Schulungszentrum in Neukirch / Sachsen

Neue Heimat

18. September 2006

Schulungszentrum
2006
Straße der Freundschaft 13
01904 Neukirch

Auftraggeber
Trumpf Sachsen GmbH

Architektur
Barkow Leibinger Architekten
Berlin

Projektleitung
Lukas Weder

Tragwerksplanung
Bauleitung
Haustechnik
Bauplanung Bautzen GmbH
Bautzen

Elektroplanung
ILS Lehner und Sachse
Wilthen

Landschaftsarchitektur
Büro Kiefer
Berlin

Farbgestaltung
Friederike Tebbe
Berlin

Hauptnutzfläche
2.350 m²

Fotografie
Werner Huthmacher
Berlin

Traumhafter Ausblick auf die Umgebung – und ein von innen ablesbarer Baukörper.

Die Werksanlagen schmiegen sich in eine Landschaft von solcher Lieblichkeit, dass es schwer fällt, an hämmerschwingende Betriebsamkeit auch nur zu denken – noch dazu in Ostsachsen, das zu den von Deindustrialisierung am schwersten betroffenen Gegenden Ostdeutschlands zählt. Aber hier, 15 Autominuten südlich von Bautzen, wird immer noch produziert; ein Mittelständler aus Baden-Württemberg hatte nach der Wende den ehemaligen VEB „Fortschritt-Rationalisierungsmittelbau“ übernommen und lässt seither Werkzeugmaschinen entwickeln und montieren. Zu den Grundsätzen des Unternehmens gehören soziale Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern genauso wie eine hochgradig designbetonte Kultur am Arbeitsplatz. Wie gut, dass eine Tochter des Inhabers Architektin ist, die mit ihrem renommierten Büro die Wandlung der alten DDR-Werksanlage zum heutigen Vorzeigebetrieb für ganz Sachsen begleitet hat. Seit 1993 gibt ein Masterplan das Programm für die stufenweise Modernisierung und Erweiterung vor. Jetzt setzt ein Schulungszentrum samt Betriebrestaurant den Schlusspunkt unter den Erneuerungsprozess.

Lichtführung und ein gut verarbeiteter Sichtbeton bilden eine behagliche, aber nicht zu gemütliche Atmosphäre.

Wer sich dem Werk vom Ort her nähert, nimmt als erstes jenen 130 Meter langen, bläulichgrauen Riegel wahr, der sich unter gleichfarbigem Satteldach wie ein Felssporn über die Geländekante dem Tal entgegen reckt. Der auffällige Farbton verdankt sich der Fassadenhaut aus Titanzinkblech-Schindeln, die steile Dachneigung einer Remise aus dem Jahr 1900, deren Reste in den Neubau integriert wurden. Insgesamt setzt sich der langgestreckte Gesamtbau aus jener Remise, einem anschließenden Verwaltungsbau von 1980 sowie einem  neu errichteten Kopfteil zusammen. Während der eingeschossig wirkende „Remisen“-Abschnitt die familiäre Dimension des Werkshofes vor der ehemaligen Villa aufbewahrt, werden die beiden übrigen Bauteile zu einem Großbaukörper zusammengebracht, der das Vokabular der regionalen Hausbaukultur geradezu drastisch übernimmt. Modisch unregelmäßige Fenster mit auffälligen hellen Kastenrahmen sollen die ortstypischen Assoziationen noch verstärken, doch je vertrauter ein Betrachter mit der Eigenart Lausitzer Umgebindehäuser ist, desto mehr müssen ihn die artifiziell verfremdeten Fensterzitate irritieren, wenn nicht gar stören.

Die homogene Schindelfassade wird durch kräftige Holzrahmenfenster spielerisch gegliedert.

Vergleicht man diesen Bauabschnitt mit den kühl rationalen, vorangegangenen Hallenbauten, muss man das späte Bekenntnis der Architekten zu Kontext, ja „Folklore“ bestaunen. Doch innen darf man sofort alle Hintergedanken fallen lassen: Hier gibt sich nicht nur ein intelligentes, die Bauteile überspielendes Erschließungssystem zu erkennen. Unterm Dach, vom elegant funktionalen Kücheneinbau bis zum lichtdurchfluteten Speisesaal, spürt man geradezu eine Lust am inszenierten Wohlgefühl – in einem Ambiente, das sämtliche Ausflugsgastronomie der Gegend beschämt. Von allen Tischen und Sitzplätzen aus bieten gerahmte Fensterblicke grandiose Ausschau auf Täler und Höhen rundum. „Oberlausitz, Heimat mein!“ Was sind Spitzdach- und Schindel-Zitat gegen solche Verneigung vor der Unübertrefflichkeit des Originals.
Wolfgang Kil

Schulungszentrum
2006
Straße der Freundschaft 13
01904 Neukirch

Auftraggeber
Trumpf Sachsen GmbH

Architektur
Barkow Leibinger Architekten
Berlin

Projektleitung
Lukas Weder

Tragwerksplanung
Bauleitung
Haustechnik
Bauplanung Bautzen GmbH
Bautzen

Elektroplanung
ILS Lehner und Sachse
Wilthen

Landschaftsarchitektur
Büro Kiefer
Berlin

Farbgestaltung
Friederike Tebbe
Berlin

Hauptnutzfläche
2.350 m²

Fotografie
Werner Huthmacher
Berlin

Vorgestelltes Projekt

DGJ Paysages

Le Pardon de la Nature

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