Tierischer Wohnraum in der Stadt

15. April 2015

Der Trend zum Leben in der Stadt ist ungebrochen groß. Gleichzeitig aber hat auch die «Landluft» Hochkonjunktur. Das «Wohnen im Grünen» und die Nähe zur Natur stehen auf der Liste der beliebtesten Wohnformen ganz weit oben. Die Verdichtung wie auch das Wachsen von Städten führen jedoch vor allem zu einem: Wichtige Frei- und Grünflächen gehen durch die Bebauung verloren – für die menschlichen ebenso wie für die tierischen Bewohner.

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Hier setzt das Forschungsprojekt von Wolfgang W. Weisser, Professor für Terrestrische Ökologie an der TMU München, und Thomas E. Hauck, Fachgebiet Freiraumplanung an der Universität Kassel, an. Mit Animal-Aided Design (AAD) haben sie ein Konzept entwickelt, das die Bedürfnisse von Wildtieren von Anfang an in die Städteplanung integriert. Und das eben nicht mehr nur zufällig, sondern als integraler Bestandteil des Entwerfens und Planens. Auf diese Weise können dauerhafte Nischen für Vögel, Reptilien oder Säugetiere geschaffen werden, die (so verspricht das Konzept von AAD) ihrerseits auch das Potenzial haben, die Gestaltung zu inspirieren und zu verbessern. Letztendlich lässt sich so auch die Lebensqualität der Städter steigern.

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Eine wichtige Rolle bei AAD spielen etwa Gestaltungselemente wie Bäume, Sträucher oder Sandbadeplätze, die Tieren als Rückzugsgebiet oder Nahrungsquelle dienen. Zum Beispiel für den Haussperling oder den Buntspecht, für die bei einer Fassadendämmung Nistplätze erhalten oder neu geschaffen werden, ohne die Fassade (und deren Dämmung) selbst zu beeinträchtigen. So wollen die Forscher die Planer nicht nur informieren, sondern vor allem auch Methoden an die Hand geben, um bereits beim Entwerfen das Vorkommen von Tieren als Teil eines Freiraums bewusst berücksichtigen zu können. Dazu gehören etwa Artenporträts mit einem Überblick über die verschiedenen Bedürfnisse etwa von Specht, Eidechse und Fledermaus.

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In einer nun erschienen vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz geförderten Broschüre (von der TUM bereitgestellt, nur in Deutsch), sind die Ergebnisse der Untersuchungen zusammengefasst. Neben einer grundlegenden Darstellung der Problemstellung sowie einer ausführlichen Ideengeschichte werden hier die verschiedenen Tiere charakterisiert, die in der Stadt unter uns Menschen wohnen. Drei konkrete Beispiele zeigen, wie Animal-Aided-Design-Konzepte aussehen können: eine Fassadenbetierung in München, der «Fairtree» in London und ein «Nachtpark» in Berlin für Nachtigallen und Fledermäuse.

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Brigitte Grimm

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Spatzen im Wohngebiet (Bild: catlovers/pixelio.de)

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