Angedockt

Schwinde Architekten
10. August 2016
Gartenseite mit erdgeschossigem Sitzungssaal (Foto: Stefan Müller-Naumann)
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?

Aus dem Verwaltungsgebäude der 1950er-Jahre und dem Neubau sollte eine L-förmige Fassung des Platzes an der Olympiastraße geschaffen werden, um die Identität der teilweise denkmalgeschützten Solitäre des Ensembles zu stärken. Gleichzeitig soll der Neubau adressbildend am Platz sein.

Eingang Landratsamt (Foto: Stefan Müller-Naumann)
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?

Im Wettbewerb von 2009 galt es, das Konglomerat der Gebäude aus unterschiedlicher Entstehungszeit und unterschiedlicher Qualität, die bereits das Landratsamt bildeten, um einen weiteren Baustein zu ergänzen. So sollte ein Ensemble geschaffen werden, das alt und neu zu einer neuen Einheit fügt.

Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?

Das Volumen des Neubaus ist zweigeteilt und stellt so städtebauliche Bezüge zur umgebenden Bebauung her. Die Verschränkung des dreigeschossigen Nordtrakts mit dem viergeschossigen Südtrakt trägt auch den baurechtlichen Gesichtspunkten Rechnung. Gleichzeitig entsteht im Innern die «Mitte» des Landratsamts, die der Funktion als Haupteingang und Verteiler für alle Bauteile gerecht wird. Durch die Überhöhung des Erdgeschosses und die Anordnung des Aufzugs an der Schnittstelle werden die angrenzenden Bestandsbauten ebenfalls barrierefrei erschlossen. Die ursprünglich geplante «neutrale» Fassadengestaltung in Einheit mit der zu sanierenden Fassade des 1950er-Jahre-Gebäudes konnte auch aus Kostengründen nicht umgesetzt werden. Vielmehr interpretiert die Gestaltung nun Materialität und Gliederungen, die Lokalbezug haben.

Eingangshalle mit Treppenskulptur (Foto: Stefan Müller-Naumann)
Wie hat sich das Projekt vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk verändert?

Städtebaulich, konzeptionell wurde der Wettbewerbsbeitrag für die Erweiterung unverändert umgesetzt. Das flexible Bürokonzept hat einige Anpassungen im Raumprogramm erfahren. Änderungen haben sich im Wesentlichen aus der Nutzerabstimmung in gestalterischer Hinsicht ergeben.

Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?

Zum einen haben wirtschaftliche Zwänge die einheitliche Umsetzung von Neubau und Sanierung nicht möglich gemacht, zum anderen wurde der Entwurf nach dem Wettbewerb in sehr intensiven Abstimmungen mit den Bauherren- und Nutzervertretern des Landratsamtes entwickelt. Hier wurden insbesondere die Gesichtspunkte der Fassadengestaltung und der Materialität verändert.

Eingangshalle mit Besprechungsräumen (Foto: Stefan Müller-Naumann)
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?

Das Konzept des Landratsamts in Garmisch-Partenkirchen bildet den aktuellen Stand eines modernen, flexiblen Verwaltungsgebäudes ab - sowohl in technisch- konstruktiver Hinsicht, als auch in brandschutztechnischer Sicht wurden bewährte Materialien und Konstruktionen eingesetzt.

Lärchenholz und gestockter Beton (Foto: Stefan Müller-Naumann)
Fenstermotiv Ausblick in Landschaft (Foto: Stefan Müller-Naumann)
Welche speziellen Produkte oder Materialien haben zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?

Wesentliches räumliches Element ist die viergeschossige Halle mit offenen Fluren, den angrenzenden Besprechungsräumen und einer skulpturalen Treppe in das erste Obergeschoss. Diese Offenheit wurde ermöglicht durch Brandschutzvorhänge, die BMA-gesteuert die Halle von den Nutzungseinheiten abtrennen kann, sowie durch Brandschutzverglasungen der Besprechungsräume. In der Fassadengestaltung sowie im Innenraum sind die gestockten Sichtbetonwände zu erwähnen. Sämtliche Fenster- und Türelemente sowie die Inneneinbauten wurden einheitlich in Lärchenholz ausgeführt.

Lageplan (Zeichnung: Schwinde Architekten)
Grundriss Erdgeschoss mit Bestand (Zeichnung: Schwinde Architekten)
Schnitt (Zeichnung: Schwinde Architekten)
Erweiterung des Landratsamtes Garmisch-Partenkirchen
2015
Olympiastraße 10
82467 Garmisch-Partenkirchen

Auftragsart
Auftragserteilung nach Wettbewerbsgewinn

Bauherrschaft
Landkreis Garmisch-Partenkirchen

Architektur 
Schwinde Architekten Partnerschaft, München
Projektleitung: Robert Kürz, Alexandra Meyer, Mitarbeit: Olga Skok, Julia Groß 
 
Fachplaner
Tragwerksplanung: Schwind Ingenieure GmbH & Co. KG, Mittenwald
ELT-Planung/Fördertechnik: Ingenieurbüro Taffertshofer, Uffing
HLS-Planung: Ingenieurbüro Käs, Garmisch-Partenkirchen
Landschaftsarchitekt: Lex Kerfers Landschaftsarchitekten, Bockhorn
Bauphysik Wärmetechnik: Ingenieurbüro Seidel, Teublitz
Bauphysik Akustik: C.Hentschel Consult Ing.-GmbH, Freising
 
Bauleitung
Aichner Kazzer Architekten, München
 
Ausführende Firmen
Erdbau: Schneider Erd- und Tiefbau GmbH, Peiting
Baumeister: Xaver Riebel Bauunternehmung GmbH, München
Betonfertigteile: FTW Wertach Fertigteilwerk GmbH, Pforzen
Fassadenarbeiten: Seufert-Niklas GmbH, Bastheim
Elektrotechnik: Döllgast Elektroanlagen, Garmisch-Partenkirchen
Heizung- und Raumlufttechnik: Markus Stolz GmbH & Co. KG, A-Reutte
Sanitärtechnik: Albert Niggl, Krün
Abdichtungsarbeiten/Dacharbeiten: Walter Probst Bedachungen GmbH, Planegg
Hohlraumboden: Lindner AG, Arnstorf
Trockenbau: Hecher Akustikbau, Neufahrn
Schreinerarbeiten: Schreinerei Anton Buchner, Staffelsee
Innenausbau Moreth, Eschlkam
Friedrich Ziegler GmbH, Offenberg
Schlosserarbeiten: Franz Mayr Edelstahl & Metallverarbeitung GmbH, Böbing-Pischlach
Estricharbeiten: Kreller Bau GmbH, Bad Wörishofen
Fliesenarbeiten: Fliesen Röhlich GmbH 
Bodenbeläge: Straehuber AG, Dorfen
 
Bruttogeschossfläche
5.500  m²
 
Gebäudevolumen
20.300 m³
 
Gebäudekosten
9.900.000 €
 
Gesamtkosten
13.000.000 €
 
Fotos
Stefan Müller-Naumann

Vorgestelltes Projekt

DGJ Paysages

Le Pardon de la Nature

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