Produktions- und Verwaltungsgebäude, Freiburg
Feine Fertigteile
29. Januar 2007
Ein kompakter Baukörper: Halle mit seitlicher Galerieebene und Bürogeschoss sind dicht zusammengerückt.
Wieder mal geht es in ein Gewerbegebiet. Hier in Freiburg, nahe dem ambitioniert beplanten Rieselfeld, sieht es auch nicht besser aus als überall sonst in der Republik. Doch halt! Der Elektronik-Produzent Hüttinger tauschte sein Gelände nahe der Innenstadt gegen ein größeres am Rande dieses Gewerbegebiets ein und baute dort ein kompaktes, elegantes Gebäude, in dem Produktion, Verwaltung und Entwicklung unter einem Flachdach vereint sind. Die Produktionshalle über einem Betonstützenraster von etwa 10 mal 10 Meter ist längsseitig im Süden von einer Bürospange, im Norden von einer so genannten Interface-Raumfolge gefasst – gemeint sind Technik, Zwischenlager, An- und Auslieferung. Über der Halle liegt noch ein Großraumbürogeschoss mit Dachgärten.
Blick in die Produktionshalle. Elektronikproduktion ist nicht besonders laut und sehr sauber.
Die Stirnseiten der 100 Meter langen und 70 Meter breiten Halle sind raumhoch verglast. Tagesoberlicht fällt außerdem durch große, die Büroetage durchstoßende Schächte in die Halle, die flexibel für die kleinteilige Produktion genutzt wird. Zur Konstruktion: Auf den Stahlbetonstützen liegen Unterzüge, auf denen klassische p-Platten. Sichtbeton prägt den gesamten Bau, der bis in alle Details sorgfältig geplant und ebenso ausgeführt ist. Im Foyer und in den Büroräumen wärmt Parkett aus Räuchereiche, außerdem eine gesondert entwickelte, schallschluckende, abgehängte Holzdecke die Atmosphäre.
Treppenhaus.
Damit das rigide Industriebauraster die Arbeitsplätze der inzwischen fünfhundert Mitarbeiter nicht zu sehr dominiert, ist die Systematik an verschiedenen Stellen spielerisch gestört. So verleiht eine außenliegende Stahlfassadenkonstruktion der Fassadenfläche eine plastische Tiefe, die von Seite zu Seite unterschiedlich ausfällt – im Süden geschlossener als im Norden. Schalelemente in einer 3-Meter-Breite sind mal durch fünf, mal durch sechs geteilt, woraus sich durch die erhabenen Fugen scheinbare Unregelmäßigkeiten in den Oberflächen ergeben. Im Erdgeschoss sind die Betonfertigteile der Fassade mit einem Reliefmuster belebt, das die Architekten eigens für diesen Bau mit quer liegenden Diamantrauten entwickelten. Auch innen finden sich in diesem Industriebau keine sonst so verbreiteten, vorfabrizierten Bauindustrieserien. Die Qualität, die sich aus den stimmig aufeinander bezogenen Eigenproduktionen ergibt, läßt sich als elegantes, keineswegs überzogen feines Unikat beschreiben. Ganz billig war es natürlich nicht, aber in der Elektroniksparte wird erklecklich Geld verdient, das hier bestens in hochwertige Architektur investiert wurde.
Ursula Baus
Lageplan
Erdgeschoss
Obergeschoss
Schnitt
Produktions- und Verwaltungsgebäude
2006
Bötzinger Straße 80
79111 Freiburg
Auftraggeber
HÜTTINGER Elektronik GmbH+Co.KG
Freiburg
Architektur
Barkow Leibinger
Projektleiter
Heiko Krech
Bauleitung
Barton Architekten
Freiburg
Barkow Leibinger Architekten
Fassadenberatung
Arup Deutschland
Berlin
Tragwerksplanung
Stoelcker Theobald v. Lampe
Kirchzarten
Haustechnik
Planungs-Gruppe M + M AG
Böblingen
Brandschutz
Peter Stanek
Berlin
Landschaftsarchitekten
Bernard:Sattler
Berlin
Lichtplanung
Dinnebier Licht
Berlin
BGF
15.000 m²
Fotografie
David Franck