Dem Ort entlehnt

Ackermann + Raff
15. Oktober 2014
Blick von der Neckarallee auf die Eingangsfassade der Festhalle (Foto: Thomas Herrmann)
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?

Neckartailfingen ist eine eigenständige Gemeinde mit 3500 Einwohnern und einem sehr regen Vereinsleben, im Neckartal zwischen Tübingen und Nürtingen gelegen. Der Bauplatz liegt in einer schönen Talaue, die mit großen alten Kastanienbäumen begrünt ist und direkt an den Neckar grenzt. Die alte Festhalle lag an derselben Stelle, sie war baufällig und vor allem in Bezug auf den Brandschutz nicht mehr zu ertüchtigen. Daher entschied sich der Gemeinderat für einen Neubau und einen Architektenwettbewerb, den unser Büro gewonnen hat.

Eingangsbereich der Festhalle und Blick auf die Kastanienbäume der Neckarallee (Foto: Thomas Herrmann)
Veranstaltungssaal mit Ausblick auf die Neckar-Talaue (Foto: Thomas Herrmann)
Gefaltete Fassade des Veranstaltungssaals und außen liegende Neckarterrasse (Foto: Thomas Herrmann)
Foyer mit Garderobe und Eingang zum Veranstaltungssaal (Foto: Thomas Herrmann)
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?

Die Entwurfsmotive des Gebäudes sind aus der Umgebung abgeleitet: Das Dachtragwerk aus sichtbarem Leimholz ist analog dem Bild von sich überlagernden Ästen und Zweigen der Neckarallee als rautenförmiger Trägerrost konzipiert. Die geneigten Deckensegel in den Rautenfeldern bilden eine «lebendige» Deckenlandschaft, vergleichbar mit dem Blätterdach der umliegenden Bäume. Im Sicht-Estrich des Fußbodens wurde geschliffener Neckarkies verwendet; der gleiche, auf dem die Halle gegründet ist. Der Baukörper für den Küchen- und Sanitärbereich ist mit dunklen Holzplatten verkleidet, Material und Struktur sind den Baumstämmen der Neckarallee nachempfunden.

Der geschlossene Küchen- und Sanitärbereich als frei eingestellter Baukörper (Foto: Thomas Herrmann)
Blick von der Neckarallee auf die Festhalle (Foto: Thomas Herrmann)
Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?

Wegen der exponierten Lage der Halle in der Neckar-Talaue schien uns eine offene und transparente Bautypopolgie am besten geeignet. Ein leichter Pavillon mit einem «schwebenden» Dach unter den hohen Kastanienbäumen war unser Leitbild. Der verglaste Hallen- und Foyerbereich öffnet sich nach drei Seiten: zum Neckar, zur Kastanienallee und zum Parkplatz, auf dem im Sommer das Festzelt aufgebaut wird. Die Bühne bildet den geschlossenen Rücken, der Küchen- und Sanitärbereich ist dagegen frei in den offenen Raum eingestellt.

Auskragendes Dachtragwerk (Foto: Thomas Herrmann)
Blick von der Neckarseite auf den Eingangsbereich der Festhalle (Foto: Thomas Herrmann)
Blick auf die Festhalle und die angrenzende Neckarallee (Foto: Thomas Herrmann)
Wie hat sich das Projekt vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk verändert?

Der Wettbewerbsentwurf blieb an sich unverändert, allerdings war die Herstellung ist des rautenförmigen Trägerrostes aus Brettschichtholz besonders für die beauftragte Holzbaufirma eine große Herausforderung. Das auf dünnen Stahlstützen aufliegende Dachtragwerk musste aus präzise abgebundenen Brettschichtholzelementen und komplexen Stahlverbindungen zusammengesetzt werden.

Lageplan (Zeichnung: Ackermann + Raff)
Grundriss (Zeichnung: Ackermann + Raff)
Schnitt (Zeichnung: Ackermann + Raff)
Festhalle Neckarallee in Neckartailfingen
2013
Alleenstraße
72666 Neckartailfingen

Auftragsart
Wettbewerb: 05/2009, 1. Preis

Bauherrschaft
Gemeinde Neckartailfingen

Architektur
Ackermann + Raff, Stuttgart/Tübingen

Fachplaner
Tragwerksplanung: Weischede, Herrmann und Partner GmbH, Stuttgart
Bauphysik: GN Bauphysik, Stuttgart
HLS-Planung/Elektro-Planung: Planung Engineering Nick GmbH, Leonberg
Landschaftarchitekten: Hauenstein Treuchtlinger Wohlleb, Filderstadt
Brandschutzsachverständige: Halfkann+Kirchner, Stuttgart

Ausführende Firmen
Rohbau: Moser GmbH & Co. KG, Kirchheim unter Teck
Holzbauarbeiten: Seyfried und Wiedemann, Frickenhausen
Wiehag GmbH, Altheim, Österreich
Dachabdichtungsarbeiten: Rossi GmbH, Remseck - Aldingen
Metallbau: Ziegler Fenstertechnik KG, Dornhan

Hersteller
Pfosten-Riegel-Fassade / Fensterelemente: Fa. Wicona
Dachabdichtung: Fa. Bauder
Fassadenplatten: Fa. Eternit

Gebäudevolumen
7.697 m³

Bruttogeschossfläche
1.187 m²

Gebäudekosten
ca. 3.100.000 € (KG 300+400)

Gesamtkosten
ca. 4.300.000 €

Auszeichnungen
best architects 15
Hugo-Häring Preis der Kreisgruppe Esslingen-Göppingen des BDA 2014

Fotos
Thomas Herrmann, Stuttgart

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