Umbau Dornbuschkirche, Frankfurt am Main

Geschichte prägt

26. Juni 2006

Umbau Dornbuschkirche
Frankfurt
2005

Carl-Goerdeler-Straße 1
60320 Frankfurt am Main

Auftraggeber
Evangelischer Regionalverband
Frankfurt am Main

Architektur
Meixner Schlüter Wendt Architekten
Frankfurt am Main

Tragwerksplanung
H.J. Gruhn
Frankfurt am Main

Elektroplanung
Ingenieur-Team-Sältzer
Bruchköbel

Haustechnik
IBG Gernet
Oberursel

Fläche
vor dem Umbau: 570 m²
nach dem Umbau: 260 m²

Budget
900.000 € brutto

Fotografie
Christoph Kraneburg

Auf der Fläche, die die Kirche vor dem Umbau eingenommen hat, zeugen Bodenzeichnungen von ihrer ursprünglichen Größe.

Der Eindruck der vielen in den letzten Jahren errichteten Kirchen täuscht. Die meisten Gemeinden werden kleiner und werden oft mit anderen zusammengelegt. Die Gotteshäuser, die für diese Gemeinden in den besseren Zeiten gebaut wurden, werden kaum mehr ausgelastet, und stellen damit für die Gemeinden in zweifacher Hinsicht ein Problem dar: Zum einen drückt die Finanzlast des Unterhalts, zum andern ergibt sich daraus aber auch eine psychologische Belastung, die von den Gottesdiensten vor den spärlich besetzten Räumen ausgeht. Man nimmt die Entwicklung als eine des Abstiegs, als eine des Verlustes wahr.
Daher ist es auch in zweifacher Hinsicht ein bemerkenswerter Umbau, den Meixner Schlüter Wendt für die Kirche im Frankfurter Stadtteil Dornbusch konzipiert haben. Auch hier war die Gemeinde kräftig geschrumpft: 12000 Mitglieder zählte sie 1962, als die Dornbuschkirche geweiht wurde, auf 3500 ist die Zahl inzwischen gesunken. Die 600 Plätze, die die Kirche bot, wurden nicht mal mehr an Weihnachten gefüllt. Durch Planungsstudien konnten die Architekten nachweisen, dass ein Umbau gegenüber einem Abriss der Kirche und dem Neubau eines Andachtsraums deutliche Vorteile aufweist. Ihr Vorschlag, den südlichen Teil des Kirchenschiffes abzureißen und den Raum in Verlängerung des angrenzenden Gemeindehauses zu schließen, fand die Zustimmung der Gemeinde. Der frühere Altarraum und Chor ist nun der Kirchenraum, das beliebte Buntglasfenster an der Ostwand des ehemaligen Altarraums konnte ebenso wie der Glockenturm erhalten bleiben – wichtige identitätsstiftende Elemente.

Außen wie innen ist der Abdruck der durch den Abriss verlorenen Gebäudeteile ablesbar.

Doch reicht die Auseinandersetzung mit den Spuren der Vergangenheit weiter. Vor der Kirche werden in der Art eines Sportfeldes die Linien des ehemaligen Kirchenbaus mit seinen Bänken und Einrichtungsgegenständen abgebildet, in eine alltäglichen Form der Bodenzeichnungen übertragen.
Vor allem aber mit der neuen Kirchenwand schließen die Architekten an ein Spiel mit Volumen, Innen und Außen, Positiv und Negativ an, das sie schon in andern Projekten inszeniert haben.
Der neue Raumabschluss wird zu einer ausdrucksstarken, plastisch geformten Wand weiterentwickelt, als ein Medium interpretiert, dem Elemente der Vergangenheit eingeprägt werden. Durch den Abriss verlorene Teile – Empore, Altar und Eingangsfassade – werden in der neuen Wand, einer Mischkonstruktion aus Mauerwerk und Stahlbeton, als Abdrücke lesbar. Die Wand, die nun den Rücken des Altares bildet, wird dadurch zu einem mit Oberlicht gezielt in seiner plastischen Wirkung verstärkten Relief, das die Balance zwischen Abstraktion und Erzählung hält. Die Geschichte des Ortes wird nicht auf ein plattes Abbild reduziert, sondern zu einer neuen architektonischen Qualität geformt.
Christian Holl

Altar, Empore und Eingangsfassade der ursprünglichen Kirche wurden dem neuen Raumabschluss eingeprägt – und durch Licht zu einem neuen Bild geformt. Links ist das beliebte Glasfenster zu sehen, das erhalten werden konnte.
Die Skizze verdeutlicht das Konzept von Umbau und Transformation.
Lageplan
Grundriss

Umbau Dornbuschkirche
Frankfurt
2005

Carl-Goerdeler-Straße 1
60320 Frankfurt am Main

Auftraggeber
Evangelischer Regionalverband
Frankfurt am Main

Architektur
Meixner Schlüter Wendt Architekten
Frankfurt am Main

Tragwerksplanung
H.J. Gruhn
Frankfurt am Main

Elektroplanung
Ingenieur-Team-Sältzer
Bruchköbel

Haustechnik
IBG Gernet
Oberursel

Fläche
vor dem Umbau: 570 m²
nach dem Umbau: 260 m²

Budget
900.000 € brutto

Fotografie
Christoph Kraneburg

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