Neues Mercedes-Benz Museum, Stuttgart

Neues Sternbild: Doppelhelix

26. Juni 2006

Neues Mercedes-Benz
Museum
2006

Mercedesstraße 100
70372 Stuttgart

Auftraggeber
DaimlerChrysler
Immobilien GmbH

Architektur
UN Studio
Amsterdam

Tragwerksplanung
Werner Sobek Engineering & Design
Stuttgart

Energieplanung
Transsolar
Stuttgart

Geometrie
Arnold Walz
Stuttgart

Bauleitung
UN Studio
Wenzel + Wenzel
Karlsruhe

Ausstellungsgestaltung
hg merz architekten museumsgestalter
Stuttgart/Berlin
Prof. HG Merz
mit Christine Kappei
und Markus Betz

Wissenschaftliche Beratung
Prof. Dr. Gottfried Korff
Prof. Dr. Dr. Franz Josef Brüggemeier
Dr. Ulrich Raulff
Dr. Anke Te Heesen
Dr. Martina Eberspächer
Dr. Claudia Haas
Mike Friedrich

Medien
hg merz
mit iart interactive ag
Basel

Visuelle Kommunikation
hg merz
mit L2M3 Kommunikations-design GmbH

Leitsystem
hg merz
mit Fons Hickmann m23 GmbH

Landschaftsarchitektur
Knoll Ökoplan GmbH
Sindelfingen

Grundfläche
4.800 m²

Ausstellungsfläche
16.500 m²

Fotografie
Brigida González

Keine Fassade, die sich nur aus der Addition von Ansichten abbilden ließe: Nur in der Bewegung lässt sie sich erfassen.

Das neue Firmenmuseum von Mercedes-Benz liegt nicht im Stadtzentrum, sondern an einem Ort der innerstädtischen Peripherie, der in den Augen vieler ein städtischer Unort ist. Und doch formuliert der Neubau genau hier den Anspruch der stadträumlichen Aufwertung – indem es diesen Kontext akzeptiert. Zwischen aufgeständerter Bundesstraße, Stadion, Veranstaltungshallen, Festplatz und Industrie ist der Neubau schon jetzt Wahrzeichen. Das kompakte, 47 Meter hohe Gebäude behauptet sich gegen seine großen Nachbarn. Die Bewegung als Element des Kontextes wird Teil des Konzepts: Die Wahrnehmung des geschmeidigen Äußeren ist auf die Art, sich hier zu bewegen, abgestimmt, auf die Orte, von denen aus man das Museum wahrnehmen kann.

Das Museum nimmt Formen und Maßstab der Umgebung auf. Im Hintergrund ist die Dachkonstruktion des Stadions zu sehen.

Dabei ist das Äußere kein Abbild des Innern, sondern eine Chiffre für seine innere Komplexität, seine ineinander verschlungenen Ebenen, die die Struktur des Innern definieren. Die Ausstellungsebenen winden sich schraubenförmig um das Atrium, das Zentrum des Hauses. Die beeindruckende Konstruktion aus Sichtbeton mit gekrümmten und geneigten Ebenen verdichtet sich hier zu einem intensiven Raumerlebnis. Von hier aus fährt man mit dem Aufzug hinauf, dorthin wo die Ausstellung beginnt.
Das räumliche Prinzip der Doppelhelix transformiert raffiniert die bereits vor dem Architekturwettbewerb vom Büro HG Merz formulierte Ausstellungskonzeption. Zwei Routen bieten dem Besucher zwei Optionen: Er kann den Weg durch die fünf Räume der »Collectionen« wählen oder er hat die Möglichkeit, durch die chronologisch geordneten sieben Räume gehen, die unter dem Begriff des “Mythos” stehen. Die Wahl ist nie endgültig. Auf fast jeder Ausstellungsebene hat der Besucher die Möglichkeit, vom einen Ausstellungsparcours in den anderen zu wechseln.

