem ist. Das wirtschaftliche wiegt für Wolfsburg womöglich noch schwerer, denn als 1973 die erste Ölkrise Deutschlands Autobahnen sonntags leer fegte, deutete sich die Abhängigkeit von der Autoindustrie als Fluch an. Nun will sich Wolfsburg als Wissenschafts- und Technikstadt profilieren, und die Stadt misst ausgerechnet einer symbolischen Architektur, als welche das Phaeno begriffen werden soll, eine zündende Funktion bei. 2000 trug Zaha Hadid mit deutlichen Voten den Sieg des Wettbewerbs davon, am Wochenende wurde nach vierjähriger Bauzeit das Phaeno eröffnet.

Gestrandeter Walfisch? Das Phaeno soll den Wechsel Wolfsburgs von der Auto- zur Wissenschaftsstadt symbolisieren.

Kompromisslos, wie man Zaha Hadid kennt, achtete sie auch beim Phaeno auf eine durchgängige Gestaltungsidee. Bei Projekten in Deutschland arbeitet sie stets mit den Lörracher Architekten Mayer Bährle zusammen – kongenial, seit ihren Bauten für Vitra in Weil am Rhein. Stadträumlich wollte sie in Wolfsburg unter einem reichlich aufgeständerten Baukörper die Besucherströme ebenerdig kanalisieren; im offenen Erdgeschoss stehen kegelförmige Stümpfe, die einerseits das Ausstellungsgeschoss tragen, zum zweiten aber auch Platz für Bar, Laden und Restaurant bieten. Ob dieses Szenario des öffentlichen Raumes wie gewünscht aufgeht, wird sich frühestens nach einem Jahr herausstellen. Die winzigen Eingänge in das eigentliche Ausstellungshaus muss man zwar etwas suchen, aber mit dem ersten Schritt in den Innenraum öffnet sich die großzügige, helle und offene Ausstellungsetage nach oben. Weiche Formen, fließende Linien, geschwungene Schrägen bilden einen sehr angenehmen und schönen Raum, wäre da nicht eine Decke, die dem Ganzen seine eigentlich überzeugende Eleganz raubte: Dunkle Stahlträger bieten eine sehr unruhige Decke, die so gar nicht zum glatten Etui passen will, in dem der Kurator nun seinen Lehrpfad der Naturwissenschaften aufgestellt hat. Einen roten Faden durch die Ausstellung gibt es nicht, wie eine Halmafigur kann man nach Belieben von Versuchsanordnung zu Versuchsanordnung spazieren. Die organische, dank selbstverdichtenden Betons aus einem Guss entstandene Betonarchitektur, mit der Zaha Hadid auf die topographische Besonderheit des Ortes reagiert, überzeugt bis auf die Unwägbarkeiten im Erdgeschoss und im Innenraum. Aber ob die symbolische Kraft des Science Center Phaeno eine Wende für die Berufsstrukturen in Wolfsburg nach sich ziehen kann, darf mit Fug und Recht bezweifelt werden. Aufgaben der Politik kann Architektur nicht übernehmen.
Ursula Baus

Die Decke der Ausstellungsebene passt nicht zu Zaha Hadids Formensprache, zu ihrem ganzheitlichen Architekturansatz.
Lageplan
Grundrisse
Schnitt

Science Center Phaeno
2005

Willy Brandt-Platz 1
38440 Wolfsburg

Auftraggeber
Stadt Wolfsburg

Architektur
Zaha Hadid Architects
London

Mayer Bährle
Lörrach

Projektleitung
im Büro Hadid:
Christos Passos

im Büro Mayer Bährle:
Rene Keuter
Tim Oldenburg

Tragwerksplanung
AKT Adams Kara Taylor
London

Tokarz, Leipold
Hannover

Haustechnik
NEK
Deutschland
Büro Happold
Berlin / London

Lichtplanung
Fahlke & Dettmer
Deutschland

Office for Visual Interaction
USA

Inneneinrichtung
Uli Guth und Schenkirz Wendl
München

Ausstellung
Joe Ansel
Ansel Ass.

Fotografie
Phaeno; Klemens Ortmeyer

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