Bespielbare Mauer

Eigentlich weiß es jeder: Der Anteil des Landschaftsarchitekten an einem Bauwerk kann nur dann richtig zum Tragen kommen, wenn die Zusammenarbeit mit dem Architekten rechtzeitig beginnt. Trotzdem ist es meist anders. Vorbildlich dagegen war die Zusammenarbeit in Berlin, Architekten und Landschaftsarchitekten – Behles & Jochimsen und Topotek1 – hatten gemeinsam ein Konzept zum Wettbewerb eingereicht und gewonnen. Umzubauen und an heutige Erwartungen an eine Kita anzupassen war ein sich nach Südosten orientierendes, U-förmiges Gebäude aus den 1950er Jahren. Im realisierten Entwurf bleibt vom ursprünglichen Gebäude der Mittelteil bestehen, die Seitenflügen wurden neu gesetzt. Erhalten wird auch der alte Baumbestand. Durch die neue Anlage werden die Freiflächen optimal genutzt, sie werden durch Spielgeräte ergänzt, von der Straße schützend abgeschirmt. Ein Platz als Entree bildet das Bindeglied zwischen der Kita und dem Umfeld, mit kräftigen Rosatönen heißt er die Kinder willkommen, im Innern findet dies Farbkonzept seine Fortsetzung.

Das Besondere hier ist nicht nur, dass Architektur und Landschaftsarchitektur nicht additiv aufgefasst wurden, sondern auch, dass die von den Außenanlagen erwarteten Qualitäten nicht einzeln bearbeitet, sondern sie in einem Element, in einer Figur zusammengefasst wurden. Aus einem der neuen Gebäudeflügel entwickelt sich vom Obergeschoss aus eine die Grundstücksgrenze entlanglaufende Mauer. Diese Mauer ist als breiter Gang gestaltet, in Rampen, die mehrfach die Richtung wechseln, auch, damit die alten Bäume stehen bleiben können, führt er zum Eingangsplatz hinunter. Die Spielgeräte sind so integriert, dass sie aus der Mauer in den Hof geklappt sein scheinen. Rutsche, Rampe, Klettergerüst bieten mehrfach Gelegenheit, den Weg in den Hof abzukürzen, in diesem aus Sichtbeton gestaltete, mit Kunststoff-Sportbelag versehenen Element finden sich Räume zum Spielen und Verstecken, wie beiläufig sind außerdem noch Einzelpunktschwinger und Wasserspiel mit Punktdüsen darin integriert. Um die ganze Spielskulptur liegt Sand zum Schutz vor Verletzungen, ein großer Reifen hindert am Erklettern des Freischwingers. Wichtig ist aber wohl vor allem, dass die Kinder die Freiheit haben, zu bestimmen, was die Skulptur für sie gerade ist.
Christian Holl