Bergende Hülle

2003 wurde in Nordrhein-Westfalen die Offene Ganztagsschule eingeführt. Sie verbindet auf freiwilliger Basis den regulären Schulunterricht mit weiterer Betreuung und individueller Förderung. In Köln wurden zum Start des Schuljahrs 2007/2008 über 17000 Plätze in r solchen Offenen Ganztagsschule angeboten; der Bestand musste dafür erheblich erweitert werden. So auch in der Bertold-Otto-Grundschule im rechtsrheinischen Stadtteil Holweide. Für sie hat das Büro Schilling Architekten einen zweigeschossigen Neubau mit fünf Betreuungsräumen und einer Küche für 250 Kinder errichtet. Er schließt den bislang zur Buschfeldstraße hin offenen Hof als markanten Baukörper aus orangerot lasiertem Sichtbeton ab. Die Lasur deckt den Beton nicht zu, lässt seine Struktur erkennen, ihr leichtes Changieren belebt die Fläche. Der Auftrag dient dabei gleichzeitig als Graffitischutz.

Der im Grundriss trapezförmige Bau wird dort, wo er im Grundriss breiter wird, niedriger und vermittelt durch einen leichten Knick in der Fassade zwischen Straße und Hof. Hier  zeigt sich der Neubau in Korrespondenz zu den Altbauten aus den 1960er Jahren nicht mehr als schützende, bergende Hülle, sondern öffnet sich über die gesamte Breite. Das Gebäude ist zu dieser Seite großzügig mit einer Pfosten-Riegelfassade in dunkel eloxiertem Aluminium verglast.

Aber auch zur Straße zeigt ein Einschnitt in der Hülle der Betonsandwich-Konstruktion,  dass der Bau nicht so monolithisch ist, wie er zunächst erscheinen mag. Wie in eine Höhle tauchen die Kinder hier in das Haus ein. Um diesen Eindruck des schützenden Raums zu verstärken, gibt es im Erdgeschoss keine Fenster zur Straße, das Licht fällt durch ein Fensterband im Obergeschoss und Oberlichtkuppeln in das kleine Foyer. Die Materialfarben sind hier in der Außenfassade ähnlichen Farben gewählt. Die Erschließung liegt an der der Straße zugewandten Seite, Küche und Betreuungsräume öffnen sich zum Hof, verbinden sich mit ihm und den älteren Schulbauten zu dem Raum, der mehr als Schule, der Lebensraum für die Kinder ist.
Christian Holl