Des Volksparks kleiner Bruder

Gesa Loschwitz
19. Juli 2016
Der Lohsepark ist die größte Grünfläche in der Hafencity Hamburg (Bild: HafenCity Hamburg GmbH / Multivision)

Über vier Ebenen staffelt sich der Lohsepark der Hafencity Hamburg: die historische Ebene des alten Areals, die Parkebene mit weiten Rasenflächen, die neue Stadtebene mit Terrassen und die modellierten Hügel. Entworfen hat den Park das Schweizer Landschaftsarchitekturbüro Vogt aus Zürich, das den Wettbewerb im im Frühjahr 2010 für sich entscheiden konnte. Der Entwurf überzeugte damals mit einem Park, der in der Tradition der Hamburger Volksparks gestaltet ist und sich mit einer freien Blickachse «von Wasser zu Wasser» über eine Länge von 550 Meter und einer Breite von 100 Meter vom nördlich gelegenen Ericusgraben bis zum Baakenhafen zieht. 

Der erste Bauabschnitt ist bereits seit drei Jahren fertig, und auch ein Teil der Spielanlagen steht seit 2015 zur Verfügung. Eine große, quer im Park stehende Speditionshalle hatte die Fertigstellung des Parks lange Zeit verhindert, doch Ende 2013 konnte die Halle rückgebaut und damit der Weg frei gemacht werden für den Park und auch für einen Gedenkort. Denn früher stand auf dem Areal des heutigen Parks der Hannoversche Bahnhof, von dem zwischen 1940 und 1945 Juden, Sinti und Roma nach Auschwitz, Belzec, Lodz, Minsk und Theresienstadt deportiert worden sind. Dort, wo einst der Bahnhofsvorplatz war, befindet sich jetzt der Loheseplatz, im Zentrum des Parks, auf historischem Niveau. Eine Fuge im Park führt zum Gedenkort mit dem unter Denkmalschutz stehenden Bahnsteig 2 und mit dem geplanten Dokumentationszentrum. Dieser Bereich wird im Frühjahr 2017 eingeweiht. Ansonsten können Anwohner und Besucher das komplette Spektrum des Parks seit Anfang Juli genießen: ruhige Parkbereiche wechseln sich mit Aktionsflächen ab, zu denen zahlreiche Spiel- und Sportangebote gehören. Und zwar nicht als ausgewiesene und eingezäunte Spielplätze, sondern als integraler Bestandteil des Parks. Die Planer entwickelten diese Angebote aus der Topographie und im Zusammenspiel mit der Vegetation. Slacklines überspannen Senken, Trampoline wurden in grüne Grasmulden eingelassen, eine Grotte reicht tief in die Erde. Aus Robinien, die gefällt werden mussten, entstanden Klettergeräte. Ins Auge fallen auch die vielen verschiedenen Baumarten. Zwanzig verschiedenen Baumarten wurden gepflanzt, darunter Hainbuchen, Eichen und Linden, Apfel- und Süßkirschenbäume, aber auch exotischere Arten wie Zimt- oder Eisenholzbäume. 

Betreten wird der neue Park über Terrassen, die so genannten «Bastionen», die an den Längsseiten einen Übergang zu den angrenzenden Straßen und Gebäuden schaffen. 
Und noch eine Besonderheit weist der Park auf. Die sonst in der Hafencity üblichen harten Kaikanten gibt es hier nicht: Im Süden an der Hafencity Universität öffnet sich der Park mit großen Stufenanlagen zum Backenhafen – nicht zuletzt aufgrund der Lage am Wasser sicher künftig einer der Treffpunkte der Stadt.

Weite Rasenflächen mit zahlreichen Bäumen zeichnen den Lohsepark aus. (Bild: HafenCity Hamburg GmbH / Franziska Husung)
Die Niveauunterschiede des Geländes sind prägendes Entwurfselement (Bild: HafenCity Hamburg GmbH / Franziska Husung)
Die Spielgelegenheiten fügen sich in die Topographie des Parks ein. (Bild: HafenCity Hamburg GmbH / Franziska Husung)

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