Transferzentrum Adaptronik Fraunhofer-Institut LBF
Glänzende Perspektive
28. december 2010
Schimmernde Messingbondplatten bilden die Fassade des neuen Forschungsgebäudes auf dem Institutscampus der Fraunhofer-Gesellschaft in Darmstadt.
Adaptronik gilt als eine Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts. Selbstanpassende Verbundstrukturen können auf Lärm, Schwingungen, Vibrationen oder Verformungen reagieren, die Belastungen können so deutlich reduziert werden. An Fassaden, als Maschinenverkleidungen oder für stark beanspruchte Teile, etwa Rotorflügel eines Hubschraubers, können solche adaptive Systeme angewendet werden.
Der scharf geschnittene Kubus wird durch querstehende Platten akzentuiert. Sie sind aus dem gleichen Material wie die übrige Fassade und erzeugen ein belebendes Licht- und Schattenspiel.
Für eine breite kommerzielle Nutzung ist es allerdings noch zu früh. Es wird weiter geforscht; seit Ende des letzten Jahres auch im neuen Transferzentrum Adaptronik in Darmstadt. Hier ist ein neuer Schritt in einer bereits zehn Jahre währenden Zusammenarbeit von Forschung und Wirtschaft, von Fraunhofer-Gesellschaft und kleinen und mittelständischen Unternehmen gesetzt worden. In der weiteren Kooperationen sollen neue Produkte entwickelt werden, soll der Transfer von der Forschung in die Anwendung vollzogen werden. Eingegliedert in das Ensemble des Fraunhofer-Instituts für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit (LBF) stellt der neue, mal goldglänzend, mal bronze matt schimmernde Quader, das neue Forschungsgebäude auch nach außen sichtbar dar, dass in seinem Inneren Besonderes geschieht. Eine Neuentwicklung aus Sandwichelementen und Messingplatten prägt die Fassade, die in einem unregelmäßigen Raster von quadratischen Öffnungen durchbrochen ist und durch sie belebt wird. Fensterbänder werden von quer zur Fassade stehenden Schwertern gefasst, die aus dem gleichen Material sind wie die übrige Fassade.
Blick in den Showroom des neuen Institutsgebäudes, er ist über eine Galerie und großzügige Verglasung mit dem übrigen Gebäude verbunden.
Das Innere ist in Längsrichtung in drei Zonen gegliedert: In eine Versuchshalle mit Nebenräumen, eine Erschließungszone und einen Show- und Seminarbereich mit Besprechungsräumen. Zweigeschossige Räume verbinden Büros, Labore, Seminarräume mit Showroom und Versuchshalle, sind voneinander lediglich durch Glaswände getrennt und schaffen eine transparente Struktur, interessante Blickbeziehungen und eine enge visuelle Verzahnung von verschiedenen Arbeitsfeldern. Wissensaustausch soll nicht nur Phrase sein, sondern auch durch das Gebäude erlebbar und ausgedrückt werden. Modernes Arbeiten in Teams, in Gruppen, das Lernen voneinander auch durch ein informelles Gespräch – das Haus lässt es zu, fordert dazu auf.
Aus dem Atrium im ersten Obergeschoss ergeben sich interessante Blickbeziehungen zwischen den Geschossen
Und auch energetisch will man auf dem neuesten Stand sein: Mittels Betonkerntemperierung werden die Räume geheizt beziehungsweise gekühlt, geplant ist, die Abwärme einer Hydraulikanlage zur Beheizung heranzuziehen. Das neue Gebäude hat und verspricht glänzende Perspektiven.
Christian Holl
Lageplan
Grundriss EG
Grundriss 2. OG
Längsschnitt
Transferzentrum Adaptronik
Fraunhofer-Institut LBF
2010
Bartningstraße 47
64289 Darmstadt
Auftraggeber
Fraunhofer-Gesellschaft
München
Architektur
JSWD Architekten
Köln
Projektleitung
Robert Bönsch
Tragwerksplanung
Office for Structural Design
Frankfurt am Main
Wärmeschutz
HLS-Planung
IB Rödel
Brandschutz
Konzept Pro, Siegen
Hilla Brandschutz, Frankfurt am Main
Bruttogeschossfläche
2.290 m²
Baukosten (KG 200-700)
4,44 Mio. €
Fotografie
Felix Krumbholz