Kunsthaus Portikus in Frankfurt am Main

Am Anfang war die Brücke

26. Juni 2006

Kunsthaus Portikus in
Frankfurt am Main
2006
Alte Brücke
60594 Frankfurt am Main

Auftraggeber
Stiftung Giersch
Frankfurt am Main

Architektur
Prof. Christoph Mäckler
Architekten
Frankfurt am Main

Tragwerksplanung
Bollinger & Grohmann
Frankfurt am Main

Bruttogeschossfläche
770 m²

Baukosten
ca. 11 Mio. €

Fotografie
Ursula Baus

Blick vom Südufer auf Brücke und Kunsthaus.

Wie kann es sein, dass eine Stadt wie Frankfurt so erbarmungslos geschichtsvergessen ist? Die Geburtsstunde Frankfurts schlug an der "Alten Brücke", die im Mittelalter die einzige Mainquerung weit und breit am Handelsweg zwischen Nord und Süd bot. Wer heute hier entlang spaziert, ahnt nichts mehr von der Prominenz des Ortes, aus dem eine weltbekannte Messestadt wuchs.

Die Stirnseite: Keine einzige Schwelle stört zwischen Bürgersteg und Kunstraum.

Als es 2001 in einem Wettbewerb um die Sanierung der Alten (Stein-) Brücke ging, schlugen Christoph Mäckler Architekten ein bisschen mehr vor: Sie entwarfen zwei Brückenhäuser, die der geschichtlichen Bedeutung der Brücke Rechnung tragen und mit geeigneten Funktionen den Ort auch ein wenig beleben sollten. Wenn er, Christoph Mäckler, jemanden finde, der die Häuser finanziere, dann habe man nichts gegen die Bebauung, meinte die Bauherrschaft. Günstig fügte sich, dass die bisherige Ausstellungshalle der Städelschule – genannt Portikus – aufgegeben werden musste und sich obendrein in Senator Carlo Giersch ein Mäzen fand, der eines der beiden Häuser als neue Kunsthalle für die Städelschule zu stiften geneigt war und allerlei Baumaterial gespendet wurde. Zur Positionierung der Brückenhäuser eignete sich natürlich die kleine Maininsel, auf der Jahrhunderte lang Häuser standen.  Und nun ragt auf der Westseite ein kräftig rotes Giebelhaus fast dreißig Meter in die Höhe, hinter dessen Mauern man keineswegs eine Ausstellungshalle vermutet. Wären da nicht  irritierende Besonderheiten: In der Dämmerung wird die große, fast vollständig verglaste, nördliche Dachseite zum Kunstschaufenster für die gesamte Stadt, seit einigen Wochen bestückt mit einer Lichtskulptur von Olafur Eliasson. Und wären da nicht die ansonsten sehr geschlossenen, mit rot gestrichenem Kammputz verputzten Wände. Assoziiert man zunächst ein Lagerhaus, ist das gar nicht falsch: Denn wagt man sich näher, über den mit Holz belegten Steg zum Eingang und einen Schritt hinein, steht man schon mitten drin im Kunstraum – einem hohen, schlichten, weißen und irgendwie sehr schön proportionierten Saal, in dem Kunstwerke zwar nicht gelagert, aber doch introvertiert präsentiert werden. Stühle gibt es hier normalerweise nicht, und meistens wird auch die "Tapetentür" an der Stirnseite geschlossen sein. Eine nicht öffentliche, schmale umlaufende Galerie dient nur als Kunstinstallationshilfe. Von oben fällt Tageslicht durch das riesige Norddachfenster und die Decke, die sehr simpel mit Glasbausteinen eingezogen wurde. Und der ebenfalls nicht öffentliche Dachstuhl darüber dient, wie erwähnt, lediglich als weithin sichtbarer Schaukasten.

Der Ausstellungsraum, der zur Schlüsselübergabe nur vorübergehend bestuhlt wurde.

Christoph Mäckler schätzt auch im Industriezeitalter die Handwerkskunst und weiß, wie sie zum robusten Nutzen und ästhetischen Frommen der Architektur zu gebrauchen ist. Wenn nächstes, spätestens übernächstes Jahr das gegenüberliegende Haus gebaut ist, in dem die Geschichte der Alten Brücke dokumentiert werden soll, dann wird aus diesem vergessenen Ort  Frankfurts womöglich ein gern und gut besuchtes Plätzchen. Die neue gebaute Architektur darf und soll als Reminiszenz an die Geschichte der Stadt interpretiert werden. In diesem vergleichsweise kleinen Maßstab gelingt dem Büro Christoph Mäcklers immer wieder eine charmante, robuste Architektur eigenwilligster Art, in der Tradition und Gegenwart aufs Feinste verschmelzen.
Ursula Baus

Die Fassade zur Insel hin - die Insel ist nicht öffentlich betretbar, denn hier sollen auch Vögel geschätzt werden.
Lageplan
Grundriss Ausstellungsebene
Längs- und Querschnitt

Kunsthaus Portikus in
Frankfurt am Main
2006
Alte Brücke
60594 Frankfurt am Main

Auftraggeber
Stiftung Giersch
Frankfurt am Main

Architektur
Prof. Christoph Mäckler
Architekten
Frankfurt am Main

Tragwerksplanung
Bollinger & Grohmann
Frankfurt am Main

Bruttogeschossfläche
770 m²

Baukosten
ca. 11 Mio. €

Fotografie
Ursula Baus

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