«Holcim Awards» für nachhaltige Bauprojekte verliehen

Thomas Geuder
10. September 2014
Bronze Award: The Commons

Alle drei Jahre verleiht die in der Schweiz ansässige «Holcim Foundation» die «Holcom Awards» an Bauprojekte, die sich innovativ und zukunftsorientiert mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen. Damit will der Preis nachhaltigen Antworten auf Herausforderungen eine Plattform bieten, mit denen sich die Baubranche in technologischer, kultureller, sozioökonomischer und ökologischer Hinsicht konfrontiert sieht. Der Jury dienen bei der Wahl der Gewinner als Maßstab die fünf von der Foundation gesetzte Zielsetzungen für nachhaltiges Bauen: ökologische, gesellschaftliche und ökonomische Aspekte, architektonische Qualität und die Multiplizierbarkeit. Die jeweils drei Gewinner aus den fünf Weltregionen (Europa, Nordamerika, Latainamerika, Afrika/mittlerer Osten, Asien/Pazifik) werden anschließend an der globalen Endausscheidung teilnehmen, deren Gewinner im Mai 2015 bekannt gegeben werden.

Letzte Woche wurden in Moskau die Gewinner der Region Europa ausgezeichnet. Zentrales Thema bei den Projekten war das interdisziplinäre Denken und Zusammenarbeiten im Bauwesen:

Den Gold Award erhielt das Renaturierungsprojekt «Anthropic Park» an der Küste Süditaliens, bei dem die Zeugen früherer Industrietätigkeit in eine wiederhergestellte Naturlandschaft integriert werden. Die Architekten Francisco Leiva von der Grupo aranea in Spanien und Marco Scarpinato von AutonomeForme in Italien zeigen auf, wie in einem strapazierten Gebiet ein neues Ökosystem entstehen kann. Diesen Ansatz nennt Jurymitglied Arno Brandlhuber eine «mutige philosophische Haltung», denn es «zeigt auf, wie die Architektur zu einer symbiotischen Wechselbeziehung von Mensch und Umwelt beitragen kann.»

Mit dem Silver Award wurde das Projekt «Public Condenser» von Gilles Delalex, Yves Moreau und Thomas Wessel-Cessieux ausgezeichnet, ein flexibles Universitätsgebäude auf dem Campus der Universität Paris-Saclay von Muoto Architects. Das Gebäude vereint vielfältige Nutzungen unter einem Dach. Die Jury würdigte das Minimalistische des Ansatzes. Das Gebäude sei belastbar und lasse sich künftigen Bedürfnissen anpassen.

Für ihren Entwurf eines partizipativ entwickelbaren Stadtviertels in Wien «The Commons» erhielten Arenas Basabe Palacios Arquitectos den Bronze Award. Enrique Arenas, Luis Basabe und Luis Palacios haben ein Gerüst aus Gärten konzipiert, an dem sich das Quartier physisch und sozial entwickelt. Die Jury würdigte die Auseinandersetzung mit Fragen des Prozesses, den Einbezug aller Akteure sowie die daraus resultierenden Effekte auf die physische Entwicklung.

Auch ein Projekt aus Deutschland wurde ausgezeichnet: Den Acknowledgement Award erhielten Karola Dierichs und Achim Menges vom Institut für Computerbasiertes Entwerfen der Universität Stuttgart für ihr interdisziplinäres Forschungsprojekt am Baumaterial «Aggregate Structure». Ihre Gebilde verhaken sich ineinander und bauen so Strukturen wie Wände oder Gewölbe auf. Nach der Nutzung können sie vollständig wiederverwendet werden.

Ebenfalls einen Acknowledgement Award erhielt das Architektenteam von TETRA Architecten für ihr Konzept eines Dorfs im Hafen von Brüssel «Material Flows», das sowohl Umschlagplatz für Baumaterial als auch Sammel- und Recyclinganlage für Bauschutt aus der Stadt ist.

Von dem außerordentlichen Wert des Projekts «Holderbank» in der Schweiz des Architekten Christian Kerez – ursprünglich Gewinner eines internationalen Architekturwettbewerbs von Holcim – war die Jury derart überzeugt, dass sie sich kurzerhand entschloss, es  mit einer undotierten «Honorable Mention» zu würdigen.

Verliehen wurden außerdem: sechs «Nexts Generation» Preise für junge Profis und Studierende.

Alle eingereichten Projekten zum Wettbewerb in der Region Europa wurden von einer unabhängigen Jury in Zusammenarbeit mit der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH Zürich) ausgewertet. Die Jurymitglieder waren: Jean-Philippe Vassal (Vorsitz, Frankreich), Horia Adrian (Rumänien), Marc Angélil (Schweiz), Arno Brandlhuber (Deutschland), Antón García-Abril (Spanien), Hiromi Hosoya (Schweiz), Hrvoje Njiric (Kroatien), Stuart Smith (Grossbritannien) und Holger Wallbaum (Schweden).
Der Wettbewerb wird seit 2004 von der Schweizer Holcim Foundation for Sustainable Construction durchgeführt, die von Holcom Ltd. und ihren Konzerngesellschaften in rund 70 Ländern unterstützt wird, nach eigenen Angaben dennoch unabhängig ist und keine kommerziellen Interessen verfolgt. Insgesamt werden pro Wettbewerbszyklus Preisgelder in der Höhe von stolzen 2 Millionen US-Dollar vergeben.









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