And the Golden Lion goes to ...

Thomas Geuder
11. Juni 2014
Korea (Bild: Italo Rondinella)

Gespannt wartet die Fan-Gemeinde der Architektur-Biennale alle zwei Jahre auf die Auszeichnung der (nach Meinung der Jury) besten Beiträge. Die Jury setzt sich in diesem Jahr zusammen aus: Francesco Bandarin (Vorsitzender, Italien), Kunlé Adeyemi (Nigeria), Bretgje van der Haak (Niederlande), Hou Hanru (China) und Mitra Khoubrou (Vereinigte Arabische Emirate). Besonderes Augenmerk richtete man dabei auf das von Rem Koolhaas ausgerufene Thema «Fundamentals», das die Modernität als Vehikel für soziale, kulturelle und geopolitische Veränderungen zu verwenden sucht. Modernität soll bei diesen Prozessen nicht einfach nur gebildet, sondern stets kritisch hinterfragt werden. Interessant ist aus Sicht der Jury deswegen auch der Blick die zurzeit stark wachsenden Länder, die teilweise sogar (noch) keinen Beitrag zur Architektur-Biennale geleistet haben. In unseren Ohren hört sich das nach einem guten Gedanken an, bestand doch die Gefahr einer Retrospektivierung des Themas «Absorbing Modernity». Der kritische Umgang mit modernen Strömungen ist am Ende doch einigen Ländern gelungen.

Korea: «Cow‘s Eye View: The Korean Peninsula» (Foto: Andrea Avezzù)

Der Goldene Löwe (Golden Lion) für den besten nationalen Beitrag ging deswegen in diesem Jahr an Korea, das in seiner Ausstellung «Cow‘s Eye View: The Korean Peninsula» nicht nur der Süden des zweigeteilten Landes, sondern auch der Norden Platz fand. Gezeigt wurden zahlreiche gebaute Beispiele, die trotz der stets aufgeladenen politischen Situation von hoher architektonischer Qualität sind. Nord-Korea wurde anhand von Film-Aufnahmen und Plakaten repräsentiert.

Korea: «Cow‘s Eye View: The Korean Peninsula» (Foto: Andrea Avezzù)

Den Silbernen Löwen erhält in diesem Jahr der Beitrag von Chile für seinen Blick auf ein schwieriges Kapitel der Geschichte der Moderne, beispielhaft anhand der vorgefertigten Wand. Damit wird die Rolle der Architekturelemente und damit der Architektur selbst in verschiedenen ideologischen und politischen Zusammenhängen kritisch diskutiert.

Chile: «Monolith Controversies» (Foto: Andrea Avezzù)

Den Silbernen Löwen für das beste Forschungsprojekt der Ausstellung «Monditalia» erhielt das Projekt «Sales Oddity. Milano 2 and the Politics of Direct-to-home TV Urbanism», das kritisch mit den Fundamenten moderner Gesellschaften umgeht: wie die Macht der Medien die sozialen Räume sowohl physisch wie politisch vereinnahmt und auch untergräbt.

«Sales Oddity. Milano 2 and the Politics of Direct-to-home TV Urbanism» (Foto: Francesco Galli)

Außerdem wurden drei Länderbeiträge speziell erwähnt: Kanada (Arctic Adaptations: Nunavut at 15), Frankreich (Modernity: promise or menace?) und Russland (Russia Fair Enough: Russia’s past our Present).

Kanada: «Arctic Adaptations: Nunavut at 15» (Foto: Der Raumjournalist Thomas Geuder)

Innerhalb der Monditlia-Ausstellung wurden ebenfalls speziell erwähnt: Radical Pedagogies – Action-Reaction-Interaction, Intermundia und Italian Limes

Frankreich: «Modernity: promise or menace?» (Foto: Der Raumjournalist Thomas Geuder)

Für den Goldenen Löwen für ihren langjährigen Einsatz für die Architektur-Biennale hat Rem Koolhaas Phyllis Lambert vorgeschlagen, die Gründerin des Canadian Centre for Architecture (CCA) in Montreal. Sie war außerdem maßgeblich beteiligt am Bau des Seagram-Building 1958 von Mies van der Rohe und hat sich als Autorin und Kritikerin einen Namen gemacht.

Allen Gewinnern gratulieren wir herzlich!

Russland: «Russia Fair Enough: Russia’s past our Present» (Foto: Andrea Avezzù)
«Radical Pedagogies – Action-Reaction-Interaction» (Foto: Giorgio Zucchiatti)
«Intermundia» (Foto: Francesco Galli)
«Italian Limes» (Foto: Francesco Galli)
Phyllis Lambert (Mitte) (Foto: Italo Rondinella)

Andere Artikel in dieser Kategorie