Schulzentrum, Herrenberg
Disziplin in Holz
17. März 2007
Überdachter Pausenbereich mit Blick ins Grüne.
Herrenberg preist sich mit seinen 31000 Einwohnern als Gäumetropole an, als Wirtschaftsstandort sowieso, wie es sich in Baden-Württemberg gehört. Südwestlich des Altstadtkerns ist neben einem Wohngebiet ein Schulzentrum gewachsen, mehrere Ausbildungsstätten liegen hier dicht beieinander. Dazu gehört am Rand zum Acker hin auch das Haus- und Landwirtschaftliche Schulzentrum des Landkreises Böblingen, die Hilde-Domin-Schule. 1983 hatten Günter Behnisch und Manfred Sabatke einen für sie typischen Schulbau in leichter Hanglage gestaffelt, der nach zwanzig Jahren noch sehr gut aussieht und nun vom neuen Büro Behnisch um etwa 1200 Quadratmeter erweitert wurde.
Altbau (rechts) und Neubau (links des Weges) bilden einen kleinen Hof, von dem aus die Erweiterung erschlossen ist.
Verschiedene Klassenräume, Fachlehrerbüros, etwas Verwaltung, ein Arzt- und Elternsprechzimmer sowie einige Nebenräume sind in einem eingeschossigen, flachen und die Größenordnung des Altbaus aufnehmenden Holzbau untergebracht. Ein kleiner Veranstaltungsraum kann auch separat genutzt werden, zumal die Schulerweiterung wie ein autarkes Bauwerk konzipiert ist. Vom Ort her kommend, betritt man den Bau über einen kleinen Hof zwischen Alt und Neu, wobei vom recht zentral gelegenen Eingang aus der Blick gleich durch die Pausenhalle des neuen Hauses in die schöne Landschaft auf der Südseite fällt – für Ortskundige: Schönbuch und Schwäbische Alb. Auf der Südseite steht den Schülern noch ein überdachter Pausenbereich zur Verfügung, wo man in diesen Märztagen den bereits fleißigen Bauern zuschauen kann.
Schräge, feststehende, senkrechte Holzlamellen bieten an drei Stellen der Südseite Blendschutz.
Die Schule ist als Holzständerkonstruktion ausgeführt und überzeugt außen weitgehend mit konstruktivem Holzschutz. Innen lassen raumhoch verglaste Trennwände mit raumseitig integrierten Regalböden eine helle, freundliche, übersichtliche Atmosphäre entstehen. Durch Oberlichter fällt zusätzlich Tageslicht in die Räume.
Behnisch ergänzt Behnisch: In dieser disziplinierten Schulerweiterung deutet sich ein kleiner Programmwechsel an. Im jüngeren Büro Behnisch dominiert keine ins Auge springende, formale Linie mehr, sondern eher eine Übereinkunft, jede Bauaufgabe für einen ganz bestimmten Bauherrn optimal zu lösen. Das mag aussehen, wie es will: Hier in Herrenberg, am Übergang von der Stadt zu Feld, Wald und Wiese, bietet die schlichte, dem rechten Winkel verpflichtete Holzarchitektur eine angenehme Überraschung.
Ursula Baus
Verglaste Trennwände mit Regalböden – die Schüler bestimmen also selsbt das Maß der Transparenz.
Lageplan
Grundriss
Querschnitt
Erweiterungsbau des Haus- und Landwirtschaftlichen Schulzentrums
Hilde-Domin-Schule
2007
Längenholz 8
71083 Herrenberg
Auftraggeber
Landkreis Böblingen
Vertreten durch
Landratsamt Böblingen
Hochbau- und Liegenschaftsamt
Böblingen
Architektur
Behnisch Architekten
Stuttgart
Projektleiter
Andreas Hardegger
Bauleitung
Landratsamt Böblingen
Tragwerksplanung
Fischer + Friedrich
Beratende Ingenieure
Stuttgart
Haustechnik
Ingenieurgesellschaft Wetzstein
Herrenberg
Bruttogeschossfläche
1.200 m2
Baukosten
2,95 Mio Euro brutto
(Kostengruppe 1- 7)
Fotografie
Ursula Baus