Symmetrisch im Raster

Kuhn und Lehmann
5. Oktober 2016
Fassade Burgstraße (Foto: Achim Birnbaum)
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?

Besonders ist vor allem die Grundstückssituation. Zum einen haben wir eine recht steile Hanglage und eine sehr beengtes Baufeld vorgefunden und mussten ein großes Programm auf kleinstem Raum umsetzen um möglichst großzügige Freiflächen zu erhalten. Zum anderen bestand die Aufgabe nicht nur darin, eine Kita zu entwerfen, sondern auch einen Baustein des Ensembles der Kirchengemeinde zu schaffen.

Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?

Das Kinderhaus vervollständigt das bestehende Ensemble mit Kirche und Gemeindehaus. Zwischen den Einzelbauten schaffen wir einen zentralen Platz. Um das Programm des Kinderhauses umzusetzen, musste der Baukörper dreigeschossig sein. Die Hanglage nutzt der Bau für eine zentrale Erschließung im 1. Obergeschoss. Das Material Holz hat lokalen Bezug und die filigrane Stahlkonstruktion der Fluchtbalkone vermittelt zum Bestand.

Ansicht von Westen (Foto: Achim Birnbaum)
Ansicht von Süden (Foto: Achim Birnbaum)
Wie hat sich das Projekt vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk verändert?

Das Projekt wurde sieben Jahre nach dem Wettbewerbsgewinn grundlegend überarbeitet. Unter anderem mussten wir ein neues, aktualisiertes Raumprogramm berücksichtigen.

Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?

Das Kinderhaus verkörpert eine kohärente Balance aus Ressourcenschonung im Betrieb (Effizienz), bei der Erstellung sowie dem möglichen Rückbau (Konsistenz) und einem sparsamen Flächenverbrauch (Suffizienz). Diese Balance findet ihren architektonischen Ausdruck in einem komplexen und spannungsreichen Raum- und Materialgefüge, in dem jeder Teil seine spezifische Rolle in einem Gesamtsystem spielt.

Detail Ostfassade (Foto: Achim Birnbaum)
Luftraum (Foto: Achim Birnbaum)
Gruppenraum (Foto: Achim Birnbaum)
Welche speziellen Produkte oder Materialien haben zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?

Das Gebäude besteht aus einem dreigeschossigen Kubus in Holzständerbauweise. Die umlaufenden Fluchtbalkone sind als Stahlkonstruktion mit der Brandschutzanforderung F-30 ausgeführt, mit Betonfertigteilen als Laufflächen. Sie bieten zugleich einen konstruktiven Holzschutz für die Holzfassade. Vor dem Kubus mit seiner hinterlüfteten offenen Leistenschalung aus unbehandelter Lärche bilden die leichten weißen Geländerfüllungen und Sonnenschutzelemente eine zweite Fassadenebene. Diese führt zu einem differenzierten Erscheinungsbild und vermittelt mit dem Gebäudebestand.

Lageplan mit Grundriss 1. Obergeschoss (Zeichnung: Kuhn und Lehmann Architekten)
Grundriss Erdgeschoss (Zeichnung: Kuhn und Lehmann Architekten)
Schnitt (Zeichnung: Kuhn und Lehmann Architekten)
Kinderhaus Franziskus
2015
Burgstraße 25-29
70569 Stuttgart-Kaltental

Auftragsart
Mehrfachbeauftragung, 1. Preis

Bauherrschaft
Katholische Kirchengemeinde St. Antonius, Stuttgart-Kaltental

Architektur
Kuhn und Lehmann Architekten, Freiburg
Projektleiter: Daniel Lenz, Thomas Lehmann
Mitarbeit: Soara Bernard
Fachplaner
Tragwerk: IB Lachenmann, Vaihingen/ Enz
HLS: Henne und Walter, Reutlingen
Elektro: IB Schnell, Stuttgart
Energie, Bauphysik: Stahl + Weiß, Freiburg
Landschaftsarchitekt: G2 Landschaftsarchitekten, Stuttgart
 
Bauleitung
Wiesler Zwirlein Architekten, Stuttgart
 
Ausführende Firmen
Holzbau: Capent Holzbau, Gärtringen
Stahlbau: Winterhalter Stahlbau, Freiburg
Trockenbau: Ullrich & Schön, Fellbach
 
Hersteller
Heradesign Fine Akustikdecke
Knauf Trockenbau
Fermacell Trockenbau
Isofloc Einblasdämmung
Gutex Holzfaserdämmstoff
 
Bruttogeschossfläche
ca. 1.015 m²
 
Gebäudevolumen
ca. 3.500 m³
 
Gesamtkosten
ca. 2.500.000 €
 
Auszeichnung 
Beispielhaftes Bauen Stuttgart 2011-2015
 
Fotos
Achim Birnbaum

Vorgestelltes Projekt

DGJ Paysages

Le Pardon de la Nature

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