Neues auf Altem

Architektur 109
18. Januar 2017
Gemeindeplatz mit Gemeindehaus (Foto: Dietmar Strauss)
Südseite Gemeindehaus (Foto: Dietmar Strauss)
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?

Unterschiedliche Funktionen (Gemeindearbeit, Pfarramt-Verwaltung, Jugend- und Veranstaltungsaktivitäten, KiTa-Sanitäranlagen) werden unter einem Dach zusammengeführt. Der benachbarte Kindergarten nutzt auch die neu gestaltete südliche Gartenfläche des Gemeindehauses. Der Gemeindeplatz ist zu einem zentralen Treffpunkt für Jung und Alt in Huchenfeld geworden; die neu geschaffene Verbindung zwischen Gemeindeplatz und Rathaus schafft urbane Qualität im Ort. „Baust du einen Weg, ein Haus, ein Quartier, dann denke an die Stadt...“, so Luigi Snozzi.

Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?

Der neu formulierte zentrale Gemeindeplatz schafft in der Mitte Huchenfelds einen (kommerzfreien) Aufenthaltsort. Das nach Norden eingeschossige Gebäude fügt sich in den städtischen Kontext ein und ermöglicht eine bessere Sicht vom Rathaus zur Kirche. Wer sich dem überdachten Haupteingang auf der Nordseite nähert und die Podeststufen hochschreitet – den Kirchturm immer im Blick – erfährt die inszenierte Wechselwirkung zwischen Gemeindehaus und Kirche. Das in die äußere Holzschalung dezent eingearbeitete Kreuz signalisiert die inhaltliche Bedeutung des Neubaus als kirchliches Gemeindehaus. Die neu gewonnene Aussicht ins Tal – aus dem großen Saalfenster, oder über die raumhohen Fenster im Hanggeschoss, beziehungsweise vom Gemeindeplatz aus – verbindet das Innere mit den Qualitäten des Außenraums.
 

Vorgestellter Hauptzugang auf der Nordseite (Foto: Dietmar Strauss)
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?

Das Projekt wurde über die gesamte Planungs- und Ausführungsphase intensiv und konstruktiv von der Bauherrschaft begleitet. Der hohe Fachverstand des Bauherrn als Bauverwaltung war hilfreich und entscheidend, den budgetierten Kostenrahmen einhalten zu können.

Foyer Erdgeschoss (Foto: Dietmar Strauss)
Wie hat sich das Projekt vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk verändert?

Im Rahmen einer Mehrfachbeauftragung wurde Architektur 109 im Jahr 2012 mit dem 1. Preis für den Neubau eines Gemeindezentrums anstelle des bestehenden Gemeindehauses nebst nebenstehendem Pfarrgebäude ausgezeichnet. Der vom Bauherrn vorgegebene Kostenrahmen für einen kompletten Neubau in der anvisierten Größe war jedoch unrealistisch. Nach der tragwerktechnischen Überprüfung unserer Alternativplanung, die eine schlanke Massivholzkonstruktion auf dem bestehenden Hanggeschoss des alten Gemeindehauses  vorsah, konnte der Kostenrahmen bestätigt werden. Trotz der Einschränkungen, die ein bestehendes Sockelgeschoss für die räumliche Disposition eines Gebäudes mit sich bringt, konnte ein stimmiges funktional-architektonisches Gesamtkonzept für das neue Gemeindehaus umgesetzt werden.
 

Gemeindesaal Erdgeschoss (Foto: Dietmar Strauss)
Welche speziellen Produkte oder Materialien haben zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?

Die schlanke Massivholzkonstruktion von 90mm, aufgesetzt auf die bestehende Hanggeschossdecke, ermöglicht eine optimierte Flächenausnutzung im Erdgeschoss. Das Gebäude ist auf der Außenseite gedämmt und mit einer vorpatinierten Holzschalung überformt. Der Gemeindesaal hat das größte Raumvolumen und befindet sich mittig unter der Firstlinie. Seine Wände sind umlaufend mit großformatigen Holzpaneelen verkleidet. Die Gebäudeverlängerung nach Osten schafft eine großzügig überdachte Zone zwischen Saal und Gemeindeplatz und die Integration eines Stuhllagers. Durch diese architektonische Geste ist es gelungen, einen in seiner Proportion angenehm länglichen Baukörper zu entwickeln. Dank des hohen Vorfertigungsgrads der Massivholzwände und des Holz-Dachtragwerks konnte die Bauzeit auf etwa 10 Monate beschränkt werden.

Lageplan (Zeichnung: Architektur 109)
Grundriss Erdgeschoss (Zeichnung: Architektur 109)
Schnitt (Zeichnung: Architektur 109)
Umbau, Aufstockung, Erweiterung Gemeindehaus Huchenfeld
2016
An der Kirche
75181 Pforzheim-Huchenfeld

Nutzung
Pfarramt, Gemeindehaus, Mehrzweck- Jugendräume

Auftragsart
Hochbaumaßnahme

Bauherrschaft
Evang. Kirche in Pforzheim, Evang. Kirchenverwaltung Stadtkirche, Pforzheim

Architektur
Architektur 109
Mark Arnold + Arne Fentzloff, Freie Architekten BDA, Stuttgart
Projektkleiter: Simon Otterbach
Mitarbeit: Danny Tietze, Julia Hirmke, Alp Yilmaz

Fachplaner
Tragwerksplanung: Büro für Baukonstruktionen GmbH, Karlsruhe
Bauphysik: Gutbrod Bauphysik, Markgröningen

Ausführende Firmen
Rohbau: Südwestbau, Pforzheim
Holzbau: Holzbau Schubert, Tiefenbronn
Klempner: Zippert Metalldach + Fassade, Löchgau
Abdichtung: Butz Flachdachtechnik GmbH, Pforzheim
Trockenbau/Putz: Schnürle, Pforzheim
Sanitär/Heizung /Lüft: Stoll Hautechnik, Schömberg
Elektro: Oberle Elektrotechnik GmbH, Huchenfeld
Schreiner/Verglasung: Obermüller, Winnenden-Höfen
Schlosser: Hess Metallbau, Stuttgart-Plieningen
Parkett: Parkett + Fußböden Häcker, Markgröningen
Linoleum: Bodenbeläge Bernd Müller, Pforzheim
Fliesen: Thomas Urban Fliesenfachgeschäft, Pforzheim
Außenanlagen: Garten Moser, Mühlacker

Hersteller
Massivholzelemente: Decker Holzindustrie KG
Wärmedämmung: Steico Holzfaserdämmung
Metalldach: KAL-Zip-Metalldach AluPlusPatina
Holz-Alu-Fenster: Bildau + Bussmann

Energiestandard
Energieeinsparverordnung 2014

Bruttogeschossfläche
ca. 553 m²

Gebäudevolumen
ca. 1.925 m³

Kubikmeterpreis
ca. 370/m³ netto

Gebäudekosten
ca. 850.000 € brutto

Gesamtkosten
ca. 1.160.000 €

Fotos
Dietmar Strauss Bildermacher, Besigheim

Vorgestelltes Projekt

DGJ Paysages

Le Pardon de la Nature

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