Ab in die Ferien, Teil 1

Simone Hübener
18. Juli 2012

Viele Projekte mit jeweils knappen Informationen – so lässt sich der Architekturführer Mecklenburg-Vorpommern aus dem Hause Jovis am besten beschreiben. 240 Gebäude hat Olaf Bartels dafür ausgewählt, die alle entweder zwischen 1990 und 2010 im Rahmen des Landesbaupreises ausgezeichnet, im Regionalteil des Deutschen Architektenblatts publiziert oder beim Tag der Architektur vorgestellt worden sind. (Dass Letzterer leider kein Garant für gute Alltagsarchitektur sein muss, haben wir im eMagazin 23|12 erörtert.) Auch die Qualität der in diesem Buch vorgestellten Gebäude scheint recht unterschiedlich zu sein. Bei einem Besuch vor Ort – und dazu will der Architekturführer ja motivieren – lässt sich das dann schnell klären.
Gegliedert sind sie in zehn Regionen, von Schwerin über die Insel Rügen bis nach Waren. Vor jedem Kapitel bietet eine Landkarte mit entsprechenden Markierungen eine gute Planungshilfe für den Stadtrundgang oder die Rundreise mit Auto oder Fahrrad. Zusätzlich wäre eine komplette Übersichtskarte hilfreich gewesen, denn man muss sich ja nicht zwangsläufig innerhalb einer Region bewegen. Neben einem kleinen Bild, das mal mehr, mal weniger aussagekräftig ist, werden die Gebäude mit kurzen Texten erläutert, die teilweise etwas präziser sein dürften. Adresse und Angaben zu den Planern komplettieren die Projektvorstellung. Wer speziell Gebäude eines bestimmten Architekten sucht, dem erleichtert das Register im Anhang die Reiseplanungen.

Wer in seinem Urlaub Architektur und Badefreuden miteinander verbinden möchte und bei den Wassertemperaturen der Ostsee zu frösteln beginnt, der findet im Buch Badefreuden einen guten Begleiter zu wärmeren Gewässern in architektonisch ansprechenden Hüllen. Iris Meder stellt Badearchitektur aus verschiedenen Epochen vor, die alle an "einem imaginären Weg vom Taunus in das ungarische Tiefland" liegen – Seitenwege eingeschlossen. Gerade die Vielfalt der ausgewählten Gebäude macht die Lektüre sehr interessant und zeigt die Bandbreite des Möglichen auf. Die historischen und zeitgenössischen Bilder vermitteln meist einen guten Eindruck, die erläuternden Sätze dürften dagegen etwas klarer und kürzer sein. Weniger Fakten für die knappen Zeilen wären oftmals besser gewesen. Auch die Literaturliste ist mit vier eng bedruckten Seiten fast zu umfangreich geraten. Unerlässlich für ein solches Werk sind dagegen das Orts- und das Badregister, die sich ebenfalls im Anhang befinden und die Urlaubsvorbereitungen erleichtern.

Der Architektur Islands, das Gastland der Frankfurter Buchmesse 2011 war, hat das Deutsche Architekturmuseum im Herbst vergangenen Jahres eine sehenswerte Ausstellung gewidmet (wir berichteten im eMagazin 42|11). Diese ist zwischenzeitlich nun leider vorbei, doch es gibt eine weitere Gelegenheit, sich zumindest mit der isländischen Architektur der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu beschäftigen – einer der wohl interessantesten Zeiträume. Atli Magnus Seelow veröffentlichte im Verlag für Moderne Kunst ein 448 Seiten umfassendes Buch, das eben diesen Teil der Architekturgeschichte Islands zum Inhalt hat und auf seiner Dissertation basiert. Diese hat er dafür überarbeitet, korrigiert, teilweise erweitert und vor allem mit zahlreichen Bildern bestückt. Im Wesentlichen geht es ihm bei seiner Arbeit um zwei Aspekte: die Transfer- und die Adaptionsprozesse, also darum "wie die moderne Architektur in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts von der ersten Generation isländischer Architekten nach Island transportiert und dort an den isländischen Kontext adaptiert wird". Die große Menge an Daten und Informationen, die Seelow zusammengetragen hat, strukturierte er für diese Publikation sehr übersichtlich und ermöglicht es dem Leser dank eines fein gegliederten Inhaltsverzeichnisses den gewünschten Abschnitt schnell zu finden. Die Texte sind fundiert und klar geschrieben, alle Pläne maßstäblich abgedruckt, das Layout ansprechend und mit ausreichend Weißraum gestaltet.

Alle, die einem Lese- einen Spieleabend vorziehen, denen sei die sechste Auflage des Plattenbau-Quartetts von DOM publishers empfohlen, die pünktlich zu den freien Tagen erschienen ist. Die erste der acht Serien vermittelt in knappen Worten so manche Besonderheit dieser Häuser aus der Sicht einer Bewohnerin. Weitere sieben haben in Bildern jeweils einen Aspekt der Berliner Betonerzeugnisse zum Thema, wie "Formstein Beton" und "Außenwandplatte Keramik". Mit dieser anderen Art eines Quartetts macht das Spielen auch Erwachsenen Spaß – egal ob in gewohnter Umgebung oder fernab der Heimat.

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