Stadtentwicklungsdebatte in Kaiserslautern

Die Zeit nach Pfaff

Oliver Pohlisch
22. Januar 2016
Blick auf das ehemalige Pfaff-Verwaltungsgebäude, Foto: AnRo0002, via Wikimedia Commons

2014 hatte die Kommune das Pfaff-Gelände erworben. Firmen und Forschungseinrichtungen der expandierenden Technischen Universität könnten sich dort niederlassen, so eine Überlegung der LokalpolitikerInnen. Es käme aber auch der Bau von Wohnungen in Frage.

Ab diesem Monat soll auf dem rund 20 Hektar großen Areal die Abrissbirne zum Einsatz kommen. Vorgesehen ist, zunächst das alte Verwaltungsgebäude dem Erdboden gleichzumachen. Danach sollen ehemalige Produktions- und Lagerhallen folgen. Doch dagegen hat sich Widerstand gebildet. «Pfaff erhalten – Stadt gestalten», eine Initiative aus Kulturschaffenden und verschiedenen Vereinen, kritisiert, dass der Kahlschlag geschehe, bevor überhaupt beschlossene Sache sei, was mit dem Pfaff-Gelände zukünftig passieren solle.

Die Initiative hat eine Online-Petition, adressiert an Oberbürgermeister Klaus Weichel (SPD), ins Netz gestellt, die den Erhalt des aus ihrer Sicht baukulturell wertvollen Gebäudebestands und eine demokratische Mitbestimmung über dessen Zukunft fordert. Innerhalb eines Monats wurde sie schon von über 2000 Menschen unterzeichnet.

Das Engagement von «Pfaff erhalten – Stadt gestalten» hat immerhin dazu geführt, dass das Rathaus sich dazu gezwungen sah, Mitte Januar zwei Bürgerversammlungen einzuberufen. Auf ihnen wurde die Öffentlichkeit über die Ideen der Kommune zur Zukunft des Pfaff-Areals informiert. Und einige BürgerInnen durften ihre Meinung kundtun.

«Pfaff erhalten – Stadt gestalten» hat diesen Schritt des Oberbürgermeisters zwar begrüßt, fordert aber eine viel weitergehende Partizipation. Am vergangenen Donnerstag lud sie zur ersten, selbstorganisierten «Pfaff.Werk.Stadt» ein, in der alle interessierten Bürger Kaiserslauterns ergebnissoffen und gemeinsam mit Fachexperten an Vorschlägen zur Entwicklung des Pfaff-Areals mitarbeiten sollten. Schon gibt es die Idee, eine Produktionshalle zu einem Gruppenatelier für KünstlerInnen herzurichten. Die Ergebnisse der «Pfaff.Werk.Stadt» sollen die Basis für einen weiteren Dialog mit dem Rathaus darstellen, so die Initiative. Sie hofft auf staatliche Fördermittel für weitere Bürger-Workshops zum Thema Pfaff-Gelände.

Bauliche Entwicklung des Geländes, Grafik: Pfaff-Areal-Entwicklungsgesellschaft mbH, Dr. Stefan Kremer

Die VertreterInnen der Stadt äußern, dass sie generell auch für den Erhalt einiger Gebäude auf dem Pfaff-Areal seien. Allerdings sei zum Beispiel beim Bau des Verwaltungsgebäudes in den Fünfzigerjahren Material verwendet worden, das heute als problematisch gelte. Nach einem Brand im Jahr 2013 habe man dort auch Dioxin gefunden.

Auf rund 50 Millionen Euro schätzen Experten die gesamte Entkontaminierung des Geländes, da insbesondere Boden und Grundwasser als Folge der Nähmaschinenproduktion teils hochgradig mit Schwermetallen belastet sind. Vom Land Rheinland-Pfalz gibt es dafür bereits eine Zusage über insgesamt 32 Millionen Euro.

Die Stadt Kaiserslautern plant, dass Gelände nach und nach zu entwickeln. Für den Abbruch des Verwaltungsgebäudes veranschlagt man einen Zeitraum von zwei Jahren. Möglicherweise wollen die Stadtwerke dann an dieser Stelle ihren neuen Hauptsitz errichten. «Pfaff erhalten – Stadt gestalten» wendet jedoch ein, dass Landesgelder genauso gut auch für die Aufwertung und den Umbau des Gebäudebestands eingesetzt werden könnten. So hält sie es für lohnend, das Verwaltungsgebäude wieder fit zu machen, statt Energie für die Herstellung eines Neubaus aufzuwenden.

Ursprünglich wollte die Kommune das Pfaff-Gelände zusammen mit einem Investor neu entwickeln. Die Landesregierung legte ein Veto dagegen ein. Das sei ihren schlechten Erfahrungen mit privaten Kapitalgebern im Fall des Nürburgring-Projekts geschuldet, heißt es in den Medien. Stattdessen ist nun eine städtische Entwicklungsgesellschaft mit der Aufgabe betraut.

Eingangsportal zum Pfaff-Geländer, Foto: Stadt Kaiserslautern

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