Apartmenthaus am Kurfürstendamm, Berlin

In der offenen Stadt wohnen

3. Juli 2006

Apartmenthaus am
Kurfürstendamm

2006
Roscherstraße 8
10629 Berlin

Auftraggeber
HGG | OHG Onnasch
Unternehmensgruppe

Architektur
Heide | von Beckerath | Alberts
Berlin

Projektleiter
Wolfgang Rehn

Bauleitung
Kehrbach Planwerk
Berlin

Tragwerksplanung
Dipl. Ing. Stefan Ritzer
Pleinfeld

Haustechnik
Nexus GbR
Lüdersdorf

Gartenplanung
Wittling + Benninghoff
Berlin

Nutzfläche
1.885 m²

Baukosten
1.850 €/m²

Fotografie
Christian Gahl

Die Architektur des Apartmenthauses nimmt Elemente des Kontextes auf und entwickelt sie zu einem selbständigen Gebäude weiter.

Eine Stadt besteht nicht nur aus ihrem Zentrum, und es wäre ungerecht, sie allein an jenem zu messen. Jeder würde dem zustimmen, und doch wird das architektonische Bild Berlins sehr von den Auseinandersetzungen um die Gestaltung der Innenstadt, vom Planwerk Innenstadt und unglückseligen Frontenbildungen geprägt. Aber Berlins Geschichte ist komplexer, das Erbe vielschichtiger und die architektonischen Möglichkeiten darauf zu reagieren, reichhaltiger als es dieses Bild wiedergibt. Was das für das Wohnen bedeuten kann, zeigen die Architekten Tim Heide, Verena von Beckerath und Andrew Alberts mit ihrem Apartmenthaus am Lehniner Platz.

Vom Bahnhof Zoo aus gesehen liegt das Gebäude fast am Ende des Kurfürstendamm, an dem Platz, an dem auch die Schaubühne, das ehemalige Lichtspieltheater Universum von Erich Mendelsohn steht. Das Gebiet hier ist von bürgerlichen Wohnquartieren des 19. Jahrhunderts und Architektur der 50er und 60er Jahre geprägt. Auf beide Kontextebenen reagieren die Architekten, sie transformieren den Anspruch des gehobenen Wohnens in eine zeitgemäße Form, und sie reflektieren die Architektur des Umfelds und entwickeln sie weiter. Unaufgeregt und sachlich, aber die Rahmenbedingungen städtischen Wohnens sorgfältig analysierend, lässt sich gerade hier das Potenzial der Stadt lesen.

Der neungeschossige Bau schließt eine zum Platz orientierte Blockecke, schöpft dabei die Möglichkeit das Grundstück zu überbauen, vollständig aus. Der Baukörper ist in der Höhe gestaffelt, zum Platz hin markieren neun Geschosse die Ecke, zur im Norden angrenzenden, eingerückten Bebauung wird das oberste Geschoss zurückgesetzt. Im verglasten Erdgeschoss werden Ladenflächen angeboten.

Zur Stadt hin offene Wohnräume: Die Architektur formt den Stadtraum, und der Stadtraum wird Teil der Architektur.

Mit hellem Stein verkleidete Wandflächen rahmen die großflächigen Verglasungen der Wohngeschosse. Die Offenheit, die sich darin ausdrückt, findet sich in den Grundrissen der insgesamt 13 Wohnungen – zwei je Geschoss – wieder. (Das erste Obergeschoss bietet eine Erweiterungsfläche für die im benachbarten Altbau liegende Zahnarztpraxis.) Raumhohe Schiebeelemente zur Diele gestatten ein offenes Wohnen, Loggien und Balkone sind zum Platz orientiert. Die Wohnbereiche öffnen sich über die teilweise festverglasten, teilweise als Schiebeelemente ausgebildete raumhohe Verglasung zur Stadt. Siebtes und achtes Obergeschoss sind zu Maisonetten zusammengefasst, ihnen sind auf den niedrigeren Abschnitten beziehungsweise über dem angrenzenden Altbau Terrassen zugeordnet.

Die Stadt wird so Teil der Wohnung, gleichzeitig wird damit auch der Anspruch an die Stadt als Lebensraum formuliert. Schon lange lassen sich die Grenzen zwischen Privatem und Öffentlichem nicht mehr durch Hausmauern beschreiben. Was aus der Sicht auf eine idealisierte Vergangenheit als ein Verlust wahrgenommen werden muss, lässt sich auch als Chance begreifen, denn umkehren lässt sich diese Entwicklung nicht. Genauso, wie die Privatheit auf eine andere Weise als durch Mauern geschützt werden muss, genauso kann sich das Wohnen zur Stadt öffnen und eine neuen, vielschichtigen Lebensraum definieren, der neue Qualitäten aufweist.
Christian Holl

Grundriss Regelgeschoss. Die Wohnräume sind zur Stadt, die Schlafzimmer zum Hof orientiert.
Schnitt

Apartmenthaus am
Kurfürstendamm

2006
Roscherstraße 8
10629 Berlin

Auftraggeber
HGG | OHG Onnasch
Unternehmensgruppe

Architektur
Heide | von Beckerath | Alberts
Berlin

Projektleiter
Wolfgang Rehn

Bauleitung
Kehrbach Planwerk
Berlin

Tragwerksplanung
Dipl. Ing. Stefan Ritzer
Pleinfeld

Haustechnik
Nexus GbR
Lüdersdorf

Gartenplanung
Wittling + Benninghoff
Berlin

Nutzfläche
1.885 m²

Baukosten
1.850 €/m²

Fotografie
Christian Gahl

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