Flora heilt
Ursula Baus
19. Dezember 2007
Ein freundlicher Empfang: Die Apotheker achten aber auch sorgsam darauf, dass Raum und Tresen nicht mit allem Möglichen vollgestellt werden. (Foto: Zooey Braun)
So ungern man normalerweise einen Arzt aufsucht, so hoffnungsvoll schreitet man anschließend in die Apotheke, weil eine Linderung des Wehwehchens abzusehen ist. Wie so oft, liegt die alt eingesessene, jetzt modernisierte Apotheke auch hier in Ludwigsburg quasi zu Füßen eines Ärztehauses. Dieses Eckgebäude – eine Scheußlichkeit mutmaßlich aus dem letzten Viertel des 20. Jahrhunderts – blieb außen unverändert, der Reiz des Projekts erschließt sich ganz und gar aus dem Innenraum.
Den Apothekern ging es vor allem darum, den Verkaufsraum zu vergrößern und die Spezialisierung auf Naturheilkunde und Naturkosmetik deutlich zum Ausdruck zu bringen. So ließ sich das einstige Labor, das nach vorne zur Straße hin lag, rückseitig unterbringen und der Verkaufstresen auch so weit zurücksetzen, dass der über Eck erschlossene Verkaufsraum großzügig und übersichtlich dazu einlädt, sich umzuschauen. Einer großen Fußmatte hinter der automatischen Schiebetür aus Glas folgen schneeweiße Stufen (Epoxydharz), bis die Hauptebene betreten wird. Hier liegt Ludwigsburg-übliches Granitpflaster, überhaupt denkt man gleich ans Barocke, das die Stadt prägt.
„Insel“ mit drei blickdurchlässigen Regalen. (Foto: Zooey Braun)
Ausschnitt aus dem Deckengemälde von Monika Trenkler. (Foto: Zooey Braun)
Schneeweiße Wände gehen in einer großen Kehle in die Decke über, an der ein farbenfrohes, zartes Deckengemälde elf Heilkräuter zeigt. Bildsprache und Motive dieses Freskos dienen der Apotheke auch als grafische CI. Die in der Wand eingelassenen Regale aus weiß lackierten MDF-Platten für die Arznei sind so hoch, wie man reichen kann, außerdem sind auf einer Art weißen Insel drei rundum zugängliche Regale zwischen Boden und Decke gespannt. Sie zonieren den Raum, aber zerstückeln ihn nicht. Mit ihrem unkonventionellen, heiteren Entwurf wussten die Architekten professionelle Apothekenausstatter als Konkurrenz aus dem Rennen zu werfen und bewiesen ein Mal mehr, dass sich Architekten jederzeit verlorenes Terrain zurückerobern können.
Ursula Baus
Grundriss (Zeichnung: Ippolito Fleitz Group)
2007
Krönerstraße 19/1
71634 Ludwigsburg
Bauherrschaft
Linden Apotheke Ludwigsburg
Meike Raasch
Innenarchitektur
Ippolito Fleitz Group, Stuttgart
Bruttogeschossfläche
110 m²
Fotos
Zooey Braun