Im Rhythmus der Insel

Reuter + Werr
16. Juli 2014
Über dem Hauptraum ergänzt die Galerie das räumliche Angebot (Foto: Klaus Dieter Weiss)
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?

Wind und Sand und Sterne, die Vorfreude am Meer zu sein mit dem Ziel ein Haus zu bauen, das sich an diesem Ort wohlfühlt, im Einklang mit der Insel Spiekeroog.

Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?

Im Mai 2011 wurde unser Büro vom Evangelischen Regionalverband Frankfurt (ERV) gefragt, ob wir einen kleinen Neubau für die Gäste des Frankfurter Hauses auf der ostfriesischen Insel Spiekeroog bauen wollen. Mit großzügigem Saal für vielfältige Nutzungsmöglichkeiten, einen Platz für Kinder und die entsprechende Nebenräume im Garten des Gästehauses. Wir sahen die Chance einen für uns neuen Ort mit einmaligen Bedingungen kennen zu lernen. Spiekeroog steht für Nachhaltigkeit und Natürlichkeit, ein Großteil der Insel ist Ruhe-und Schutzzone im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. Bauen geht hier zudem nur im Einverständnis mit den Inselbewohnern – Materialbeschaffung, Transport und Montage funktionieren nur mit inselerfahrenen Firmen.

Die großen Terrassen sind die Brücken in den Garten (Foto: Klaus Dieter Weiss)
Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?

Die Gestaltungssatzung auf Spiekeroog legt alles fest: Farbe, Gestalt, Fenster, Dachziegel, Klinker, Windbretter. Wir akzeptieren die Regeln und verschaffen uns „Spielraum“. Entstanden ist ein Haus mit Satteldach, ein Saal mit Seitenschiff und Empore. Es bleibt in Kubatur und Fassaden zurückhaltend und schlicht, nimmt die Gestalt der historischen Nebengebäude auf und fügt sich in die bestehende Bebauung ein. Die großzügige Öffnung mit Terrasse holt den großen Garten in das Haus. Die Holzterrassen und die neue Düne ergänzen den Freiraum.


 

Eine der Längsseiten öffnet sich großflächig zur Gartenterrasse (Foto: Klaus Dieter Weiss)
Wie hat sich das Projekt vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk verändert?

In der Präzision: Während der Ausführung wurde das Haus im Detail ausformuliert. Gemeinsam mit dem Zimmermann wurde der Raum durch die handwerkliche Verarbeitung des Materials immer klarer sichtbar und spürbar.

Das Haus ist so in der Zeit des Bauens immer präziser in seiner Idee geworden. Verändert hat es sich insoweit, dass die Idee aus Holz konkretes Material  wurde.

„Turning Wings“ (Foto: Klaus Dieter Weiss)
Abendimpression (Foto: Klaus Dieter Weiss)
Inwiefern findet sich die „Handschrift des Büros“ im Gebäude wieder?

100 %: Wie wird aus dem ersten Bleistiftstrich die gebaute Realität? Diese Frage ist immer wieder Herausforderung für unser Büro. Unser Ziel: einen starken Ort zu bauen, der unsere Handschrift trägt.

Der Treppenkubus ist Möbel (Fotos: Klaus Dieter Weiss)
Über dem Hauptraum ergänzt die Galerie das räumliche Angebot (Foto: Klaus Dieter Weiss)
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?

Das gedachte Haus wurde in den einzelnen Planungsphasen gemeinsam mit dem ERV ausformuliert und vor Ort überprüft – auch in enger Zusammenarbeit mit den beteiligten Fachplanern des ERV und den Behörden. Der Bauherr hat uns in der Bauzeit vertraut und bauen lassen bis es fertig war; das Zusammenspiel mit der Bauabteilung des ERV war sehr konstruktiv.

Außen und Innen (Foto: Klaus Dieter Weiss)
Wie hat sich das Projekt vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk verändert?

In der Präzision: Während der Ausführung wurde das Haus im Detail ausformuliert. Gemeinsam mit dem Zimmermann wurde der Raum durch die handwerkliche Verarbeitung des Materials immer klarer sichtbar und spürbar. Das Haus ist so in der Zeit des Bauens immer präziser in seiner Idee geworden. Verändert hat es sich insoweit, dass die Idee aus Holz konkretes Material  wurde.


 

Unesco Welterbe Wattenmeer (Foto: Klaus Dieter Weiss)
Die Insel wird von uns erkundet (Foto: Klaus Dieter Weiss)
Inspiration Holz (Foto: Klaus Dieter Weiss)
Welche speziellen Produkte oder Materialien haben zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?

Wir verwendeten hauptsächlich Holz. Neben der Logistik ging es auch um die Bauzeit, denn auf Spiekeroog darf nur in den Wintermonaten gebaut werden. Holz ist ein natürlicher, nachwachsender Baustoff, der zudem sehr praktisch und vielseitig verwendbar ist. Das sinnliche Material strahlt überdies eine lebendige Wärme und Ruhe aus, die wir für diese Bauaufgabe als sehr passend empfunden haben.

Grundriss (Zeichnung: Reuter + Werr)
 
Schnitt (Zeichnung: Reuter + Werr)
Gemeinschaftshaus der Freizeitstätte «Frankfurter Haus»
2013
Noorderloog 9
26474 Spiekeroog

Auftragsart
Freie Beauftragung

Bauherrschaft
ERV - Evangelischer Regionalverband, Frankfurt am Main

Architektur
Reuter + Werr, Idstein/Taunus

Fachplaner
Tragwerksplaner: Dipl.-Ing. H.Renken, Wittmund-Leerhafen
Elektro + HLS: Fachtechnische Abteilung ERV Frankfurt
                                     
Ausführende Firmen
Rohbau: Bauunternehmung Meyerholz, Friedeburg
Zimmermannsarbeiten: Zimmerei Alfred Cohrs, Stuhr-Fahrenhorst  
Dachdecker: Zimmerei Alfred Cohrs,     
Fenster: Fa.Poppe, Carolinensiel
Innenausbau: Zimmerei Alfred Cohrs
Außenterrassen: Zimmerei Alfred Cohrs
Schreinerarbeiten: Schreinerei Gebrüder Dielmann, Hünfelden
Elektroinstallation: Firma Tasko, Hude-Wüsting
Heizung/Sanitär: Firma G+C, Krummhörn
Teeküche: Bellstedt, Spiekeroog
Pflasterarbeiten: Firma Breu, Friedeburg
Bepflanzung: Firma Behrens, Spiekeroog
Logistikunternehmen: Bellstedt, Spiekeroog

Hersteller
Holz: Hoyaholz, Bruchausen-Vilsen
Fichtesperrholz: Hess&Co. AG CH-Döttingen
Akustikpaneel: Ligno-Trend, Weilheim-Bannholz
Dachziegel: Nelskamp, Meyerholsen Vario
Dachfenster: Lacker AG, Waldachtal
Leuchten: RZB; Belux
Klinker : Boxhorner Klinker
Schraubfundamente: Krinner, Strasskirchen

Bruttogeschossfläche
152 m²

Gesamtkosten
594.000 € brutto KG 2000-7000
inkl. 1,8 % Inselzuschlag

Auszeichnung
Iconic Awards 2014, Winner
Kategorie: Interior, Public

Fotos
Klaus Dieter Weiss, Minden

Vorgestelltes Projekt

DGJ Paysages

Le Pardon de la Nature

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