Bauen mit der Topographie

In einem kleinen Tal des Erzgebirges steht das neue Haus der Firmengruppe Löser in Gornsdorf, einer kleinen Gemeinde etwa 15 Kilometer südlich von Chemnitz entfernt. Ein erstaunliches Haus ist es, das mit neuer Architektur aufwartet und auf den ersten Blick in Gestalt und Materialität vom Ortsbild stark abweicht. Kompromisslos orthogonal ist seine Gestalt, quer seine Positionierung zum kleinen Bach und seiner straßenbegleitenden Nachbarschaft. Geschickt nutzt es damit eine Krümmung von Bach und Straße, um sich allen Vorbeifahrenden als neuer Blickpunkt anzubieten.

22 Meter lang und 9,80 Meter breit ist der weitgehend eingeschossige Baukörper, dessen Grundriss klar in kalte und warme Lebensbereiche zoniert ist. Nur wenige Wandscheiben gliedern den 240 qm großen Raum, der als ein Massivbau mit kombinierter Stahl-/Holzkonstruktion ausgeführt wurde. An drei Seiten handelt es sich um einen mit Lärchenholz verkleideten Mauerwerksriegel, der sich nur zur warmen Südseite überaus großzügig mit einem Laubengang und weiter Glasfront öffnet.
Als ein Wechselbalg wurde das Gebäude konzipiert, als ein kleines Bürohaus, das problemlos auch als Wohnhaus genutzt werden kann. Katharina Löser, eine Architekturstudentin an der UDK Berlin, ihr früherer Dresdner Mentor Reinhard Löffler und der  selbstbewusste Bauunternehmer Sieghart Löser sind seine Autoren, die kongenial ihre Stärken für ein qualitätvolles Bauen einbrachten.

In neuer Form knüpft ihr Gebäude an die nahezu verschwundenen halb-industriellen wie landwirtschaftlichen Stall- und Lagergebäude des Erzgebirgetals wieder an. Durch mehrere konzeptionelle Eingriffe wird die konstruktive und vermeintlich klare, geometrische Regelhaftigkeit ihres Quaders spielerisch und attraktiv aufgebrochen. Eine Abtreppung des Hauskörpers macht seine sanfte Hanglage bewusst und eröffnet zugleich unterschiedliche Raumhöhen beiderseits des Eingangsachse, welche nun die Bewegung im Haus sehr abwechselungsreich gestaltet. Integral damit verbunden sind ein vertikaler Höhenakzent durch einen Besprechungsraum mit vorgelagerter Terrasse auf dem Dach sowie darunter ein gläserner Einschnitt in die Nordseite, wo ein Raum entstand, der explizit wie ein Durchgangsraum betreten werden will.
Claus Käpplinger