System im Chaos

Thomas Geuder
4. Februar 2015
Ausstellungsplakat (Bild: MAKK / großgestalten)

Die viel zitierte und noch häufiger gerühmte Ordnung in der Unordnung ist ein augenfälliges Sinnbild dafür, wie schwer es manchmal fällt, Ordnung zu halten. Dabei ist unser Alltag doch bereits von vielen Systemen geprägt, wodurch zumindest eine gewisse Grundordnung herrscht. Die meisten Systeme sind jedoch zur Selbstverständlichkeit geworden, auch Architekten und Planer können davon ein Lied singen. Ob metrische Systeme, DIN-Normen oder die allgemeinen Regeln der Baukunst und der Gestaltung: Der Mensch wird ständig begleitet von geordneten Strukturen, ohne die das heutige Leben womöglich komplett aus den Fugen geraten würde. Die menschliche Psyche neigt eben außerdem dazu, die Welt zu kategorisieren, in Schubladen zu stecken, in ein System zu bringen und so das Chaos zu bewältigen. Informationen werden in Pakete mit einer überschaubaren Anzahl an einzelnen Elementen verbunden und dadurch wiederum Zusammenhänge hergestellt.

Offiziersmesser «91 – Champion», Karl Elsener, 1921, Victorinox (© MAKK, Foto: Jonas Schneider, Gabriel Richter)

Mit der sehenswerte Ausstellung «System Design. Über 100 Jahre Chaos im Alltag» will das MAKK Museum für Angewandte Kunst in Köln den Phänomen von Chaos und Ordnung nachspüren und gleichzeitig die Frage nach deren Verhältnis stellen. Wo sind Systeme notwendig, um Ordnung zu erzeugen, und wo entsteht gerade durch Systeme wieder neues Chaos? Gezeigt werden über 150 Entwürfe von mehr als 80 namhaften internationalen Gestaltern wie (um nur einige zu nennen) Orl Aicher, Peter Behrens, Mario Bellini, Ray + Charles Eames, Egon Eiermann, Konstantin Grcic, Le Corbusier, Frei Otto Oswald Mathias Ungers uvm. Zu sehen sind autonome Objekte wie die Coca-Cola-Flasche, Möbelprogramme wie die Thonet-Stahlrohrmöbel von Marcel Breuer, Systemmöbel wie unter anderem das Möbelbausystem USM-Haller, bis hin zu digitalen Systemen wie Smartphones, durch die das gegenwärtige Leben geordnet werden sollen.

Spielsteine «Lego», Godtfred Kirk Christiansen, 1958 (© MAKK, Foto: Jonas Schneider, Leon Hofacker)

Diesem vielfältigen Themenkomplex widmen sich am 19. März der Vortrag «System: Design zwischen Chaos und Alltag» des Ausstellungskurators Dr. René Spitz sowie am 15. Mai ein Symposium mit gleichem Titel und honorigen Referenten aus Kunst und Design. Zur Ausstellung erschienen ist außerdem ein zweisprachiger Katalog (deutsch/englisch) mit Beiträgen zu unterschiedlichen Aspekten des Themas (240 Seiten mit 180 größtenteils farbigen Abbildungen, für 24,90 Euro im Museum erhältlich). tg

Schalter- und Steckdosenserie «System 80», Wolfgang Dyroff, 1984 (VEB Elektroinstallation Oberlind (DDR), Foto: © Die Neue Sammlung – The International Design Museum Munich)

SYSTEM DESIGN. Über 100 Jahre Chaos im Alltag
Ausstellung: noch bis 7. Juni 2015
Kurator: Dr. René Spitz
Ort: MAKK Museum für Angewandte Kunst Köln, An der Rechtschule, 50667 Köln

Die von großgestalten kommunikationsdesign aus Köln entwickelte Ausstellungskommunikation nimmt Bezug auf die frühen Arbeiten von Harry Beck für die London Underground und kombiniert diese mit ausgewählten Exponaten (s. Plakat rechts).

Mehr Informationen zur Ausstellung: www.makk.de

Uniformen für Flugbegleiterinnen, Werner Machnik, 1970 (Foto: © Deutsche Lufthansa AG)

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