Geschäftshaus in Dresden

Mehr Licht!

26. Juni 2006

Geschäftshaus der
Wohnungsgenossenschaft
Dresden-Johannstadt eG
2005
Haydnstraße 1
01307 Dresden

Auftraggeber
Wohnungsgenossenschaft
Dresden-Johannstadt eG

Entwurf, Planung und
Bauleitung
Architektengemeinschaft
Zimmermann
Dresden

Tragwerksplanung
Büro für Baustatik
Gruschwitz
Dresden

Haustechnik
Dresdner Ökotherm GmbH
Dresden

Bruttogeschossfläche
2.456 m²

Fotografie
Petra Steiner

Im Freistaat Sachsen war das Bundesland, in dem erstmals Flächenabrisse leer stehender Wohnbauten mit öffentlichen Geldern subventioniert wurden. Die Menschen ziehen immer noch weg, nicht einmal Dresden kann Entwarnung geben: Wer seine Mieter halten oder neue gewinnen will, muss sie umwerben: Freundlich sollen die Mitarbeiter sein, hell und einladend die Räume, der Firmensitz eine Visitenkarte. Daran gemessen stand die Dresdner „Wohnungsgenossenschaft Johannstadt eG“ vor einer deprimierenden Realität. Ihre Verwaltungszentrale war ein einfacher Zweckbau, zwanzig Jahre zuvor von Baufachlehrlingen mühsam – pro Lehrjahr ein Geschoss – hochgezogen: drei Stockwerke völlige Ausdruckslosigkeit, innen schmale dunkle Gänge, sture Zellenbüros. Solche Gebäude pflegt man inzwischen locker abzureißen. Doch der Architekt überzeugte den Vorstand vom Prinzip „Umbau statt Abriss“. Auch wenn die Nutzfläche erweitert werden und man wenig zimperlich die Altsubstanz angreifen müsste – im Um- und Weiterbauen steckt meistens die nachhaltigere Vernunft.

Fünf Achsen des Altbaus wurden radikal herausmontiert, um eine zentrale Empfangshalle als glasüberdecktes Atrium zu öffnen. Von hier aus werden jetzt sämtliche Funktionsbereiche (inklusive des rückwärtigen Ergänzungsbaus) erschlossen, wird die Enge des Vorgängerbaus mit Großzügigkeit, ja Opulenz, raumgreifenden Gesten und eleganten Details aufgebrochen. Nach allen Richtungen sind Durchblicke geöffnet, die Lichtfülle in der Tiefe des Hauses überrascht geradezu. Die Mitarbeiter kamen zu einer Cafeteria vom Chic eines Designercafés und die Vorständler zu stattlichen Büro- und Konferenzräumen.
Zur Straße hin blieb ein selten gewordenes Maß an Understatement gewahrt. Die Außenwände erhielten Vollwärmeschutz hinter rotbraunen Parklexplatten - hochverdichtete Trägerplatten mit Holz- und Papierfaserkern und einer Oberfläche aus Naturholfurnier. Dazu kontrastieren schneeweiße Putzbänder und ebenso weiß lackierte Sonnenschutzlamellen. Derart sympathische Unaufgeregtheit lässt die strenge Schlichtheit des Vorgängerbaus noch immer aufscheinen, jetzt aber endlich zu architektonischem Ausdruck gereift.
Und gerade darin ist, zumal für Ostdeutschland, eine befreiende Botschaft zu finden: Die Relikte des industriellen Bauens stellen nicht das „Ende der Geschichte“ dar; sie lassen sich nahezu beliebig verändern und sind damit für neue Bedürfnisse interpretierbar wie jede andere Typologie anderer Bauepochen zuvor.
Wolfgang Kil

 

Geschäftshaus der
Wohnungsgenossenschaft
Dresden-Johannstadt eG
2005
Haydnstraße 1
01307 Dresden

Auftraggeber
Wohnungsgenossenschaft
Dresden-Johannstadt eG

Entwurf, Planung und
Bauleitung
Architektengemeinschaft
Zimmermann
Dresden

Tragwerksplanung
Büro für Baustatik
Gruschwitz
Dresden

Haustechnik
Dresdner Ökotherm GmbH
Dresden

Bruttogeschossfläche
2.456 m²

Fotografie
Petra Steiner

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