Das Atrium, das Zentrum des Hauses.

In den Räumen der “Collectionen” sind die Exponate eher deponiert als inszeniert. Anders in den Räumen der “Mythen”: auf Podesten im Zentrum der Räume stehen die ausgewählten Exponate, die man, auf einer Rampe abwärts schreitend, umkreist, bevor man an sie herantreten kann. Sie sind durch die Ausstellungsgestaltung als Ausdruck ihrer Zeit interpretiert, aber auch als Objekte verstanden, die die Zeit geprägt haben – erst aus dieser Wechselbeziehung erwächst ja der Mythos.
In den Mythosräumen wird der Blick nach außen verwehrt, doch stellt sich über das offene Atrium die Verbindung der Räume untereinander her – sie sind die Räume der Imagination. Umgekehrt ist es in den Räumen der “Collectionen”, hier ist der Blick nach außen möglich, unter anderem auf die sechsspurige Bundesstraße. Die Verortung in der Gegenwart macht die Geschichte, das Archiv zur Voraussetzung für die neue Entwicklung: Die alten “Helfer” stehen im Museum, die neuen sind im Einsatz. Die Straße, die Stadt, zuvor der eigentliche und natürliche Ausstellungsort des Automobils, wird nun als Exponat ins Museum geholt.
Die Figur der Doppelspirale ist bei alldem mehr als eine raffinierte Idee, Kontinuität erfahrbar zu illustrieren, ist mehr als Raumfigur, die die Bewegung um die zur Ruhe gekommenen Exponate erzeugt. Sie ist Bild für die Fortsetzung dessen, was sich hier präsentiert. Die Doppelhelix ist eine prinzipiell weiter zu denkende Figur, ihr Anfang und ihr Ende sind willkürlich. Die erfolgreiche Geschichte der Marke, so die Botschaft, wird sich fortsetzen.
Christian Holl

Einer der Mythosräume, hier die “Wunderjahre” der Nachkriegszeit. Im Hintergrund ist ein Panorama italienischer Autobahnbrücken von Walter Niedermayr zu sehen.
Lageplan des Gesamtkomplexes der “Mercedes-Benz Welt”. In die auf einem Plateau angelegte künstliche Landschaft ist ein mit dem Museum verbundenes Freiraum-Auditorium eingeschnitten.
Grundriss mit zwei Mythosräumen und einem für die “Collectionen”. Die in der Höhe ge-geneinander versetzten Ebenen sind durch Rampen miteinander verbunden.
Schnitt

Neues Mercedes-Benz
Museum
2006

Mercedesstraße 100
70372 Stuttgart

Auftraggeber
DaimlerChrysler
Immobilien GmbH

Architektur
UN Studio
Amsterdam

Tragwerksplanung
Werner Sobek Engineering & Design
Stuttgart

Energieplanung
Transsolar
Stuttgart

Geometrie
Arnold Walz
Stuttgart

Bauleitung
UN Studio
Wenzel + Wenzel
Karlsruhe

Ausstellungsgestaltung
hg merz architekten museumsgestalter
Stuttgart/Berlin
Prof. HG Merz
mit Christine Kappei
und Markus Betz

Wissenschaftliche Beratung
Prof. Dr. Gottfried Korff
Prof. Dr. Dr. Franz Josef Brüggemeier
Dr. Ulrich Raulff
Dr. Anke Te Heesen
Dr. Martina Eberspächer
Dr. Claudia Haas
Mike Friedrich

Medien
hg merz
mit iart interactive ag
Basel

Visuelle Kommunikation
hg merz
mit L2M3 Kommunikations-design GmbH

Leitsystem
hg merz
mit Fons Hickmann m23 GmbH

Landschaftsarchitektur
Knoll Ökoplan GmbH
Sindelfingen

Grundfläche
4.800 m²

Ausstellungsfläche
16.500 m²

Fotografie
Brigida González

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