Erlöserkirche, Leipzig Thonberg

Kühler Eiswürfel – warme Laterne

9. Juli 2007

Erlöserkirche Leipzig
Thonberg

2007
Dauthestraße 1A
04317 Leipzig

Auftraggeber
Erlöserkirchgemeinde Leipzig
Thonberg

Architektur
Architektengemeinschaft Zimmermann
Dresden

Statik, Bauphysik
S&P Sahlmann
Leipzig

Haustechnik
Brendel Ingenieure
Leipzig

Baukosten
ca. 930.000 €

Fotografie
Thomas Richter
Halle

In der eingeschossigen Anlage ist der Kirchenraum durch seine Höhe kenntlich gemacht. Nachts ist sichtbar, dass er von einem Band farbigen Glases bekrönt ist. Wegen der mit weißen Streifen bedruckten äußeren Scheiben ist die Farbe tagsüber allerdings kaum wahrnehmbar.

Ein Kirchenneubau im von Abwanderung geplagten Osten des Landes ist heutzutage schon eine kleine Sensation. Über ein halbes Jahrhundert war die evangelisch-lutherische Erlöserkirchgemeinde „heimatlos" und musste ihren Gottesdienst in provisorischen Räumlichkeiten begehen. Jetzt hat sich das Durchhaltevermögen ausgezahlt. Auf einen Wettbewerb folgend, konnte für die gut 1400 Mitglieder unweit der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Erlöserkirche ein neues Gotteshaus im Leipziger Stadtteil Thonberg realisiert werden.
Das Gebäude wurde von der Straßenfront zurückgesetzt, um den Besucher behutsam auf den sakralen Ort einzustimmen. Ein mit Steinplatten belegter Weg führt durch eine als Biotop geschützte Streuobstwiese zu einer hölzernen Plattform mit vorgelagertem Wasserbecken. Der Entwurf des leicht vom Erdboden abgesetzten Gemeindezentrums basiert auf einer Fläche von 24 mal 24 Meter. Mittels Einschnitten, Aufkantungen und Faltungen umfasst eine weiße Wand das Bauwerk mäandergleich und fügt die Räumlichkeiten (einschließlich des frei stehenden Glockenturms) zu einem Ganzen.

Über eine Laterne erhält die Altarrückwand von oben direktes Licht.

Das Foyer im Zentrum separiert die L-förmig angeordneten Verwaltungs-, Gruppen- und Nebenräume vom im Osten liegenden Kirchensaal. Dieser hebt sich nicht nur durch seine doppelte Höhe von den anderen Teilen der eingeschossigen Anlage ab. Im oberen Teil des reinweiß gehaltenen Sakralraums verläuft hinter diagonalen Rundrohrstützen ein buntes Glasband, das an traditionelle Kirchenfenster erinnert. Die Scheiben der Isolierverglasung wurden unterschiedlich bedruckt. Während die innere Schicht mit vertikalen farbigen Streifen versehen ist, erfüllt die mit einem weißen Linienmuster in einem speziellen Siebdruckverfahren bearbeitete äußeren Schicht die Funktion des Sonnenschutzes. Von außen wirkt der Bau daher tagsüber wie ein kühler Eiswürfel, nachts hingegen schimmert er wie eine warme Laterne. Die geschlossene Altarwand wird durch ein Oberlichtband – je nach Tages- und Lichteinfall – akzentuiert und ist mit einem textilen Wandbehang geschmückt. Auf diesem symbolisiert eine ansteigende Treppe den Gedanken der Erlösung, indem die einzelnen Stufen zum oberen Teil hin immer schwächer wahrnehmbar werden. Die gegenüberliegende Glasfaltwand ermöglicht den Zusammenschluss von Kirchenraum und Foyer für größere Veranstaltungen.
Hartmut Möller

Der Kirchenraum wird von zwei Seiten von einer Galerie flankiert. Im Innern kommt die Wirkung des farbigen Glases gebührend zur Geltung.
Lageplan
Grundriss mit Kirchsaal, Gruppen-, Arbeits- und Nebenräumen.
Im Schnitt wird ersichtlich, wie die Altarrückwand beleuchtet wird.

Erlöserkirche Leipzig
Thonberg

2007
Dauthestraße 1A
04317 Leipzig

Auftraggeber
Erlöserkirchgemeinde Leipzig
Thonberg

Architektur
Architektengemeinschaft Zimmermann
Dresden

Statik, Bauphysik
S&P Sahlmann
Leipzig

Haustechnik
Brendel Ingenieure
Leipzig

Baukosten
ca. 930.000 €

Fotografie
Thomas Richter
Halle

Vorgestelltes Projekt

DGJ Paysages

Le Pardon de la Nature

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